Seid ihr mit eurem Hund schon mal bei Dunkelwerden im Wald gewesen? Im Dezember ist mir das mal aus Versehen passiert. Jetzt ist es nicht so, dass ich ein Problem damit hätte und meine Hunde haben auch keins, es kam nur anders als geplant. Eigentlich wollte ich mit Indiana eine Route für die nächste Hundewanderung im Februar oder auch für die 3-Tages-Wanderung Ende April auskundschaften – aber wir sind erst gegen halb vier am Nachmittag los. Und für die Auskundschaftung war es dann einfach zu spät weil zu dunkel.
Also sind wir eine Strecke durch den Wald gelaufen, die wir gut kennen, wo wir vielleicht die eine oder andere vierbeinige Begegnung haben könnten. Daraus wurde aber auch nichts, weil es den Wildtieren wohl zu nass und zu kalt war.
Es war so still, dass ich in unseren Pausen einfach nichts gehört habe außer das Blut in den Ohren, unseren Atem und ab und zu ein paar Regentropfen auf dem Boden. Indiana blieb oft stehen und hat sehr aufmerksam in den Wald gehorcht, sich umgedreht in die andere Richtung gelauscht. Teilweise standen wir fünf bis zehn Minuten da und haben nur aufgepasst. Ein paar Male hörten wir in einiger Entfernung Schüsse. Wir waren beide sehr aufmerksam, könnte ja sein, irgendwo bricht ein angeschossenes Tier durch.
Wenn man so durch den stillen Wald läuft, stehenbleibt und lauscht, dann fangen die Gedanken an zu wandern. Es gab nur noch Indiana und mich und eine stille, friedliche Umgebung. Bei den Schüssen mußte ich verdrängen, dass jetzt vielleicht ein Tier stirbt. Mußte auch verdrängen, dass die Jäger das in dieser Jahreszeit dürfen – obwohl es für die Wildtiere im Winter schwer ist. Aber unsere Hunde müssen angeleint sein. Das habe ich jedes Mal wegdrücken müssen. Ich kann ja sowieso nichts dran ändern.
Auch andere, schöne Gedanken sind hochgekommen. Viel mehr Menschen wollen mit ihren Hunden freundlich zusammen leben, legen großen Wert auf ein gutes und friedliches Miteinander. Mehr und mehr TrainerInnen lehnen gewalttätige Methoden ab, bestehen auf Brustgeschirren, propagieren freundlichen Umgang mit Hunden und leben das auch vor. Nach und nach wird die Wichtigkeit von absolut zu befolgenden Kommandos zugunsten der Hunde in den Hintergrund gedrängt. Immer öfter lese und höre ich, dass die Menschen gar nicht mehr wollen, dass ihr Hund wie ein Roboter reagiert – im Gegenteil, immer mehr sind bereit die tägliche Spazierroute dem Hund zu überlassen, genau zu beobachten, was er möchte und was nicht….. Und das ist einfach schön.
Ganz sicher möchte ich nicht alles schön reden. Aber so gegen Ende des Jahres zieht man eben doch gerne mal Resümee und das mache ich auch gerne. Und wenn ich überdenke, welche Kunden und Gäste ich in diesem Jahr hatte und wie ich bei den allermeisten eine wachsende Bereitschaft gefunden habe, mal unkonventionelle, alternative Vorschläge zu überdenken und zu versuchen, wie viele Kunden und Gäste zu mir gekommen sind, die ganz explizit eine Hundeschule gesucht haben, in der gewaltfrei gearbeitet wird, dann finde ich, wir alle, wir Warmduscher und Wattebällchenwerfer, wir Gutmenschen und Weicheier, wir können uns ruhig mal auf die Schulter klopfen und uns klarmachen, dass wir schon einiges erreicht haben.
Solche Gedanken kamen mir, als ich mit meiner Hübschen im Wald interessanten Geräuschen hinterher lauschte, wir allmählich ein Teil der Dämmerung wurden und ich mich bemühte, so leise und sanft aufzutreten wie Indiana, um die Stille nicht zu stören. Denn wenn man im Wald unterwegs ist, kommt man zur Ruhe. Wenn wir auf unsere Hunde achten, fangen wir an, im Hier und Jetzt zu leben, das was um uns rum ist zu beachten und zu beobachten, zu respektieren, dass es außer uns viele, viele Lebewesen gibt, die das gleiche Recht wie wir haben, ein gutes Leben zu führen. Und: dass es immer mehr werden, die auch so denken.
In diesem Sinne habe ich das Jahr 2017 mit einem guten Gefühl für die Zukunft, für mich und meine kleine Familie, für meine zwei- und vierbeinigen Freunde, für diese Welt und alle die in ihr wohnen, beschlossen und hoffe sehr, dass das Jahr 2018, in dem wir schon wieder mittendrin stecken, eine ähnliche Tendenz aufzeigt – und ich glaube, ich habe allen Grund zu Hoffnung.