Warum Welpen ihre Hundefamilie brauchen

Mittlerweile ist es gang und gäbe, dass Welpen mit 8 Wochen abgegeben werden. Warum ist das keine so gute Idee?

1. Welpen erlernen die Beisshemmung zwischen der 7. und 10. Woche. Wenn sie das an ihresgleichen, also mit ihren Geschwistern einüben, erledigt sich das relativ schnell und problemlos.
2. In der 9. Woche kommen Welpen in die erste Fremdelphase. Hunde haben mindestens vier, wahrscheinlich fünf Fremdelphasen. Die erste ist mit 9 Wochen und dauert ca. eine Woche. Fremdelphase bedeutet: nach einer Zeit der erhöhten Erkundungsbereitschaft wird eine Pause eingelegt, in der der Welpe das Erlernte verarbeitet und mehr zur Vorsicht neigt – nach dem Motto: es ist besser eine Mahlzeit zu versäumen, als selber eine zu werden.
3. Ältere Welpen von 11 oder 12 Wochen sind so gut wie stubenrein. Gerade für Ersthundebesitzer ist das ein wichtiger Punkt, da sie noch nicht die Erfahrung haben, dass wirklich jeder Welpe stubenrein wird, auch wenn man keinen Wirbel macht und ein paar einfache Regeln einhält.
4. Bis zur 12. Woche lernen Hunde wichtige Regeln des hundlichen Sozialverhaltens und die Hundesprache. Werden sie zu früh von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt, ist es fast unmöglich, dieses Manko gut zu machen – außer man hat einen freundlichen, erwachsenen Hund im selben Haushalt, der bereit ist, das Hundekind zu adoptieren und zu erziehen.

Argumente für eine Abgabe mit 8 Wochen gibt es auch. Da sehen wir uns jetzt mal zwei genauer an:
1. Der Hund kann so schneller eine bessere Bindung aufbauen.
Das würde bedeuten, dass ein Hund, der bei uns später einzieht, z.B. ein älterer Hund aus dem Tierschutz keine Bindung mehr aufbauen kann, also auch nicht mehr in die Familie integriert werden kann. Das kann niemand ernsthaft behaupten, da es Millionen Beispiele gibt, die das widerlegen.
2. Es ist vom Gesetzgeber erlaubt, wenn es für die Welpen schädlich wäre, wäre es auch nicht erlaubt.
– Es ist vom Gesetzgeber auch erlaubt, seinen Hund am Halsband zu führen, obwohl das nachweislich ungesund ist
– es ist erlaubt, ihn mit Industriefutter zu füttern, obwohl das gesundheitliche Probleme nach sich zieht
– es ist erlaubt, einen Hund an einer Laufkette zu halten, so lange er genügend Auslauf hat, was aber selten kontrolliert wird.
Es ist sehr viel erlaubt in der Tierhaltung, das für die Tiere selber alles andere als gut ist. Wir wissen auch nicht, wer das warum so festgelegt hat. Aber es bedeutet nicht unbedingt, dass man sich daran halten muß. Denn es ist nicht verboten, einen Hund erst mit 11, 12 Wochen abzugeben.

3. Der Welpenkäufer sehnt sich so sehr nach seinem neuen Freund, dass er es kaum erwarten kann. Das ist nachvollziehbar, aber: wenn alles gut geht, wird ein Hund 10 – 15 Jahre alt. Er lebt also eine lange, lange Zeit bei uns. Kommt es da wirklich auf ein paar wenige Wochen, nämlich 3-4  an, die wir länger warten müssen? Ein einsichtiger Züchter wird immer erlauben, dass wir unser Hundekind besuchen dürfen und uns auch mit Fotos beglücken, die Wartezeit versüßen.

Die Argumentation für eine frühe Abgabe steht also auf wackligen Füßen. Was spricht für eine spätere Abgabe, z.B. mit 11 oder 12 Wochen?

Viele Menschen – auch Züchter –  haben keine Ahnung, dass Hunde Fremdelphasen haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade Ersthundebesitzer mit einem Welpen in der ersten Fremdelphase total überfordert sind, ihm zu viel Neues zumuten und seine Vorsicht vollkommen falsch interpretieren, ist sehr groß. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass in dieser wichtigen Phase, in der Welpe einfach Ruhe und Sicherheit braucht, Unsicherheit und Fehlverhalten vorprogrammiert werden und damit hat man dann lebenslang zu kämpfen. Die Hundemutter macht in der Regel alles richtig, sie weiß, dass sie einfach ein bisschen auf ihre Kinder achten muß, und ist da, wenn sie Zuwendung und Sicherheit brauchen.

Gerade das Thema „Stubenreinheit“ ist für viele Welpenbesitzer ein großes Thema. Wer hat schon wirklich Lust, ständig nachts aufzustehen, damit der Kleine nicht reinmacht? Und wer findet es lustig, pausenlos darauf zu achten, dass nicht wieder ein Malheur passiert? Es ist nicht förderlich für die Beziehung, wenn jemand großen Wert auf Sauberkeit legt – und das ist erlaubt! – und so ein kleiner Hund hinterläßt einfach immer wieder mal ein Pfützchen oder Häufchen in der Wohnung. Man glaubt nicht, wie oft das ein Grund zur Abgabe sein kann. Und es hat keinen Sinn auf solche Menschen zu schimpfen, wenn sich das Problem mit einer späteren Abgabe, bei der das Problem enorm reduziert wird, lösen läßt. Natürlich kann das auch noch bei einem 12-Wochen alten Welpen sein, dass er nachts raus muß oder ein kleines Malheur passiert. Aber zum einem ist so gut wieder jeder Welpe spätestens mit 14, 15 Wochen stubenrein. Zum andern achten Züchter, die ihre Welpen sehr sorgfältig aufziehen, von Anfang an darauf, dass die Hunde an  bestimmten Plätze in der Wurfkiste ein „Hundeklo“ haben Das vereinfacht vieles und je älter der Welpe ist, um so besser hat er das auch verinnerlicht.

Bis zum Alter von 11, 12 Wochen brauchen Hunde ihre Mama noch sehr. Sie werden nach der 1. Fremdelphase zunehmend selbständiger, sind also bereit für was Neues, z.B. auch für einen Wechsel in ein neues Heim. Bis zur nächsten Fremdelphase mit ca. 16 – 18 Wochen ist noch ein bisschen Zeit und das Hundekind ist wieder mutig und neugierig. Hunde, die mit 8 oder 9 Wochen in ihr neues Heim und womöglich auch gleich in die Hundeschule kommen, können eigentlich noch gar nichts lernen. Sie sind so beschäftigt mit dem Erfassen von diesem ganzen Wust, der auf sie einstürzt, dass sie überhaupt keinen Kopf für den Rückruf, Leinenführigkeit oder was auch immer haben. Mit Hundebegegnungen sind sie komplett überfordert, weil auch die Menschen oft nicht wissen, wie sie sich verhalten müssen. Mit 11 oder 12 Wochen sind sie schon deutlich selbstsicherer und mutiger, aber auch etwas risikobewußter, da sie ja die erste Fremdelphase schon erfolgreich hinter sich gebracht haben.

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Welpen, die zu früh abgegeben wurden, benehmen sich oft wie Piranhas: sie hacken in alles und jeden ihre messerspitzen Zähnchen – HundetrainerInnen können viele Narben an Armen und Beinen aufweisen und Welpenbesitzer auch. Sie wollen auch so gut wie nichts unternehmen: nicht spazierengehen, nicht spielen, nicht neue Menschen kennen lernen – weil alles zu viel ist. Der Grund: gnadenlose Überforderung. Und weil viele Menschen die zarten Signale des überforderten Hundekindes nicht erkennen, machen sie mit ihren Aktivitäten so lange weiter, bis dem Welpen nichts anderes übrig bleibt, als zuzubeißen. Was viele daraus folgern: ich habe einen aggressiven Hund erwischt – wie soll das erst werden, wenn er erwachsen wird. Die Lösung: reduziert euer Programm um ca. 90% und – Überraschung! -, die Beisserei hört auf.

Auch wer zu früh mit Grundgehorsamstraining beginnt, hat ganz schnell ein Problem. Denn der kleine Hund ist noch viel zu viel beschäftigt mit allem anderen. Ein freundliches Abrufen, das mit viel Lob und Leckerchen belohnt wird, kurze Erkundungen der näheren Umgebung im Welpentempo mit Brustgeschirr und genügend langer Leine – das reicht für den Anfang vollkommen.

Der erste Besuch der Hundeschule zu einem Kennenlerngespräch kann nach einer Eingewöhungswoche vereinbart werden, der Beginn der Trainings sollte nicht vor der 12. Woche sein. Einzeltraining ist Gruppentraining immer vorzuziehen.

Macht euch nicht verrückt, genießt die Zeit, in der eure Pelznase so niedlich und putzig ist. Genießt es, wenn er an euch gekuschelt mit großen Augen etwas Neues beobachtet, mit vorgerecktem Hals und zur Flucht bereitem Popo was Unbekanntes erkundet und sich mit euch zur Sicherheit im Rücken immer mehr traut und immer mehr entspannt, erkundet und entdeckt die Welt mit ihm – es gibt wenig Zeiten im Leben mit einem Hund, in dem man inniger und enger zusammen lebt. Lasst euch keinen Unfug über mangelde Bindung einreden, nur weil euer Kleiner auch mal ohne euch klar kommt – und lasst ihm viel Zeit, damit seine Kinderzeit eine glückliche ist.

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Deckentraining – warum ich sowas nicht mache

Hund muß auf seine Decke – jetzt – sofort – ohne Widerrede – ab in die Kiste!

Oder doch ein bisschen netter, mit Clicker und Leckerchen, mit einem freundlichen Entspannungssignal, damit er sich wohlfühlt.

Auf alle Fälle muß er, ohne Deckentraining ist ein Hund nicht wirklich gut erzogen.

Wirklich?

Und jetzt kehr ich mal die Oma raus und hau richtig auf den Putz. Meinen ersten Hund bekam ich vor fast 40 Jahren, um genau zu sein: im Januar 1980 landete ein Häufchen Elend mit knapp 7 Wochen bei mir, nachdem meine Kumpels das kleine Mädchen völlig unüberlegt aus dem Jugendskilager mitgebracht hatten. Das Winzding wuchs sich als Bernhardinermix zu stolzen 50 Kilo Lebendgewicht aus – das war zeitweise mehr, als ich damals hatte. Dann kam mein Mann mit seiner Dackelhündin in unser Leben, waren wir also zu viert. Wir wohnten in einem kleinen Häuschen von ca. 40 qm und die Hunde lagen da, wo sie wollten: auf der Couch, da lag auf jeder Seite eine Hundedecke, oder unter der Eckbank oder unter dem Küchentisch…. manchmal auch im Weg. Wir sind mit beiden Hunden zum Essen gegangen, zu Freunden, in Biergärten, wenn es notwendig war, hatten wir für jedes Mädchen eine Decke dabei, für meine Große meine alte Jacke, die legten wir auf den Boden und die Hunde lagen drauf oder daneben, wie sie wollten.

Deckentraining für unterwegs? War nicht notwendig, denn wenn du einem Hund einen Gegenstand hinlegst, der gut und vertraut riecht, z.B. nach dir, dann legt er sich in unvertrauter Umgebung sicher daneben oder drauf. Alte Hundehalterweisheit, die ich von meinem Großvater mitbekommen habe, mein Mann von seinem Vater und überhaupt hörten wir das von allen möglichen erfahrenen Hundemenschen. Ja und sind die dann nicht einfach aufgestanden und haben Unfug gemacht? Doch, aufgestanden sind sie sehr wohl, wenn sie was genauer ansehen wollten – aber da war die Leine dran. Oder wenn sie sich anders hinlegen wollten, oder wenn sie nach dem „letzten Bissen“ gefragt haben…. wir waren oft in Gaststätten, da haben die Leute erst gemerkt, dass wir zwei Hunde dabei hatten, wenn wir gingen. Und einer davon war ein halbes Kalb.

Deckentraining zuhause? War auch nicht notwendig, denn die Hunde hatten Plätze, die ihnen gehörten und da durfte sonst niemand sitzen, dafür haben wir gesorgt. Wenn sie blöd rumlagen, dann sind sie schon irgendwann weggegangen, wenn ihnen das Drübersteigen zu blöd wurde oder wir haben sie aufgefordert, sich doch bitte mal zu entfernen.

Bei allen ihren Nachfolgern haben wir das so gehalten, seit nunmehr 38 Jahren ich höchstselbst und mein Mann ein paar Jahre länger. Und? Probleme? Nein, keine.

Jetzt leben zur Zeit drei Hunde bei uns. In allen Zimmern gibt es für alle drei Hunde die Möglichkeit, sich einen netten, gemütlichen Platz auszusuchen, den ihnen niemand streitig machen darf. Der alte Anton brauchts ebenerdig, Indiana hat gerne den Überblick und der Maxl liebt Höhlen, Eckbänke und Couchen. Problem? Immer noch nicht. Besucher setzen sich nur einmal auf die hübsche Couch in der Küche, weil die total hart und unbequem ist, Indiana liebt sie trotzdem. Auf Maxls Fell im Wohnzimmer setzt sich auch keiner, sonst hat man einen bepelzten Hintern und ganz sicher einen Dackel auf dem Schoß. Und Antons Kissen auf dem Boden – warum sollte ihm das jemand streitig machen?

Stell dir mal folgendes vor: du landest aus irgendeinem Grund in China, da leben nette Menschen, die dich mit viel Liebe an alle chinesischen Besonderheiten gewöhnen. Sie haben nur eine ganz doofe Marotte. Es gibt Momente, die auch sehr lange dauern können, da bilden sich diese netten Chinesen ein, dass du unbedingt auf einem bestimmten Stuhl sitzen mußt. Es kann auch eine Couch, ein Bett oder ein Sessel sein. Das ist ein sehr bequemes Möbel, du sitzt eigentlich gern drauf, aber nicht immer und jetzt gerade eigentlich nicht. Du würdest viel lieber am Fenster sitzen oder bei den Chinesen am Esstisch oder oder oder…. aber nein, du mußt dort bleiben. Es sind sehr liebevolle Menschen, die dir auch immer was leckeres geben, wenn du dort bleibst, aber du darfst nicht aufstehen, wenn du es aufgegessen hast. Nette Vorstellung? Sicher nicht.

Liebe HundefreundInnen, Hunde verstehen sehr gut und kommen prima damit klar, dass bestimmte Plätze zu bestimmten Zeiten irgend jemandem gehören und dass man Menschen und andere Hunde einfach auch mal in Ruhe läßt, z.B. wenn sie essen oder lesen (Menschen) oder einfach ihre Ruhe haben wollen. Man kann ihnen sehr gut ohne großen Aufwand beibringen – wie kleinen Kindern -, dass Besucher nicht ausschließlich zu ihrer Bespaßung da sind, dass man keine Zeit für sie hat, wenn man gerade kocht, am PC sitzt, sich unterhält… Ebenso verstehen sie ohne große Probleme, dass hund in der Gaststätte einfach mal so unter dem Tisch oder in einer geschützten Ecke liegen kann, das ist sogar schön, weil hund da viel zu sehen kriegt. Und wenn hund das nicht mag, dann kann mensch ihn doch zuhause lassen.

Wo also ist das Problem?

Ich glaube, dass solche Trainings gemacht werden, damit man ganz, ganz sicher sein kann, dass man mit seinem Hund in der Öffentlichkeit nicht unangenehm auffällt und jeder ganz sicher sieht, dass man seinen Vierbeiner unter Kontrolle hat. In dem Dorf, in dem ich früher gewohnt habe, saß in einer Gaststätte immer ein alter Jäger mit einem alten und einem jungen Jagdhund. Nein, das war kein Ekel, der ging sehr nett und liebevoll mit seinen Hunden um und ich habe viel von ihm gelernt. Seine Hunde lagen immer bei ihm und sind nie unangenehm aufgefallen. Mein Großonkel ging jeden Vormittag mit seiner Kommondorhündin zum Frühschoppen, die lag neben ihm und niemand hatte ein Problem damit. Beide hätten gekuckt wie ein Auto, wenn ich ihnen was von „Deckentraining“ erzählt hätte.

Also: fragt mal alte Leute, die schon lange Hunde haben, wie die das denn so machen. Ich verspreche euch: für euch und für die Hunde sind die meisten dieser Ideen sehr viel angenehmer als Deckentraining.

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Wissenschaft und Gewaltfreies Hundetraining – das hat viel miteinander zu tun

Immer und immer wieder höre ich von Neukunden: „naja, das ist halt Ihre Meinung, andere sagen was anderes, ich weiß gar nicht mehr, was ich glauben soll.“ Einerseits kann ich das gut verstehen, denn gerade auf Ersthundebesitzer prasselt eine Flut von Meinungen, Ansichten, Erfahrungen, Methoden nieder, dass es kaum zum Aushalten ist. Es gibt allerdings einige Erkenntnisse, die haben rein gar nichts mit Meinungen zu tun, sondern lassen sich schlicht und ergreifend mit klaren, wissenschaftlichen Erkenntnissen erklären.

Beispiel: Brustgeschirr oder Halsband
Im Oktober 2017 habe ich hier den Artikel: „Brustgeschirr oder Halsband? Was für eine Frage?“ veröffentlicht. Man muß schlicht physikalische und anatomische Erkenntnisse haben, um sich für ein Brustgeschirr und gegen die Verwendung von Halsbändern zu entscheiden. Ich wiederhole das hier nicht nochmal, das kann jeder nachlesen.

Beispiel: Wieviel darf ich mit einem Welpen machen?
Erst heute mußte ich mir wieder anhören, dass man ganz, ganz viel sofort und gleich mit einem Welpen machen muß, sonst lernt er das nie, und was ist dann….? Keine Ahnung was dann ist, wenn… interessiert mich auch nicht. Ich halte es mit Erkenntnissen aus Neurobiologie, Neuropsychologie und der Pädagogik. Junge Gehirne müssen trainiert werden und zwar langsam und in dem Tempo, wie sie alle neuen Erkenntnisse verkraften können. Das bedeutet bei einem Welpen von z.B. 4 Monaten: 1-2 langsame Spaziergänge am Tag von max. 20 Minuten, bei denen der Kleine erkunden und entdecken kann,  wenige Gehorsamsübungen wie abrufen, ordentliche Leinenführigkeit, spielerisches Beuteabgeben und ein Alltagsbleib, kurz und freundlich und mit viel Lob und Leckerchen. Ansonsten erkunden wir gemeinsam die Welt und ich stehe meinem kleinen Freund dabei zur Seite.  Das hat nichts mit meiner „Meinung“ zu tun, sondern es ist wissenschaftlich abgesichert, dass junge Gehirne kleine Mengen an neuen Informationen benötigen, viel Zeit brauchen, um das zu verarbeiten und dass man das Gelernte gut und gründlich absichern muß, damit es bleibt. Wenn man zuviel macht, entsteht Stress, unter Stress lernt man schlecht, wenn man schlecht lernt…… Alles in zahlreichen Versuchen – auch an Hunden! – erprobt, getestet und erkannt. Diese Versuch sind nicht nett, viele von ihnen enden richtig grausam. Wie wäre es, wenn wir wenigstens die Erkenntnisse daraus im Sinne der Hunde anwenden?

Beispiel: Er spielt so gerne mit dem Ball, Frisbee, das macht ihm Spaß. Ich muß das jeden Tag mindestens eine halbe Stunde mit ihm machen.
Ja, genau und dann wundern wir uns, wenn der Hund mit 4 oder 5 Jahren schon unter Arthrose leidet, am Kreuzband operiert werden muß oder vielleicht sogar einen Bandscheibenvorfall hat. Und außerdem jagt er wie der Blitz hinter jedem Fahrradfahrer, Hasen, Reh…. also hinter allem her, das sich schnell von ihm wegbewegt.
In große, runde Augen schaut die – leicht genervte – Hundetrainerin, wenn sie zum gefühlten 2 Millionsten Mal erklärt, dass Spiele, bei denen der Hund hinter einem bewegten Objekt herläuft, den Jagdtrieb fördern, da man letzten Teil der Jagdsequenz imitiert, bei dem jede Menge Stresshormone ausgestoßen werden, das Starten und abrupte Bremsen geht auf die Gelenke……………… hat – eigentlich – nix mit Gewaltfreiem Hundetraining zu tun, aber sehr, sehr viel mit Physiologie.

Ich muß mich also gar nicht zuf Fraktion der Wattebauschwerfer gehörig fühlen – was ich natürlich sehr wohl tue, ich muß mich nur ein bisschen schlau machen in Anatomie, Physologie, Neurologie, Physik (Mechanik) und schon kann ich einen sehr gut Plan und ein einwandfreies Verständnis dafür entwickeln, was ich mit einem Hund, vor allem mit Welpen und Junghunden, machen kann und was ich lieber bleiben lassen soll.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: TrainerInnen, TierärztInnen, PhysiotherapeutInnen, also alle, die mit unseren Hunden zu tun haben, die das nicht berücksichtigen, haben entweder keine Ahnung oder es ist ihnen egal. So oder so: jemand, der sich nichts um klare, wissenschaftliche Erkenntnisse schert, dem sollte man seinen Hund nicht anvertrauen und dem sollte man auch nichts glauben.

Eine gewaltfreie arbeitende Hundeschule erkennt man daran, daß:
– sie wissenschaftliche Erkenntnisse kennt und diese zum Nutzen von Hund und Mensch einsetzt
– die Trainerin sich laufend fortbildet. So gibt es immer mehr Erkenntnissse, wie wichtig Epigenetik ist und unsere Aufgabe ist es, einzuschätzen, wie wir das im Training anwenden können
– unseren Kunden diese Erkenntnisse so nahezubringen, dass sie sie auch anwenden können
– die Kunden lernen, selber zu denken und kritisch zu hinterfragen, was das für eine Art von Rat das ist, den sie gerade zu hören bekommen. Wenn jemand z.B. erklärt „genau jetzt ist das Halsband viiiiel besser“, dann muß eben die unangenehme Frage „warum?“ kommen – und dann sehen wir schon, was für Erklärungen daher kommen.

Vermutlich werde ich noch mindestens 2 Millionen mal genau das erklären müssen. Drückt mir die Daumen, dass ich geduldig bleibe, der, der dann grad vor mit sitzt, bei dem ist das noch angekommen.

 

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Hunde und Sommer – Bitte aufpassen bei großer Hitze

Das Frühjahr ist direkt in den Hochsommer übergegangen und auch wenn es jetzt endlich warm ist und die Sonne scheint, leiden wir doch alle unter der Hitze.

Für Hunde ist das noch deutlich extremer: sie schwitzen ausschließlich über die Zunge und hecheln bei Wärme sehr stark. Außerdem laufen sie das ganze Jahr mit Pelzmantel rum Sie brauchen deshalb immer Zugang zu Wasser, sollten, wenn sie das gerne möchten, auch die Möglichkeit haben, sich zwischendrin mal abzufrischen und sie müssen die Möglichkeit haben, Schattenplätze aufzusuchen. Viele Hunde liegen jetzt den ganzen Tag rum, am liebsten auf kühlen Fliesen.

Bitte lassen Sie Ihre Hunde untertags vollkommen in Ruhe, kurze Pipirunden, wenn man keinen Garten hat, sind in Ordnung, aber mehr sollte bei diesem Wetter nicht stattfinden. Spaziergänge unternimmt man am besten früh morgens und abends, wenn es wieder kühler ist. Dann reicht auch ein kurzer Spaziergang zur nächsten Badestelle. Kein Hund bricht vor Unterforderung zusammen, wenn er mal ein paar Tage weniger hat. Aber die Gefahr, dass Sie ihm mit körperlicher Überforderung bei Wärme schaden, ist sehr groß.

Vollkommen untersagt ist das Fahrradfahren. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich sowieso keine große Freundin davon bin, Hunde am Fahrrad „auszupowern“. Die Gefahr, dass ein Hund am Fahrrad überfordert wird, ist enorm und wird immer unterschätzt. Falls Sie in der Nähe einer schönen Badestelle wohnen, Ihr Hund bis dahin frei laufen kann, die Tour nicht länger dauert als allerhöchstens zehn Minuten, Ihr Hund fit und gesund ist und Sie nur frühmorgens oder abends bei gemäßigten Temperaturen mit ihm dort hin fahren, dann ist das in Ordnung. Ansonsten lassen Sie es bitte vollkommen bleiben, sobald die Temperatuern an 20° herangehen.

Mit Welpen, alten Hunden, trächtigen oder säugenden Hündinnen und kranken Hunden müssen Sie ganz besonders vorsichtig sein. Sie sind sowieso schon nicht so belastbar, bei ihnen muß man gut aufpassen, dass sie diese Zeit heil und gesund überstehen. Wenn Ihr Hund sehr dickes und langes Fell hat, sollten Sie sich überlegen, ob Sie ihn scheren oder scheren lassen. Man läßt dabei natürlich immer Fell stehen und schert den Hund nicht bis auf die Haut. In der Regel werden die Hunde, wenn der Wintermantel weg ist, sehr viel agiler und haben wieder Spaß am Leben.

Wenn Sie mit Ihrer Pelznase viel auf Asphalt laufen müssen, dann denken Sie bitte daran, dass er barfuß läuft. Legen Sie Ihre Hand für 5 Minuten auf den Asphalt, wenn Sie das gut aushalten – nicht gerade mal so – dann geht das in Ordnung.

Manche Hunde fressen bei Hitze weniger, das ist normal. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn er Hunger hat und wenn es kühler wird, wird er schon wieder fressen. Füttern Sie leicht verdauliche Sachen und machen Sie die Portionen ruhig etwas kleiner. Falls er nach dem Füttern noch Hunger hat, gibt es eben noch einen kleinen Nachschlag.

Ganz besonders müssen Sie aufpassen, wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind. Im Internet gibt es viele Tabellen, in denen aufgezeigt wird, wie schnell sich ein Auto aufheizt. Auch wenn es nicht direkt in der Sonne steht, sollten Sie Ihren Hund auch nicht „mal kurz“ im Sommer im Auto lassen. Wenn jemand Ihre Autoscheibe einschlägt, den Hund herausholt und die Polizei ruft, haben Sie leider Pech gehabt: der darf das. Und das ist auch gut so. Denn obwohl das eigentlich bekannt ist, sterben jedes Jahr wieder Hunde elend im Auto, weil ihre Besitzer „nur mal kurz“  den Hund im Auto lassen.

Auch in der Hundeschule sollte jetzt Entspannung und Abkühlung im Vordergrund stehen. Irgendwelche aufwendigen und komplizierten Trainings lässt man besser bleiben. Ihr Hund kann sich bei der Wärme genauso wenig konzentrieren wie Sie. Es gibt sicher interessante Themen, die Sie in der Gruppe oder im Einzeltraining mit der Trainerin besprechen können, während die Hunde im Schatten liegen oder sich im Wasser amüsieren – falls eins in der Nähe ist. Aber was spricht dagegen, die Gruppenstunde an einen See mit einsamer Badestelle zu verlegen.

Nehmen Sie also bitte alle Ratschläge, die Sie im Internet oder von erfahrenen Hundebesitzern oder von Ihrem Tierarzt oder von der Hundetrainerin bekommen, ernst und lassen Sie Ihren Bello tagsüber in Ruhe. Sie selber haben bei der Wärme sicher auch keine Lust auf große Anstrengungen.

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Mantrailing mit einer blinden Hündin – geht das?

Wer mich kennt, weiß dass ich manchmal etwas leichtsinnig bin, man könnte auch sagen, ich neige hin und wieder zum Größenwahn. Das äußert sich etwa so: Per Mail erreicht mich eine Anfrage, ob es möglich wäre, mit einer blinden Hündin aus dem Tierschutz beim Trailseminar mitzumachen. Der Anfrager möchte gerne seiner Frau ein paar Tage Urlaub + Seminarteilnahme bei uns schenken. Ich denke kurz – wirklich kurz ca. 2 Sekunden – nach und komme zu dem Ergebnis: warum eigentlich nicht? Antwort: logisch, können wir machen. Die Buchung erfolgt prompt, genauso prompt ist die komplette Zahlung auf meinem Konto – und da kommen mir, ca. eine Woche nach meiner Zusage, doch ein paar Bedenken. Aber absagen geht auch nicht mehr. Also muß mir was einfallen.

Also kontaktiere ich meine KollegInnen vom Gewaltfreien Hundetraining. Taube Hunde, alte Hunde, behinderte Hunde, hatte ich alles schon beim Trailen, das war kein Drama. Aber eine blinde Hündin? Zehn Jahre alt? Aus dem ungarischen Tierschutz? Das einzige was ich weiß ist: sie ist alt und war über Jahre in einem Stall eingesperrt, bis eine Tierschützerin, die in Ungarn lebt, sie befreit hat. Übertrieben sicher im Umgang mit Fremden ist sie auch nicht, im Gegenteil, Stimmen, die sie nicht kennt, machen ihr Angst.

Das kann ja heiter werden. Was ist mir da nur wieder eingefallen? Aber jetzt muß ich da durch.

Bis die Antworten meiner KollegInnen eintreffen, überlege ich hin und her und komme zu dem Ergebnis, dass ich auf alle Fälle mit Schleppen anfangen werde, nicht mit meiner üblichen Methode, dass die Bezugsperson weggeht. Hunde aus dem Tierschutz kriegt man oft sehr gut über Futter, also werden wir ihr was superleckeres schleppen. Dann muß ich mich mit ihr irgendwie anfreunden, damit sie meiner Spur folgt und auch den Gegenstand, den ich ihr hinlege gut findet. Die Lösung kommt von einer Kollegin, die schon mit blinden Hunden getrailt hat: gib ihr die Weste am Tag vor und lass sie Leckerchen rausfressen. Gute Idee! Vor lauter Nachdenken komme ich nicht auf das Einfachste.

Der Tag der Anreise kommt, das Ehepaar erscheint mit Wohnwagen und 8 (acht) Spanielmädchen aus dem Tierschutz. Da ist was los bei uns. Freitag abend ist wie immer Theorie, ich übergebe meine Weste und erkläre, was sie heute abend noch mit der Hündin machen soll. Und am Samstag gehts los. Zuerst sind die anderen Hunde dran, aber schließlich kommt Raisin, die blinde Cockerhündin, an der Reihe.

Die erste Schwierigkeit besteht schon darin, dass sie nicht von den anderen Spaniels wegmöchte. Ganz langsam und geduldig überreden wir sie dazu, mit uns mitzukommen. Der ganze kleine Hund drückt aus: na, das weiß ich jetzt nicht, ob ich das will. Ich schleppe ihr über eine Distanz von maximal zehn Metern ein riesiges Stück Käse, lege meine Weste hin, die schon ganz vollgeschlabbert ist, und auf die Weste kommt eine Dose mit löchrigem Deckel, drin ist auch Käse.

Und dann gehts los: sie bellt immer wieder mal, so kleine, kurze Kläffer, ist sehr unruhig, kreiselt, läuft zurück, hin und her und braucht für die zehn Meter mindestens zwei Minuten. Mir kommen beim Zusehen ernste Zweifel, ob die Strecke nicht zu lange war. Aber sie megaglücklich, als sie die Weste schließlich mit Hilfe ihres Frauchens findet, nachdem sie dreimal drumrum gelaufen ist, frißt den Käse und kuckt schon ein wenig munterer. Also auf zum nächsten Trail.

Drei Trails läuft sie und jedes Mal wird es ein kleines bisschen besser, ihr Frauchen hilft ihr ganz viel und das ist erstmal gut so. Am Nachmittag findet sie es auch gar nicht mehr so schlimm, als sie alleine los soll und die anderen Spaniel nichtmit kommen. Wir sind in einem anderen Gelände, und ich sage ihrem Frauchen, sie soll sie mal mehr selber machen lassen  – und siehe da – es geht wieder ein Stückchen besser.

Am Sonntag vormittag geht sie ganz begeistert mit und legt einen Trail hin, der uns alle fassungslos macht: sie läuft ihre zehn Meter zügig mit kleinen Absicherungen im Kreis auf die Weste zu und freut sich ein Loch in den Bauch, als sie da ist. Und ihr Frauchen strahlt fast um den Kopf rum! Gut, dass sie Ohren hat, die bremsen. Das Wochenende war für alle ein voller Erfolg.

Zwei Wochen später ist die ganze Truppe wieder da und Raisin macht in einer bestehenden Gruppe mit. Als sie dran ist, läuft sie mit kleinen Abweichungen ihre zehn Meter zur Weste und alle sind begeistert. Beim zweiten Trail  vergessen die anderen Damen beim Zuschauen, dass die kleine Maus Probleme mit fremden Stimmen hat. Nein, sie hört nicht einfach auf oder kriegt Angst. Sie dreht sich um und bellt: haltet gefälligst die Klappe dahinten! Bis dahin war alles wie gehabt. Zwar ein anderes Gelände, aber immer noch „Ute suchen“. Und jetzt ändern wir etwas entscheidenedes. Wir lassen eine vollkommen fremde Person laufen und Raisin arbeitet wie auf Schienen ihren Minitrail aus.

Stolz wie Bolle steht sie vor der Weste und will ihre Belohnung. Sie hats verstanden: lauf der Spur hinterher, die nach diesem Gegenstand riecht, und wenn du an der Jacke angekommen bist, gibts Käse.

Und ihre Menschen erst! Die sind überglücklich. Ihre kleine Maus hat einen Riesenerfolg gefeiert – und ich muß mal ganz klar sagen: diese zehn Meter, die Raisin da jedes Mal bewältigt, sind eine gewaltigere Leistung als 1.000 Meter bei einem gesunden, gut trainierten Hund. Es gehört so viel dazu, sich so etwas zu trauen. Sie sieht nichts, sie war vernachlässigt, sie ist vielleicht auch schlecht behandelt worden, sie ist getrennt von ihren Freundinnen….. natürlich hat sie viel Vertrauen zu ihrem Frauchen, aber das ändert nichts daran, dass es ja wirklich schwer für sie ist zu verstehen, was wir von ihr wollen, und das dann auch noch zu machen. Sie muß ja voll und ganz darauf vertrauen, dass wir nichts total verrücktes mit ihr machen.

Falls ich das noch schaffe, die Videos so zu verkleinern, dass ich sie hier hochladen kann, stelle ich sie noch ein. Aber ich möchte allen, die mit Tierschutzhunden raten: traut diesen Hunden, auch wenn sie weiß Gott was für Behinderungen haben, ruhig was zu. Macht die Bedingungen so einfach – z.B. darf für einen blinden Hund kein Ästchen im Weg liegen -, dass der Hund das garantiert schafft. Geht auf seine Besonderheiten ein, freut euch über den winzigsten Erfolg  – das macht Mut und Selbstvertrauen.

Raisins Menschen haben mich gebeten, die Seite der Tierschützerin hier einzustellen. Vielleicht macht die Geschichte ja auch jemanden Mut, so einen kleinen, liebenswerten Spaniel aus dem Tierschutz zu adoptieren. Es sind so freundliche, sanfte Hunde, die einfach nur Zuwendung und Verständnis brauchen.

https://de-de.facebook.com/spanielmentes/

Und jetzt nochmal zu meinem Größenwahn. Reiner Größenwahn war das natürlich nicht, ich weiß schon, was ich tue und mache solche Zusagen nicht einfach aus Jux und Dollerei. Selbstverständlich wird die kleine Raisin nicht der Wahnsinnstrailhund, muß sie auch nicht. Aber die Strecken werden garantiert länger und ein paar Schwierigkeiten werden wir schon noch finden, die sich garantiert meistern kann. Aber ich denke, auch für TrainerInnen gilt was für Hunde gilt: wir müssen uns ab und zu auch mal was zutrauen, was aus dem üblichen Rahmen rausfällt. Und wenn wir das dann gut vorbereiten, eine tolle Truppe wie meine KollegInnen von www.gewaltfreies-hundetraining.de zur Unterstützung an der Seite haben, dann ist der Erfolg schon fast garantiert – und so ein Erfolgserlebnis können wir alle brauchen.

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Spaziergang in der Dämmerung

Seid ihr mit eurem Hund schon mal bei Dunkelwerden im Wald gewesen? Im Dezember ist mir das mal aus Versehen passiert. Jetzt ist es nicht so, dass ich ein Problem damit hätte und meine Hunde haben auch keins, es kam nur anders als geplant. Eigentlich wollte ich mit Indiana eine Route für die nächste Hundewanderung im Februar oder auch für die 3-Tages-Wanderung Ende April auskundschaften – aber wir sind erst gegen halb vier am Nachmittag los. Und für die Auskundschaftung war es dann einfach zu spät weil zu dunkel.

Also sind wir eine Strecke durch den Wald gelaufen, die wir gut kennen, wo wir vielleicht die eine oder andere vierbeinige Begegnung haben könnten. Daraus wurde aber auch nichts, weil es den Wildtieren wohl zu nass und zu kalt war.

Es war so still, dass ich in unseren Pausen einfach nichts gehört habe außer das Blut in den Ohren, unseren Atem und ab und zu ein paar Regentropfen auf dem Boden. Indiana blieb oft stehen und hat sehr aufmerksam in den Wald gehorcht, sich umgedreht in die andere Richtung gelauscht. Teilweise standen wir fünf bis zehn Minuten da und haben nur aufgepasst. Ein paar Male hörten wir in einiger Entfernung Schüsse. Wir waren beide sehr aufmerksam, könnte ja sein, irgendwo bricht ein angeschossenes Tier durch.

Wenn man so durch den stillen Wald läuft, stehenbleibt und lauscht, dann fangen die Gedanken an zu wandern. Es gab nur noch Indiana und mich und eine stille, friedliche Umgebung. Bei den Schüssen mußte ich verdrängen, dass jetzt vielleicht ein Tier stirbt. Mußte auch verdrängen, dass die Jäger das in dieser Jahreszeit dürfen – obwohl es für die Wildtiere im Winter schwer ist. Aber unsere Hunde müssen angeleint sein. Das habe ich jedes Mal wegdrücken müssen. Ich kann ja sowieso nichts dran ändern.

Auch andere, schöne Gedanken sind hochgekommen. Viel mehr Menschen wollen mit ihren Hunden freundlich zusammen leben, legen großen Wert auf ein gutes und friedliches Miteinander. Mehr und mehr TrainerInnen lehnen gewalttätige Methoden ab, bestehen auf Brustgeschirren, propagieren freundlichen Umgang mit Hunden und leben das auch vor. Nach und nach wird die Wichtigkeit von absolut zu befolgenden Kommandos zugunsten der Hunde in den Hintergrund gedrängt. Immer öfter lese und höre ich, dass die Menschen gar nicht mehr wollen, dass ihr Hund wie ein Roboter reagiert – im Gegenteil, immer mehr sind bereit die tägliche Spazierroute dem Hund zu überlassen, genau zu beobachten, was er möchte und was nicht….. Und das ist einfach schön.

Ganz sicher möchte ich nicht alles schön reden. Aber so gegen Ende des Jahres zieht man eben doch gerne mal Resümee und das mache ich auch gerne. Und wenn ich überdenke, welche Kunden und Gäste ich in diesem Jahr hatte und wie ich bei den allermeisten eine wachsende Bereitschaft gefunden habe, mal unkonventionelle, alternative Vorschläge zu überdenken und zu versuchen, wie viele Kunden und Gäste zu mir gekommen sind, die ganz explizit eine Hundeschule gesucht haben, in der gewaltfrei gearbeitet wird, dann finde ich, wir alle, wir Warmduscher und Wattebällchenwerfer, wir Gutmenschen und Weicheier, wir können uns ruhig mal auf die Schulter klopfen und uns klarmachen, dass wir schon einiges erreicht haben.

Solche Gedanken kamen mir, als ich mit meiner Hübschen im Wald interessanten Geräuschen hinterher lauschte, wir allmählich ein Teil der Dämmerung wurden und ich mich bemühte, so leise und sanft aufzutreten wie Indiana, um die Stille nicht zu stören. Denn wenn man im Wald unterwegs ist, kommt man zur Ruhe. Wenn wir auf unsere Hunde achten, fangen wir an, im Hier und Jetzt zu leben, das was um uns rum ist zu beachten und zu beobachten, zu respektieren, dass es außer uns viele, viele Lebewesen gibt, die das gleiche Recht wie wir haben, ein gutes Leben zu führen. Und: dass es immer mehr werden, die auch so denken.

In diesem Sinne habe ich das Jahr 2017 mit einem guten Gefühl für die Zukunft, für mich und meine kleine Familie, für meine zwei- und vierbeinigen Freunde, für diese Welt und alle die in ihr wohnen, beschlossen und hoffe sehr, dass das Jahr 2018, in dem wir schon wieder mittendrin stecken, eine ähnliche Tendenz aufzeigt – und ich glaube, ich habe allen Grund zu Hoffnung.

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Meiner ergibt sich nie, das ist doch ein Problem? Oder?

Aussagen in dieser Art hört man immer wieder: Hund „weigert“ sich, sich auf den Rücken zu legen, um dem anderen Hund seine Unterlegenheit anzuzeigen. Das Verhältnis ist nicht ausgewogen, beim Spielen liegt der eine immer, der andere nie auf dem Rücken, der rennt lieber weg. Es ist doch nicht normal, wenn sich ein Hund nie ergibt….

Ja, was daran ist eigentlich nicht normal? Stellt euch einfach mal vor, ihr bringt euer Kind in die Kita und als ihr es abends abholt, nimmt euch die Erzieherin mit von Sorge zerfurchter Stirn auf die Seite und sagt: „So ganz normal ist Ihr Kleiner aber nicht. Er hat sich heute nicht ein einziges Mal ergeben. Normalerweise müßte er sich immer mal wieder auf den Boden hocken, den Kopf zwischen die Beine nehmen und seine Unterlegenheit bekunden. Das hat er nicht einmal gemacht. Wenn er sich wenigstens mal in die Ecke gestellt hätte! Aber nicht mal das!“ Wenn ihr daraufhin dieser pädagogischen Fachperson die Hand schüttelt und sagt: „Danke fürs Gespräch, war nett Sie kennengelernt zu haben.“ euer Kind einpackt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet, dann habt ihr mein vollstes Verständnis. Jeder halbwegs im Kopf klare Mensch würde sich fragen, wozu das gut sein soll.

Aber ein Hund muß das können? Der muß sich vor anderen kleinmachen und demütig sein und um Gutwetter bitten, oder wie? Einfach so?

Es gibt zwei Hauptarten der Unterwerfung: die aktive und die passive. Aktiv bedeutet: der Unterlegene, z.B. ein unsicherer Junghund, der sich bei einem souveränen Althund für etwas entschuldigen oder ihn milde stimmen möchte, benimmt sich wie ein Welpe. Er legt die Ohren an, kriegt ein Welpigrinsegesicht, knickt in den Knieen ein, schwarenzelt um den Alten rum, schleckt ihm das Maul und ist überhaupt sehr aufdringlich und anhänglich. Passiv bedeutet: die Hütte brennt und der Jungspund muß sehr deutlich zeigen, dass er die Waffen streicht. Also schleicht er zum Großen hin, macht sich ganz klein, legt sich vor ihm demütig und vorsichtig auf den Rücken und zeigt die Bauch- und Halsunterseite.

Und der Große? Der schaut weg. Der nimmt die Entschuldigung an, ob aktiv oder passiv ist egal und verhält sich ganz ruhig. Er vermeidet jeden Blickkontakt, um eine Eskalation der Situation zu vermeiden und zieht sich sobald es geht zurück, damit der Kleine sich wieder beruhigt, bzw. aufstehen kann. Nur bei einem sehr aufmüpfigen Jundspund, der mal eine klare Lektion braucht, wird sich erstmal die Zeit nehmen ihn abzuschnüffeln. Aber auch das dauert nicht lange, dann geht er weg, damit der aufstehen kann.

Und das soll euer Hund einfach so zwischendurch mal machen? Merkwürdige Vorstellung, finde ich. Aber das Dumme ist, dass es leider immer noch einige KollegInnen gibt, die behaupten, das sei notwendig für eine gutes Sozialverhalten. Dabei gibt es viele Varianten, einen Konflikt zu lösen. So zu tun, als sei man grundsätzlich so eine Art Fussabtreter, zeugt vermutlich einerseits von wenig sozialer Flexibilität. Der Hund hat anscheinend nur das gelernt und es kann leicht mal passieren, dass er an den Falschen gerät, dem es Spaß macht, ihm dauernd eine drauf zu geben. Andererseits ist das auch ein starker Hinweis auf mangelndes Selbstvertrauen und erlernte Hilflosigkeit. Ich wüßte auch nicht, was daran besonders sozial ist, wenn der Stärkere im Spiel vom Schwächeren verlangt, dass er sich mittendrin einfach so hinschmeißt. Das erinnert dann doch stark an Sadomaso-Spielchen. Wenn Menschen daran ihren Spaß haben und im Einverständnis handeln, ist das ok. Aber das von Hunden zu fordern?

Und was ist von einem vermeintlich souveränen Hund zu halten, der das von anderen einfordert? Bei mir wird das in Gruppen garantiert nicht geduldet, dass ein Hund anfängt, die anderen zu tyrannisieren. Wenn ein neuer, junger Hund in die Gruppe kommt, der natürlich masslos aufgeregt ist und deshalb vor lauter Lass-mich-auch-mit nix wie Blödsinn macht, die anderen anrempelt oder einfach nur nervt mit seinem Gehampel, dann kann es zu so einer Situation schon mal kommen. ABER: die älteren Hunden dürfen ihn z.B. ruhig mal in der Rückenlage abschnüffeln, doch dann muß der wieder aufstehen dürfen. Es gibt definitiv keinen Grund zu jubeln, wenn ein Hund in der Gruppenstunde permanent auf dem Rücken liegt und die anderen ihren Spaß damit haben.

Mobbingopfer werden die besten Mobber und zu erwarten, dass ein Hund permanent anderen Hunden gegenüber demütig ist, ist der beste Garant dafür, dass es auch dem sanftmütigsten Hund irgendwann reicht. In einer meiner Gruppen ist eine sehr nette Labradorhündin, die ihre Welpen- und Junghundzeit in einer anderen Hundeschule erlebt hat. Diese Trainerin war der Meinung, dass ihr Rüde sofort erkennt, welcher Welpe eine „harte Hand“ braucht. Unser Labimädchen wurde von ihm so eingeschätzt und hat wohl während der Trainingsstunden mehr Zeit auf dem Rücken als auf den Füßen verbracht. Dazu kam, dass sie sehr früh einen Kreuzbrandriss und damit Schmerzen beim Toben und Spielen hatte. Jedenfalls wunderte mich sehr, dass sie im Freilauf auch über längere Zeit immer eine Bürste machte. Sowie die Leine dran war, konnte sie sich entspannen. Ihre Halter erzählten, dass sie manchmal „ohne jeden Anlass“ andere Hunde attackierte, sie konnten nicht erklären warum. In meiner Gruppe ging es lange Zeit gut, bis sie von zwei Rüden genervt war. Sie war läufig gewesen, die Rüden fanden sie immer noch sehr interessant. Das Generve war sicher nicht angenehm, aber auch nicht extrem. Jedenfalls ging sie plötzlich ohne jede Vorwarnung auf einen der beiden los. Es endete mit einem blutenden Ohr und damit, dass die beiden natürlich nicht mehr in einer Gruppe sein können, weil der Rüde verständlicherweise jetzt Angst vor ihr hat. Dabei waren die beiden mal richtig befreundet.

Nach langen Gesprächen und Überlegungen kamen wir wieder auf die Gruppentrainings in der anderen Hundeschule zu sprechen und ich bin überzeugt, dass hier die Ursache liegt: die Halter hatten nie gelernt, dass man seinem Hund helfen darf, wenn sie der Meinung sind, irgendwas reicht jetzt. Das Verhalten des Trainerhundes, der vermutlich einfach genervt von dem Welpen- und Junghundgewusel war und keinen Bock auf die Blagen anderer hatte, fanden sie zwar beide überzogen, aber sie dachten eben, das muß so sein. Und was hat die Hündin gelernt? Wenn’s reicht, dann werd ich zum Monster und danach habe ich meine Ruhe.

Wenn gerade junge Hündinnen von Rüden genervt werden, muß man ihnen helfen und es ist erlaubt, dass die Hündin bei mir Sicherheit sucht und ich den lästigen Verehrer in die Schranken weise, wenn sein Halter das nicht tut. Sie darf auch mal eine Ansage machen, wenn er nicht von ihrem Hinterteil wegzubringen ist, und die Ansage darf so sein, dass die Botschaft ankommt. Ebenso darf ein Jungund, den ein vermeintlich souveräner Althund ständig umlegt, durchaus mal sagen, dass es reicht, wenn schon seine Halter nicht auf die Idee kommen, ihm zu helfen.

Oder, um es auf einen ganz kurzen Nenner zu bringen: was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

Hunde müssen sich nicht einfach so ergeben, nur weil ein anderer Hund oder irgend ein „Experte“ denken, das wäre angebracht. Wenn ein Konflikt entstehen könnte, z.B. beim Spielen, ist es eine wunderbare Lösung, zur Deeskalation zu buddeln, ein Rennspiel einzuleiten oder einfach rumalbern…. egal, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Sich auf den Rücken zu legen, ist eine Lösung, die nur dann passend ist, wenn wirklich Feuer am Dach ist UND der andere Hund gut und souverän damit umgehen kann. Es ist keine Beschäftigungstherapie, um das Selbstvertrauen des einen klein zu halten und dem anderen die Möglichkeit zum Mobben zu geben.

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Warum fairer Umgang mit Hunden den Umgang mit Menschen fairer macht

Jahr: 2000
Ort: ein Hundeplatz in Oberbayern
Teilnehmer: meine Wenigkeit und ca. 8 Menschen mit ihren Hunden
Ich soll diese Menschen und ihre Hunde auf die VDH-Begleithundeprüfung vorbereiten. So wie ich es gelernt habe, marschieren die Menschen mit ihren Hunden stramm militärisch hintereinander her, die Hunde laufen links, exakt links bitte schön und jedes Abweichen muß sofort per Leinenruck korrigiert werden. Wenn die Hunde ihre Menschen ansehen, wird dies mit einem Leckerchen und Lob belohnt, wenn sie „Blödsinn“ machen, z.B. pinkeln wollen (strengstens verboten), dann gibts einen Leinenruck am Kettenwürger. Sowie die Menschen stehen bleiben, müssen die Hunde sofort sitzen und zwar exakt am linken Bein und gerade, wenn nicht, muß das sofort korrigiert werden.
Eigentlich finde ich das furchtbar, aber ich weiß nicht so recht, wie ich es anders machen soll. Ich bin unfreundlich zu den Menschen, sie gehen mir auf die Nerven, weil sie nichts verstehen. Sie rucken zu viel oder zu wenig, zu früh oder zu spät, sie sind selber abgelenkt und führen meine Anweisungen nicht prompt genug aus. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das lauter Idioten sind und so behandle ich sie auch.
Sie sind alle weg und ich hole Fritzi, meinen jungen Kromirüden aus dem Auto, in dem er seit 2 Stunden wartet. Sofort geht es auf den Hundeplatz: sitz, platz, fuß, bleib, sitz, platz, fuß, bleib. Wehe, er macht irgendwas nicht so, wie ich es mir vorstelle – der ganze Frust vom Training vorher entlädt sich auf den kleinen Hund.

Szenenwechsel:
gleiches Jahr
Teilnehmer: meine Wenigkeit, der Fritzi, beliebige Spaziergänger mit ihren Hunden
Ort: irgendwo in Oberbayern
Wir gehen spazieren, der Fritzi und ich. Unterwegs üben wir viel: sitz und platz aus der Bewegung, herankommem mit Vorsitzen, bei-Fuß-gehen, eine Bleib-Übung an der Straße…. in ein paar Wochen gehe ich auf ein Turnier, da muß das sitzen.
Mein Hals ist die ganze Zeit ausgefahren wie ein Teleskop, damit ich ja nicht übersehe, wenn mir Menschen mit Hunden entgegen kommen. Der Fritzi pariert aufs Wort, aber die anderen sind echt alles Idioten. Sie nehmen ihre Hunde nicht an die Leine, sie kapieren nicht, dass man den Hund links führen muß, sie lassen die Leinen zu locker…. wer hat diesen Vollpfosten eigentlich erlaubt, sich einen Hund zuzulegen? Wenn mein Gegenüber irgendwas falsch macht und sein Hund kommt dem Fritzi zu nahe, rastet der komplett aus. Natürlich denkt der Depp, dass er alles richtig gemacht hat und es gibt einen Riesenstreit.
Verdammt! Auch dieser Spaziergang ging in die Hosen!

Szenenwechsel:
Jahr: 2018 im Frühjahr
Teilnehmer: mein Mann, meine Wenigkeit 18 Jahre älter, unsere Hunde Indiana und Maxl, unser Teilzeithund Anton, ein Passant mit Hund, ein Autofahrer, ein Dackelchen und sein Herrchen am Gartenzaun
Ort: Metzelthin in der Uckermark


Zwei Wochen war es richtig gruselig kalt, heute machen wir den ersten, warmen, sonnigen Frühlingsspaziergang. Wir fahren zu der großen Weide, wo ich Indiana und Maxl über weite Strecken frei laufen lassen kann. Mein Mann und der alte Anton kommen ein Stückchen mit und drehen dann um. Sie gehen zum Auto zurück, fahren ins Dorf um etwas zu erledigen und warten dann am vereinbarten Treffpunkt.


Wir drei gehen eine große Runde und finden eine ganze Menge interessante Sachen: einen neuen Dachsbau, die Wühlstellen der Wildschweine, das Gestrüpp am See, ein bißchen planlos laufen wir über die Wiese und gehen dahin, wo die Hunde es wichtig finden.

Dann überqueren wir die Straße zwischen Klosterwalde und Metzelthin und erkunden ein neues Stück Wiese, wo wir noch nie waren – superspannend. In einem großen Bogen gehen wir zur Straße zurück und laufen Richtung Dorf zum Treffpunkt. Soll ich die Hunde lieber kurz nehmen? Ach was, ich werd schon hören, wenn ein Auto kommt.
Die Hunde schnüffeln mal links, mal rechts, das ist ewig her, dass wir hier gelaufen sind. Indiana hebt den Kopf und schaut aufmerksam die Straße runter: ein Auto kommt. Wir gehen auf die Seite und lassen das Auto vorbei. Freundlich lacht der Fahrer meine Süßen an und ich bin sehr stolz auf die beiden.
Von vorne kommt ein Mann mit einem kleinen Hund. Ich hole meine beiden zu mir, wir weichen ein wenig in den Wald aus. Der kleine Hund fürchtet sich, logisch er ist klein und allein und meine zu zweit. Aber wir halten schön Abstand und meine Lieblinge sind ruhig und friedlich. Der Mann bleibt stehen und wir unterhalten uns ein bisschen über den schönen, warmen Tag und den kommenden Frühling und wie schön es ist, dass man wieder so entspannt laufen kann….
Am Treffpunkt ist mein Mann noch nicht da, also gehen wir an den Zaun vom nächsten Anwesen, weil da ein kleines Dackelmädchen wohnt, die sich immer so freut, wenn meine zwei „Hallo“ sagen. Ihr Herrchen kommt auch an den Zaun. Ein paar Minuten unterhalten wir uns, dann kommt mein Mann, wir steigen ein und fahren heim.
Das war ein richtig schöner, entspannter Spaziergang.

Ganz schöner Unterschied, findet ihr das auch?

Seit fast 40 Jahren habe ich Hunde und immer kam ich mit Menschen und Hunden gut klar, bis ich auf Anregung einer Bekannten vor knapp 20 Jahren in einen Hundeverein ging. Das Opfer dieses Vereins war vor allem mein Fritzi, der nach „erfolgreichem“ Training angstaggressiv war. „sitz, platz, fuß, bleib“ beherrschte er im Schlaf, das wars aber dann auch. Wehe, wir trafen einen Hund! Beschwichtigungssignale? So ein Quatsch, das gibts gar nicht. Stress? Hunde haben keinen Stress.

Und ich? Ich war auch ein Opfer, wenn auch eines, das gehörig Schuld auf sich geladen hat. Und weil diese Schuld nicht gut auszuhalten war, suchte ich andere, die noch viel mehr schuld waren als ich. Mein Anteil (was mache ich da eigentlich mit meinem Hund und den Menschen und Hunden in meinen Gruppen – das will ich doch gar nicht!) war schon schlimm genug, aber mein kleiner Hund wurde immer unglücklicher und ich mit ihm. Parallel dazu wurde natürlich auch mein Verhältnis zu meinen Mitmenschen immer schlimmer – nicht weil die alle so bescheuert waren, sondern weil ich diesem Unsinn aufgesessen war, dass man Dominanz zeigen muß, sonst übernimmt der Hund die Kontrolle, dass ich alles vorhersehen muß, sonst gerät die Situation außer Kontrolle, dass ich meinen Hund im Griff haben muß, sonst übernimmt er die Kontrolle… Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle. Man wird regelrecht zum Kontrollfreak und traut sich nichts mehr zu – vielleicht verliert man ja sonst die Kontrolle!

Könnt ihr euch vorstellen, wie die Athmosphäre in diesem tollen Verein war? Schließlich waren alle immerzu darauf bedacht, niemals die Kontrolle über ihre Hunde zu verlieren. Nur über die Hunde?

Wer glaubt, dass so ein Herangehen „nur“ auf den Umgang mit Hunden beschränkt bleibt? Ich glaube das nicht nur nicht mehr, sondern ich weiß, dass das auf alles abfärbt: auf die Beziehung zum Hund genauso wie zum Partner, zu den Menschen in der näheren und weiteren Umgebung und zu allen Menschen mit und ohne Hund, denen man begegnet. Warum? Weil man eben nicht alles unter Kontrolle haben kann und weil es einfach irrsinnig ist, allen und jedem ständig üble Absichten zu unterstellen. Es ist kein Verbrechen, wenn man seinen Hund egal auf welcher Seite laufen läßt, und erst recht gibt es keine Vorschrift, dass man seinen Hund immer nur auf einer Seite führen muß, aber ausweichen und eine friedliche Lösung finden, das ist eine gute Idee, die das Leben für alle einfacher macht.

Wer eben mal übersehen hat, seinen Hund rechtzeitig abzurufen und anzuleinen, ist noch lange kein Idiot, er hat vielleicht nur gerade gepennt. Passiert das nicht jedem von uns mal? Wo ist das Problem? Wenn die eigenen Hunde andere Hunde nett finden, können sie doch auch einfach mal „Hallo“ sagen. Und wenn sie sich nicht nett finden, dann werden sie sich schon nicht gleich ermorden. Ist das ein Grund, sein Gegenüber anzuschnauzen? Ihn – oder sie – für einen kompletten Volltrottel zu halten? Ganz sicher nicht.

Irgendwann ist bei mir der Groschen gefallen, das war 2001, und ich habe angefangen, mit meinem Fritzi ganz anders umzugehen. Das Halsband wurde entfernt und er bekam ein Brustgeschirr. Die Meterleine wurde an den Haken gehängt und wir haben uns eine Drei-Meter-Leine besorgt. Das Buch „Calming Signals“ von Turid Rugaas wurde über Monate unser wichtigster Ratgeber und die Ergebnisse auf Turnieren wurden immer unwichtiger, bis ich diesen Unfug ganz sein ließ. 2003 habe ich mit meiner Trainerausbildung bei animal learn begonnen und das war der letzte Anstoß, den ich brauchte. Wer mit seinem Hund freundlich umgeht und vorausschauend spazierengeht, braucht keine Schuldigen für die eigenen Versäumnisse zu suchen, der hat Freude an seinen Hunden, sieht auch mal was lockerer und ist entspannter. Der häufigste Satz, den ich von meinen Kunden höre, ist: Du bist vielleicht entspannt, regt dich denn gar nix auf?  Nein, so schnell nicht – im Gegensatz zu früher.

Oder? Doch, es gibt Dinge, die regen mich immer mehr auf. Leinenruck zum Beispiel, oder grober Umgang mit Hunden, Unfreundlichkeit, Intoleranz, Arroganz…. alles Eigenschaften, die meine armen Teilnehmer im Jahr 2000 auf dem oberbayerischen Hundeplatz mir vermutlich auch zugesprochen haben. Aber das ist Gott sei Dank Vergangenheit.

Wenn ich mit oder ohne Hunde jemanden treffen, mit ihm Kontakt aufnehme, dann bin ich in der Lage, freundlich und unvoreingenommen auf diesen Menschen zuzugehen und einfach mal zu schauen: was bist du denn für einer? Da gibts welche, die stehen mir nicht so zur Nase, mit manchen wll ich überhaupt nichts zu tun haben, andere finde ich ganz nett und mit einigen freunde ich mich an. Meine Kunden mag ich bis auf sehr seltene Ausnahmen gern, und ich habe gelernt darauf zu achten, was sie richtig machen. Das was sie „falsch“ machen, fällt dann hinten runter und ist irgendwann nicht mehr wichtig. Das war gar nicht so schwer, weil bei den Hunden mache ich es ja genauso. Das Training macht Spaß, ich freue mich auf jedes Training und die Menschen und Hunde merken das.

Klappt das zu 100%? Nein, natürlich nicht. Ich bin ein Mensch und kein Roboter. Manchmal bin ich nicht gut drauf, aber daran sind weder meine Hunde noch meine Kunden schuld, sondern irgend etwas anderes, manchmal auch ich selber. Und wenn ich dann merke, dass meine Hunde komisch werden, beschwichtigen, mich dauernd beobachten, unentspannt wirken, dann denke ich nach – über mich, was ich gemacht habe, ob ich was anders machen soll. Und siehe da – es funktioniert. Wir klären solche Verstimmungen mittlerweile ganz schnell und müssen nicht irgendwelche nichtsahnenden Passanten oder Kursteilnehmer zu Idioten erklären. Guter Plan, oder?

Für viele Menschen und Hunde ist aber nach wie vor die Realität, dass das Zusammenleben einfach nur ein Kampf ist, ein sehr einseitiger Kampf, den wir Menschen anzetteln und die Hunde müssen mitmachen, ob sie wollen oder nicht. Angeheizt werden diese sinnlosen und überflüssigen Kämpfe von Leuten wie Cesar Millan und anderen „Experten“, die Hundehalter in Atem halten mit ihren gewalttätigen Ideen. Heraus kommen dabei nur unglückliche Menschen und unglückliche Hunde. Denn ein gutes Zusammenleben erreicht man weder durch Dominanzgehabe noch durch Kicks in die Nieren noch durch Würgen des Hundehalses….

Zufriedenheit, Freundschaft, Vertrauen und Liebe können nur dort gedeihen, wo man entspannt, freundlich und liebevoll miteinander umgeht. Wenn Sie also die ganzen schönen Artikel in der Blogparade gelesen haben und jemanden kennen, der Cesar Millan gut findet und sogar eine seiner Shows besucht, dann sollten Sie ihm mal diesen Link
https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/tauschaktion/
zukommen lassen. Vielleicht kommt er ja tatsächlich auf die Idee, sein Ticket für eine vollkommen überflüssige Cesar-Millan-Show gegen eine Beratung in einer gewaltfreien Hundeschule zu tauschen. Möglich wär’s.

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Was ist Bindung?

Gute Frage, oder? Was ist Bindung?
Und die nächste gute Frage lautet: wie kriege ich das hin, dass mein Hund eine gute Bindung zu mir aufbaut?
Und: Machen Sie auch Bindungsarbeit?
Das sind so Fragen, die bekomme ich bei Erstgesprächen sehr oft zu hören.

Wenn wir diese Fragen jemandem stellen, der auf Dominanz und Hierarchie und Dinge wie „ich bin der Boss“ steht, dann sind die Antworten klar: wenn der Hund mich als seinen Lebensmittelpunkt betrachtet, wenn er nur auf mich achtet, wenn er prompt und zuverlässig gehorcht, dann hat er eine gute Bindung. So weit, so absurd. Sollte das stimmen, hätte in den vergangen 38 Jahren kein einziger meiner Hunde eine gute Bindung zu mir gehabt.

Wo bin eigentlich ich Mensch in diesen Fragen? Was ist mit meiner Bindung zu meinem Hund? Wie baue ich eine gute Bindung zu ihm auf? Welche Bindungsarbeit muß ich denn leisten? Und: warum stellen meine Kunden diese Fragen nie?

Weil Theorie gerade bei diesem Thema sehr verschwommen ist, möchte ich das mal mit einer Episode aus einem Erstgespräch erklären, was es mit „Bindung“ auf sich hat. Eine Freundin von mir bat mich, mit ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und dem neuen Hund ein Beratungsgespräch zu führen. Es ist der erste Hund der beiden, ein ca. 2 Jahre alter Labradorrüde, Scheidungswaise. Wir verbrachten fast zwei Stunden zusammen bei einem sehr positiven Gespräch. Sie fragten viel, ich antwortete so gründlich und ausführlich wie nur möglich. Die ganze Zeit hatte ich den Eindruck: hier ist mal der richtige Hund bei den richtigen Menschen gelandet. Klar gibt es noch das eine oder andere, das sich noch richten muß, aber das wird schon klappen.

Bindung spielte natürlich auch eine Rolle. Mir fiel auf, dass ein Unbeteiligter vermutlich nie auf die Idee gekommen wäre, dass der Hund erst seit ein paar Wochen bei den beiden war. Er ließ sich ganz unkompliziert abrufen, war immer in der Nähe, war sehr aufmerksam ohne gestresst zu wirken, alles in allem eine sehr erfreuliche, runde Sache. Und jetzt kommts: Bindung – wie baue ich die auf?

Die Tochter erzählte mir mit strahlenden Augen von ihrem Morgenspaziergang. Meine Freundin wohnt in einem kleinen uckermärkischen Dorf am Ortsrand und von ihrem Haus kann man wunderbare Spaziergänge über die zur Zeit kahlen Felder unternehmen. Die Wege und Felder sind durchsetzt mit großen und tiefen Pfützen – ein Paradies für Labradore.  Das beste an diesem Morgenspaziergang waren natürlich diese Pfützen, in die der Süße sich mit wahrer Wonne hineinstürzte, durch die er tobte und darin plantschte. Und sein Frauchen – eine stinknormale Berliner Rechtsanwältin ohne jede Hundeerfahrung – stand am Rand, wurde von Kopf bis Fuß mit Dreck bespritzt und freute sich ein Loch in den Bauch. Die helle Begeisterung stand ihr immer noch ins Gesicht geschrieben.

Ich sehe schon die Fragezeichen über manchen Köpfen: was hat denn das mit Bindung zu tun?

Eine ganze Menge würde ich sagen. Da ist ein Hund abgegeben worden und mit großer Sorgfalt, weil man ihn ja liebt und nicht gerne hergibt, sucht man ihm einen guten Platz und findet ihn auch. Für den Hund ist das trotzdem eine schwere traumatische Erfahrung, und zwar um so mehr, wenn er sich vorher wirklich geliebt gefühlt hat. Unser kleiner Freund wurde mit offenen Armen und warmen Herzen empfangen. Die beiden beobachten ihn ganz genau, was er möchte, wie man es ihm ermöglicht, wann und wo er sich wohlfühlt….. sie tun alles, um ihm das neue Zuhause und seine neuen Menschen so angenehm wie nur gerade möglich zu machen. SIE fühlen sich verantwortlich dafür, dass er sich wohlfühlt, sie erwarten NICHT, dass er sich sofort zu 100% anpasst. Und dazu gehört, dass man sich mit seinem Freund freut, wenn er sich freut. Auch wenn man voller Dreck und Speck vom Spaziergang zurückkommt.

Das, liebe HundefreundInnen, das hat sehr viel mit Bindung zu tun. Mit dem bedingungslosen Annehmen eines Hundes, der sein Zuhause verloren hat, der neue Orientierung, viel Liebe und Verständnis braucht – und das bekommt er auch. Und dafür sind WIR zuständig, wir Menschen.

Mir geht das Herz auf, wenn ich solche Dinge erlebe. Wenn ich sehe, dass Menschen nicht einfach mit Begriffen um sich werfen, wenn  sie alles ihnen Mögliche tun, um einem Hund das Ankommen zu erleichtern, wenn sie mit ihm leben und an seinem Leben teilhaben, aktiv und mit Freude. Und dann muß man sich keine Gedanken mehr über Bindung und die schwere Arbeit zu einer guten Bindung zu machen. Dann hat man den Samen in gute und nahrhafte Erde gelegt und es kann eine schöne Pflanze daraus werden.

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…ganz unten in der Hierarchie….

Ein langjähriger Kunde hat mir voller Entsetzen erzählt, dass sich seine Tochter und ihr Freund einen Hund gekauft haben – einen Welpen einer sehr seltenen und anspruchsvollen Rasse. Die beiden haben überhaupt keine Erfahrung mit Hunden und haben sich in das Aussehen dieser Rasse verliebt. Die Tatsache, dass nicht „jedermann“ so einen Hund hat, spielt vielleicht auch eine gewisse Rolle. Was meinen Kunden aber meisten aufregt, ist die Tatsache, dass der kleine Kerl zwar erst zwei Wochen bei den beiden wohnt, aber schon ein Programm absolvieren muß, dass es nur so raucht: Hundeschule, Gehorsamsübungen, täglicher Besuch zum Gewöhnen an Menschen, Spaziergänge, Tierarzt….. Dass der kleine Hund schon ein Problem hat, er fürchtet sich nämlich vor Männern, das interessiert anscheinend nicht so sehr. Was dafür viel, viel wichtiger ist: er soll von Anfang an lernen, dass er ganz hinten in der Hierarchie steht.

Wenn ich sowas höre, komme ich ins Grübeln. Hierarchie, ein tolles Wort, bei dem sofort Bilder in meinem Kopf auftauchen. Ich sehe eine große Gemeinschaft vor mir, bei der jeder eine gewisse Funktion erfüllen soll und in der klar sein muß, wer was wann zu sagen hat. Beispielsweise sollte der, der den besten Überblick über die Finanzen hat, auch wissen, was wann für die Gemeinschaft gekauft werden kann oder eben nicht. Oder der, der handwerklich am geschicktesten ist, sollte einen Überblick über notwendige Reperaturen am Haus haben. Vielleicht gibt es auch jemanden, der sozial sehr kompetent ist und deshalb Streitigkeiten schlichtet und auch mal Entscheidungen treffen kann, die alle angehen. Und jeder ist in seinem Bereich ganz oben in der Hierarchie, weil die anderen auf ihn hören. Freiwillig.

Was diesem kleinen Hund passiert, ist folgendes. Er wird von seiner Mama weggeholt, obwohl er die eigentlich noch dringend braucht, er war nämlich noch nicht mal 10 Wochen alt. Naiv und freundlich wie Hunde nun mal sind, vertraut er darauf, dass die zwei Menschen, bei denen er jetzt einzieht, seine Mama ersetzen und ihm freundlich, behutsam und in kleinen Schritten die Welt zeigen und erklären. Hat er ja auch recht. Und jetzt fangen die an, machen von der ersten Minuten an Action ohne Ende und achten haargenau darauf, dass der Kleine sich nicht irgendwas anmaßt, was ihm nicht zusteht. Keine Ahnung was das sein könnte, vielleicht hätte er lieber anderes Futter oder mehr Ruhe oder weniger Besuch oder oder oder…. Welpen maßen sich nichts an, die haben Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Eins davon ist, dass sie von uns als Elternersatz erwarten, dass wir ihnen die Welt zeigen.

Anscheinend klappt ja schon mal nicht, dass man ihm freundliche Männer nahebringt, die einfach nur nett sind und ihm klar machen, dass er sich nicht zu fürchten braucht. Dafür ist jeder Besucher angewiesen, ihm Leckerchen anzubieten – was auch immer das bringen soll. Dann zeigt der Winzling bereits zwei Wochen nach seinem Einzug schwere Stresssymptome – die werden nicht erkannt, also wird auch sein Bedürfnis nach Ruhe nicht befriedigt. Natürlich gibts auch das beste Trockenfutter der Welt, das der Züchter empfohlen hat – also wird er auch nicht vernünftig ernährt.

Aber wehe, wehe, er versucht sich in der Hierarchie nach oben zu kämpfen! Das geht gar nicht.

In welcher Hierarchie eigentlich? Es sollte ja nicht so schwer sein, 2 Menschen und 1 Hund unter einen Hut zu bringen. Muß man da irgendwelche „Hierarchien“ ganz oben auf die Prioritätenliste setzen? Und warum „kämpfen“? Geht der jetzt mit Zähnen und Klauen bei jeder Gelegenheit auf alles los, was nicht bei drei auf dem Baum ist? Ein Welpe von ca. 11 Wochen?

Bei uns lebt ein alter Hund, unser Teilzeithund Anton. Seit knapp drei Jahren ist er immer bei uns, wenn sein Halter keine Zeit hat, das ist an ungefähr 25 von 30 Tagen im Monat der Fall. Mindestens. Für seinen Halter war es auch immer enorm wichtig, dass er der Herr und Anton der Hund ist – was anscheinend schon alles aussagt. Hund ist auf alle Fälle und irgendwie einfach weniger wert. Jetzt ist Anton alt und zur Zeit sehr krank – und es droht die Gefahr, dass Anton uns für immer verläßt. Es hat sich in den letzten drei Jahren viel geändert im Verhältnis der beiden sehr zugunsten von Anton. Und was jetzt passiert, wenn die Gefahr des Abschieds so bedrohlich wird, das kann man sich kaum ausmalen.

Sein Halter ist verzweifelt, unglücklich, wird vom schlechten Gewissen und Selbstvorwürfen geplagt, er ruft jeden Tag an, wenn er nicht selber vorbei kommt, bei ihm sitzt und ihn streichelt….. da ist nicht mehr viel übrig von: du bist der Hund und ich der Herr.

Liebe Freunde von Hierarchie und Dominanz und anderen merkwürdigen Vorstellungen, denkt gut nach, vor ihr eurem Hund beibringt, dass er das allerletzte ist. Ihr holt euch ein Hundekind ins Haus, das keine Ahnung hat, warum ausgechnet auf es eure Wahl gefallen ist. Von seiner Exklusivität hat es keinen blassen Schimmer, auch nicht von euren Ideen von Hierarchie. Dieses Hundekind will versorgt werden, es möchte mit und durch euch die Welt in langsamem Tempo erobern, so dass er lernt euch zu vertrauen und mit euch eine lebenslange Partnerschaft einzugehen. Partner kennen keine Hierarchien, für sie ist das wichtigste die liebevolle Beziehung, die vertrauensvolle Hingabe, die Freundschaft und Liebe, die sie für einander empfinden. Wenn euer exotischer Hund erst unter der Erde liegt, ist es für eure Reue zu spät.

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