Elisabeth Beck: Wer denken will, muß fühlen – Mit Herz und Verstand zu einem besseren Umgang mit Hunden

Buchbesprechung von Ernst Wagner-Rott

„Und schon wieder ein Hundebuch…“ – Mit diesem Gedanken nahm ich das Buch von Elisabeth Beck in die Hand, zumal Titelbild und Aufmachung nicht unbedingt meine Neugier weckten. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis relativierte meine Skepsis: allein fünfzig Seiten unter dem Titel „Aktuelles Wissen“ weckten mein Interesse,  insbesondere Überschriften wie: „Ich fühle, also bin ich“, „Alles Alpha?“ oder „Abschied von der Angst vor der Vermenschlichung“.

Im Vorwort ist der Anspruch der Autorin zu lesen: „Dieses Buch möchte das Geheimnis der innigen Mensch-Tier-Beziheung ein Stück weit lüften, indem es sich mit jenem Bereich befaßt, der im Hundetraining für gewöhnlich ausgeklammert wird: mit der Rolle der Gefühle in der Kommunikation zwischen Mensch und Tier und der emotionalen Kompetenz des Menschen am anderen Ende der Leine.“ Um es vorweg zu sagen: das „Geheimnis“ wird nicht nur ein Stück sondern überraschend weit gelüftet.

Wenn sich die Autorin mit althergebrachten Vorurteilen über Tiere und ihre Folgen auseinandersetzt, angefangen beim „Geist Descartes“ bis zum „alte(n) mechanistische(n) Bild vom Tier, das bei der Entwicklung aller Hundetrainingsmethoden Pate stand“, wenn sie überzeugend darlegt, warum es deshalb immer noch auf den Hundeplätzen „geistert“, glaubt man ihr nicht nur – man hat sich schon längst festgelesen. Ich hätte allerdings gerne im Kontext der Auseinandersetzung mit Philosophie und Verhaltensforschung auch etwas über die Rolle der Religion gelesen. Und wenn Elisabeth Beck von ihren gescheiten und glücklichen Schweinchen erzählt, entstehen in meinem Kopf Bilder von der riesigen Schweinemastanlage, die in unserer Nähe in Betrieb gehen soll – die ökonomische Ausbeutung der Tiere kommt bei ihr nicht vor.

Im zweiten großen Teil des Buches: „Flexibles Training mit Herz und Verstand“ wird als erstes die Frage untersucht, wie man mit bestehenden Techniken und Methoden umgehen soll. Als wirklich guten Weg beim Training, schreibt Elisabeth Beck, solle man sich aus vielen Methoden diejenige aussuchen, …..zu denen Kopf und Herz ja sagen können“. Das ist zunächst keine sensationelle Erkenntnis, aber wie sie dann „die grundsätzlich gute Methode“ analysiert (z.B. anhand des Clicker-Trainings), wie sie das Grundbedürfnis-Modell (Grawe-Eppstein) unter dem Aspekt einbringt, welche Bedürfnisse für Mensch und Hund gleichermaßen wichtig sind und immer dabei die Gefühle von Mensch und Tier in den Mittelpunkt rückt, das macht Spaß beim Lesen und ist trotzdem wissenschaftlich fundiert, so daß auch das Eine oder Andere aus Neurobiologie und Psychologie im Kopf des Lesers hängen bleibt.

Im dritten Teil geht es vor allem um die Intuition: „Gefühltes Wissen – das Geheimnis der innigen Mensch-Tier-Beziehung“, das Herzstück des Buches. „Hinter der Intuition steckt (…) die Fähigkeit des Gehirns, im Verborgenen Informationen aufzunehmen, ohne daß der bewußte Verstand davon auch nur etwas ahnt“. Intuition ist also als eine Form der Intelligenz, mit derene Hilfe wir unsere gesamte Erfahrung nutzen können. Die Autorin zeigt auf, wie die „Intelligenz der Gefühle“ nicht nur hilft richtige Entscheidungen zu treffen, sondern auch dabei mit Tieren über Ausdrucksignale zu kommunizieren. Der spannendste Abschnitt war für mich, welche Möglichkeiten die Existenz der Spiegelneuronen eröffnen: von der Konzentration auf gemeinsame Aufmerksamkeitsziele beim Training, bis hin zur „ganzheitlichen intuitiven Wahrnehmung“, dem „Wahrnehmungszustand der Spitzentrainer“.

Hier ist der Leser beim letzten Teil des Buches angekommen: „Übungen und Trainingsinstrumente für Spitzentrainer“, die Quintessenz des Vorangegangenen, fünfundzwanzig Seiten, die eine wahre Fundgrube sind.  Und an dieser Stelle möchte ich der Autorin widersprechen: nicht nur für „Spitzentrainer“!

„Wer denken will, muß fühlen“ ist für Trainer  und engagierte Hundefreunde ein außerordentlich informatives und lehrreiches Buch, munter geschrieben, mit vielen Anekdoten und von der ersten bis zur letzten Seite spannend.

Das Buch ist erschienen im Kynos Verlag, ISBN 978-3-942335-00-3, € 19,90

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Abstand halten!

Leider, leider gibt es immer noch viele Menschen, die ihren Hunden erlauben, zu jedem Hund zu rennen, weil „der will doch nur spielen“ und „meiner ist doch gaaaanz lieb“ und was dergleichen Unfug mehr. Unfug? Ja, Unfug. Denn der andere Hund möchte das vielleicht nicht, und das ist sein gutes Recht. Wir nehmen uns dieses Recht ganz selbstverständlich heraus, denn wir möchten auch nicht von wildfremden Menschen angbaggert, angemacht, umarmt oder einfach so zum Spielen aufgefordert werden. Viele von uns empfinden es schon als Frechheit, wenn sie mal nach dem Weg, der nächsten U-Bahnstation oder der Uhrzeit gefragt werden. Aber Hunde wollen immer und mit jedem, der des Wegs kommt, spielen? Ganz sicher nicht.

Es gibt zwei sehr gute Aktionen, die zu diesem Thema derzeit laufen:
„Benimmregeln für Hunde“ (eigentlich für Menschen)


und „Das Projekt Gelber Hund“.

Beide Aktionen ergänzen sich wunderbar und ich möchte sie deshalb hier bekannt machen. Wer selber einen Hund hat, der Abstand braucht, sollte ihn mit einem gelben Zeichen versehen: ein Halstuch, ein Schleifchen an der Leine oder am Geschirr, das kann man halten wie man möchte. Wer einen Hund mit einem gelben Schleifchen sieht, der weiß ab sofort, wie er sich zu benehmen hat.

Und wessen Hund andere Hunde belästigt und wer seinen Hund nicht abrufen kann, der kann gerne zu uns in die Hundeschule kommen, dann lernt er das bei uns. Die Ausrede: wir wohnen zu weit weg, gilt nicht, denn bei der Suche nach einer guten Hundeschule in Ihrer Nähe sind wir selbstverständlich behilflich.

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Abschied für länger – Über den Tod unserer Hunde

„Abschied für länger“ ist der Titel eines Buches, das Clarissa von Reinhardt und Anders Hallgren zusammen geschrieben haben. Ein trauriges Thema, das aber jeden Hundebesitzer irgendwann trifft, nämlich dann, wenn sein Hund – aus welchem Grund auch immer – stirbt. Das kann unerwartet und schnell gehen, weil der Hund einen tödlichen Unfall hat oder an einer unheilbaren, sehr schmerzhaften Krankheit leidet und man ihn erlösen muß. Das kann sich aber auch über einen längeren Zeitraum hin abzeichnen, weil er alt ist, immer schwächer wird und irgendwann geht.

Viele Menschen versuchen, dieses Thema so weit wie möglich von sich fern zu halten, zu schrecklich ist der Gedanke, daß der geliebte Vierbeiner eines Tages nicht mehr bei uns ist. Verständlich, aber nicht sehr sinnvoll. Die Autoren verstehen es sehr gut, die Angst vor dem Tod zu nehmen, ohne das Drama, das sich jedesmal abspielt, zu verharmlosen oder zu verniedlichen. Sie machen uns Mut, zu unserer Trauer um den Gefährten zu stehen, und sie zeigen Ansätze auf, wie man damit fertig wird.

Dazu werden verschiedene Glaubensrichtungen nach dem Umgang mit dem Tod untersucht und Hilfen aufgezeigt, die in verschiedenen Religionen angeboten werden. Wer nicht religiös ist, kann trotzdem viele der guten Tips aufnehmen und für sich umsetzen. Zudem zeigen die Autoren sehr kompetent die Stadien auf, die jeder in dieser Zeit durchmacht und sie machen uns auch hier Mut, alles wirklich zu durchleben, so wie es kommt: Wut, Verzweiflung, das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen, anzunehmen, daß man sich vorkommt, als wäre man „gegen eine Betonwand gefahren“.

Sie sprechen auch das Thema Euthanasie an, also die Einschläferung. Sie erklären, worauf man achten muß, damit der Hund auch wirklich ruhig und entspannt mit der Spritze gehen kann und nicht unnötig leiden muß. Selbstverständlich weisen sie auch darauf hin, daß eine Einschläferung nicht immer zwingend notwendig ist, denn Sterben, das muß man sich bewußt machen, müssen wir alle und das können wir auch alle.

Sehr hilfreich sind die vielen Rituale, die sie aufzählen, mit denen man sich die Trauer erleichtern kann, z.B. wie und begrabe ich meinen Hund? Was tue ich, wenn ich ihn nicht auf dem eigenen Grund begraben kann? Da es heute besonders in den Städten Tierfriedhöfe und -krematorien gibt, muß niemand mehr sein Tier beim Tierarzt lassen. Was kann ich tun, um ihm die letzten Stunden zu erleichtern?

Dabei betonen sie immer wieder, wie wichtig es ist, daß man seinen Hund nicht in dieser letzten Stunde allein läßt. Gerade die letzten Tage und Stunden sollte man immer bei ihm sein, denn auch wenn Hunde diesen Schritt viel gelassener sehen als wir, es doch der größte Schritt, den wir alle in unserem Leben machen müssen und keiner weiß, was uns auf der anderen Seite erwartet. In so einer schwierigen Situation sollten wir unseren besten Freund nicht allein lassen.

Ich schreibe dies aus einem traurigen Anlass heraus. Am Dienstag den 29. Januar früh um halb fünf ist unser kleiner Fritzi über die Regenbogenbrücke gegangen. Wir durften bis zum Schluß bei ihm sein und er ist ganz ruhig und entspannt zwischen uns gestorben. Mein Mann, die kleine Loni und ich waren bei ihm bis zum letzten Atemzug, wir haben ihm gemeinsam einen Sarg gebaut und ihn zusammen begraben. Auf seinem Grab brennt eine Laterne. Aber auch so wird er immer in unseren Herzen weiterleben.

 So traurig der Anlaß für mich war, dieses Buch wieder zu lesen, so sehr hat es mir auch Mut gemacht und geholfen, den Glauben, daß wir uns auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke wiedersehen, festzuhalten. Deshalb möchte ich es allen Hundebesitzern ans Herz legen, damit diese Stunde nicht unvorbereitet auf euch zukommt.

Abschied für länger – Über den Tod unserer Hunde, Clarissa von Reinhardt, Anders Hallgren, animal learn Verlag, € 16,00

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Menschen und ihre Hände – ein Problem für Hunde

Kein Mensch kann dafür garantieren, daß sein Hund niemals an der Leine zieht. Wenn Sie in der Stadt wohnen und keinen eigenen Garten haben, wird ihr kleiner Freund es vermutlich früh ziemlich eilig zum nächstbesten Baum haben. Nachvollziehbar, Sie müssen früh nach dem Aufstehen schließlich auch ganz dringend. Aber noch weniger können wir dafür gerade stehen, daß wir niemals an der Leine zuppeln. Wir sind schließlich Menschen und die haben – im Gegensatz zu Hunden – Arme und Hände und mit diesen Extremitäten sind wir ständig in Bewegung, auch ohne es zu merken. Sie spielen eine wichtige Rolle bei unserer Körpersprache, wir deuten, fuchteln, kratzen uns, berühren unseren Gesprächspartner. Es ist für uns völlig normal nach etwas zu greifen, einen Gegenstand in die Hand zu nehmen, einen Partner zu umarmen. Wenn wir unseren Hund streicheln, massieren, kratzen, machen wir uns keine Gedanken, das tun wir eben. Aber genau so unbewußt halten wir die Leine in der Hand und bewegen unsere Hände und Arme. Wenn unser Bello dabei Impulse bekommt, die er schlecht bis gar nicht interpretieren kann, merken wir das gar nicht.

Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, wie manche Hunde akribisch die Hände ihrer Menschen im Auge behalten, sobald sie sich ihnen nähern? Sehr oft werden solche Hunde gerufen und sowie Bello in „greifbarer“ Nähe ist, wird nach ihm gegrabscht. Es fehlt nur noch der Ausruf „Hab ich dich“! Ganz nett wird es, wenn er am Halsband gegriffen wird, dann bekommt er zu der unangenehmen Bewegung in Richtung Hals noch einen schmerzenden Ruck an der Kehle.

Für Hunde sind Hände und Arme etwas Besonderes, Hunde haben sowas nicht. Die stehen mit allen Vieren auf dem Boden, sie fuchteln und greifen nicht und mit den Vorderbeinen an jemand anders herumzuzerren, käme ihnen nicht in den Sinn. „Festhalten“ bedeutet für Hunde in der Regel „Bedrohung“. Denn wenn es nicht gerade um einen Deckakt geht, bei dem der Rüde die Hündin umklammert und festhält, dann halten sich Hunde fest, wenn sie kämpfen und der, der den anderen fixieren kann, ist eindeutig der Sieger und kann den anderen ernsthaft verletzen oder auch umbringen. Festhalten ist also nicht unbedingt mit angenehmen Erwartungen für Hunde verbunden. Unsere Hände und Arme, die so sehr beweglich sind, so gerne greifen und festhalten, sind für unsere Hunde äußerst gewöhnungsbedürftig.

Für uns ist das aber eine Selbstverständlichkeit, über die wir nicht nachdenken. Wer kann von sich behaupten, er hätte sich noch nie über einen Hund gebeugt und ihm über den Kopf gestreichelt oder ihn angetatscht, obwohl der Hund deutliche Anzeichen gezeigt hat, daß er das jetzt gar nicht nett findet. Wir finden Getätschel von andern auch nicht immer angenehm, aber wir erschrecken nicht unbedingt vor der Tatsache, daß jemand seine Hände nach uns ausstreckt. Je temperamentvoller oder nervöser und gestresster wir aber sind, um so größer wird unser Gehampel. Anstatt die Leine einfach ruhig zu halten, bekommt der Hund alles mit, was wir so deuten und fuchteln. Versetzen Sie sich bitte mal in die Lage eines Hundes, an dem ständig rumgezuppelt wird. Nicht geruckt, wohlgemerkt, das ist noch eine andere Klasse. Schlicht die Tatsache, daß wir unbewußt mit der Leine hantieren, ist für unseren Hund eine massive Störung, mit der er nicht gut klar kommt und unter Umständen darauf mit Zerren an der Leine reagiert.

Machen Sie bitte folgenden Versuch. Legen Sie sich ein Halsband um und befestigen Sie daran eine Leine. Oder Sie binden sich eine Leine um den Bauch oder den Oberarm. Dann drücken Sie das Ende der Leine einem Menschen um, dem Sie vertrauen, bei dem Sie sicher sind, daß er Ihnen nichts Böses will. Dieser Mensch hält die Leine über einen längeren Zeitraum, mindestens 15 Minuten und Sie registrieren einfach die Impulse, die Sie permanent bekommen. Wenn Ihr Bekannter nämlich keine ausgesprochene Schlaftablette ist, wird er immer wieder mal einfach so die Leine bewegen. Und Sie merken das. Wenn Sie aber nachfragen, werden Sie feststellen, daß Ihr Freund das nicht bewußt macht. Vielleicht bemüht er sich sogar, seine Hände ganz ruhig zu halten, um Sie nicht zu irritieren. Jetzt wissen Sie aber, was da passiert, Sie haben es ja selber organisiert und sind auf Impulse gefaßt, Sie warten sogar drauf. Ihr Hund sagt nicht zu Ihnen: leg mir das Halsband um und mach die Leine fest, damit ich das testen kann. Für ihn ist das eine Sache, auf die er keinen Einfluss hat und die er so auch niemals wollen würde. Wenn jetzt die Leine, die an Ihren Arm befestigt ist, jemand in der Hand hat, der keine Rücksicht auf Sie nimmt und das Halsband liegt um Ihren Hals….. Keine angenehme Vorstellung, oder?

Für uns bedeutet das, daß wir sehr verantwortungsvoll mit der Leine umgehen müssen und am besten auf Halsbänder verzichten, und statt dessen Brustgeschirre verwenden. Überlegen Sie mal, wie Verfechter von Halsbändern in der Regel argumentieren: „Wenn du ein Brustgeschirr umlegst, kannst du auf deinen Hund nicht einwirken.“ Aha, einwirken. Was ist das? Ganz einfach. Wenn der Hund etwas tut, was der Mensch am anderen Ende der Leine nicht möchte, dann ruckt er, der Mensch. Und weil der Hals ein extrem empfindlicher Körperteil ist, geht man davon aus, daß ein Hund, der zum Erlernen der Leinenführigkeit einen Leinenruck bekommt, schon aufhören wird zu ziehen, um den schmerzhaften und unangenehmen Ruck zu vermeiden. Wenn das so einfach wäre, dann würde kein Hund, der jemals auch nur einen Leinenruck bekommen hat, an der Leine ziehen. Wer also ein Halsband umlegt, um auf den Hund „einwirken“ zu können, möchte ganz aktiv mit seinen Händen und Armen am Hund herumrucken. Dazu kommen noch die vielen kleinen Impulse, die jeder seinem Hund so ganz nebenbei über seine unruhigen Hände vermittelt, und dann wundern wir uns, daß unser Fiffi mit der Leine ein Problem hat. Und wir automatisch auch.

Daraus können wir ohne weiteres folgern, daß wir ganz bewußt und verantwortungsvoll die Leine in der Hand halten und unser Augenmerk darauf richten müssen, definitiv nicht an der Leine zu rucken. Was sollen wir tun? Wir halten unsere Hände und damit die Leine ruhig.

Mittlerweile sind viele Trainer und Hundehalter dazu übergegangen, ihrem Hund ganz bewußt mit Sichtzeichen zu vermitteln, was sie vom Hund möchten. Das ist eine vernünftige und gute Sache, da Hunde unsere Körpersprache in der Regel sehr gut interpretieren können. Man geht davon aus, daß Hunde genetisch fixiert unsere Körpersprache größtenteils verstehen. Das ist einer der Gründe, warum Hunde bei einem ihnen unbekannten Trainer sehr gut und schnell auf Anweisungen reagieren, wenn er nicht nur freundlich mit ihnen umgeht, sondern sich kontrolliert bewegt und klare Sichtzeichen gibt. Es läßt sich aber auch folgern, daß Hunde uns ziemlich genau beobachten, um herauszufinden, was wir von ihnen wollen. Das bedeutet nicht, daß Bello Sie 24 Stunden rund um die Uhr bewacht, sondern daß er Sie vor allem wenn’s drauf ankommt, gut im Auge behält, um nichts zu versäumen. Je hampeliger Sie aber sind, um so schwieriger wird es für ihn. Dann hat er nicht nur das übliche Kommunikationsproblem zwischen Mensch und Hund, daß der Mensch den Hund zutextet und Bello muß aus dem sprachlichen Wust die entscheidenden Wörter rausfiltern, sondern er muß auch noch lernen, welche Ihrer wirren Gesten jetzt tatsächlich „sitz“, „weiter“, „bleib“ oder etwas anderes bedeuten.

Wenn ein Hund aber kaum filtern kann, weder aus Ihren Worten noch aus Ihrer Körpersprache, was Sie von ihm wollen, dann hat er Stress pur. Stress, der zu viel wird, ist aber ein großes Hemmnis in allen Lebenslagen, egal ob es um das Erlernen neuer Fähigkeiten, um das Interpretieren eines Kommandos oder um das Ausführen einer Aufgabe geht. Ein gestresster Hund hat einen Teil seiner Aufmerksamkeit beim Auslöser der Stresssituation, nämlich bei Ihnen, um zu vermitteln, daß es jetzt gerade ganz schön schwierig ist, ein Teil konzentriert sich darauf, wie man diesen Stress los wird, und ein Teil der Aufmerksamkeit verbleibt zur Lösung des eigentlichen Problems, z.B. „geh locker an der Leine“ oder „komm her“. Jetzt kann sich jeder gut vorstellen, daß man unmöglich eine Aufgabe optimal lösen kann, wenn mindestens 2 Drittel seiner Konzentration und Kraft auf etwas ganz anderes, nämlich eine massive Störung gerichtet ist. Und diese Tatsache: ich kann eine Aufgabe nicht gut lösen, erzeugt wieder Stress. Eine schreckliche Spirale, die wir das lostreten, und alles nur, weil wir unsere Hände nicht ruhig halten können.

Idealerweise haben Sie jemanden, der Sie beobachtet und Ihnen ehrlich sagt, wie das bei Ihnen so aussieht. Wenn also Ihre Hundetrainerin zu Ihnen sagt, daß Sie zu viel Aktion mit den Händen machen, dann reagieren Sie bitte nicht beleidigt, sondern versuchen Sie einfach mal sich selbst zu beobachten, während Sie – vermeintlich entspannt – mit Hund an der Leine herumstehen oder -gehen, bzw. was Sie so zeigen, wenn Sie ihn rufen.

Ein weiterer Stressauslöser für unsere Hunde kann unsere Tendenz zum Klammern sein. Wenn Sie einem neugeborenen Baby einen Finger hinhalten, wird es diesen sofort mit seinen Händchen umklammern. Ganz klar klammert sich ein Kind an das Bein seines Papas, wenn es sich bedroht oder unsicher fühlt, der Körperkontakt gibt ihm Sicherheit. Und der Papa hat überhaupt kein Problem damit, für ihn ist das nur eine Botschaft seines Kindes. Hunde können ebenfalls durch Körperkontakt Sicherheit bekommen. Meine erste Hündin saß immer auf meinem Fuß, wenn sie sich vor etwas graulte. Jeder hat schon mal einen Welpen gesehen oder beim eigenen erlebt, daß er sich zwischen die Beine schmiegt, wenn ihm etwas nicht geheuer ist. Oder Ihr Hund kuschelt gerne mit Ihnen auf der Couch. Alles soweit in Ordnung. Aber es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen dem Welpen, der sich an Ihre Beine schmiegt, und dem Kind, das Papas Bein umklammert. Der Welpe holt sich den Körperkontakt durch Anschmiegen, er oder Sie können jederzeit weggehen, ohne eine Umklammerung lösen zu müssen. Das Kind hält seinen Vater fest. So ganz ohne weiteres kann sich der nicht entfernen.

Klammern bedeutet für Hunde „Bedrohung“, das haben wir weiter oben gelesen. Zumindest ist dieser Faktor sehr wichtig. Hunde müssen erst lernen, daß unsere Umklammerungen nett gemeint sind und ebenfalls Sicherheit vermitteln können. Aber das müssen sie lernen, jeder einzelne Hund aufs neue. Ein Hund, der nicht frühzeitig Menschen und ihren ganz anderen Umgang mit den vorderen Gliedmaßen kennengelernt hat, wird zeitlebens damit Probleme haben. Deshalb müssen Sie auch hier vorsichtig und behutsam Ihrem Bello beibringen, daß Sie Umarmungen und Festhalten nicht als Androhung, sondern Zärtlichkeit, Schutz Sicherheit vermitteln.

Na gut, sagen Sie jetzt, das hab ich schon verstanden. Aber wenn er an der Leine zieht, dann klammere ich doch nicht, so daß er Angst haben muß. Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht. Leider spielt das Klammern aber bei der Leinenführigkeit eine sehr wichtige Rolle.

Mir war jahrelang nicht klar, warum ich nie ein Problem hatte, mit allen möglichen Hunden, nicht nur mit meinen, an lockerer Leine zu gehen. Die Menschen kamen zu mir und wollten lernen, wie das geht, die Pelznase zog wie Hechtsuppe, ich nahm die Leine in die Hand und alles war wunderbar. Die Hundebesitzer waren verblüfft, aber auch sehr frustriert, weil ich ihnen nicht sagen konnte, was ich anders machte. So peu à peu konnte ich die verschiedenen Punkte, warum Hunde ziehen, analysieren und immer mehr Menschen gute Tipps geben, aber einen ganz entscheidenden Punkt habe ich erst ganz zum Schluß entdeckt.

Folgende Situation: ein Mensch führt seinen Hund, der ganz schauerlich an der Leine zieht, ich nehme ihm die Leine ab, und von jetzt auf gleich geht der Hund ganz locker. Wir gehen 50-100 Meter, ich zeige dem Hundebesitzer, was ich mache, und gebe ihm die Leine zurück. Und sofort fängt der Hund wieder an zu ziehen. Was passiert da? Während ich die Leine locker halte und dem Hund die gesamte Leinenlänge zur Verfügung stelle, also mindestens 3 bis 5 Meter, verkürzt Herrchen sofort die Leine auf ein absolutes Minimum. Zudem greift er mit beiden Händen in die Leine, als müßte er einen Flugzeugträger fixieren, und legt sich nach hinten. Schließlich muß er dem zu erwartenden Zug, der auch sofort einsetzt, standhalten. Wenn er versucht, gerade zu bleiben, geschweige denn er beugt sich nach vorne, ist zu erwarten, daß er auf die Nase fällt. Nicht witzig.

Schon mal was gehört von sich selbst erfüllenden Prophezeiungen? Das ist eine Variante von „Das Bild in meinem Kopf“. Mit so etwas haben wir es hier unter anderem zu tun. Ich habe meinem Hund beigebracht zu ziehen, also erwarte ich, daß er zieht, sobald die Leine eingehängt ist. Und ich habe auch das entsprechende Bild von ihm.

Anderes Beispiel: sowie ein Hund von vorne kommt, mutiert die ansonsten liebenswerte Fiffi zum geifernden, kläffenden Monster. Aber: sowie ein Hund von vorne kommt, selbst wenn Frauchen nur die Nasenspitze eines anderen Hundes sieht, „weiß“ sie, gleich explodiert Fiffi wieder. Beim ersten Spaziergang mit der neuen Hundetrainerin begegnen den beiden mindestens 3 Hunde, die eigentlich genau ins Schema fallen, aber trotzdem bleibt Fiffi ruhig. Was macht die Trainerin anders? Sie greift nicht sofort in die Leine, geht nicht direkt auf den anderen Hund zu, gerät nicht in Panik….. Was macht sie? Genau: sie läßt die Leine locker, weicht ein wenig aus, gibt Fiffi eine freundliche und klare Anweisung mitzukommen, hält ihre Hände ruhig, sie tut alles, damit die Situation entspannt bleibt.

Weil ich ein Mensch bin, weil ich wie meine wilden Verwandten die Affen, die als einzige Säugetiere richtige Arme und Hände haben, die sie dringend zum Überleben brauchen und häufig völlig unbewußt einsetzen, halte ich die Leine fest, wie das vorher erwähnte Baby den Finger umklammert. Und nicht nur mit einer Hand. Auch die zweite Hand wird dazu genommen, weil wir ja dem zu erwartenden Zug standhalten müssen. Und schon habe ich einen leinenaggressiven und / oder schrecklich ziehenden Hund. Hat ein Hund Leinenführigkeit aber richtig gelernt, dann halten Sie die Leine ganz locker, mit einer Hand und bei vielen Hunden brauchen Sie theoretisch nur zwei Finger, über die die Schlaufe hängt. Theoretisch, weil wir wollen ja nicht leichtsinnig werden.

Menschen und ihre Hände, ein wirklich kompliziertes und fast undurchschaubares Thema für Hunde. Achtsamkeit ist hier angesagt in jeder Hinsicht und in jeder Situation. In einem alten Hundebuch habe ich mal gelesen, was Kinder früher von ihren Eltern lernten, wie verschieden Tierarten sich wehren: Katzen kratzen, Hunde beißen, Menschen schlagen. Wir können soviel mit unseren Händen machen. Nettes und nicht ganz so nettes. Achten Sie darauf, daß Streicheln und Kraulen und andere fürsorgliche Handhabungen, überwiegen. Dann gewöhnt sich Ihr Bello auch an daran, daß Fuchteln nicht unbedingt böse gemeint ist und Hände und Arme eine freundliche Bedeutung für ihn haben.

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Tierärzte – Experten für jedes Tier und jedes Thema?

 Tierärzte machen uns und unseren Hunden das Leben nicht immer leicht. Leider. Es wäre so schön zu wissen, daß da jemand ist, der sich auskennt, wenn mein Bello krank ist, sich darum kümmert, daß er gesund bleibt und ihn liebevoll und kompetent sein Leben lang betreut. Wer von uns freut sich nicht auch darüber, wenn er einen netten und guten Hausarzt hat? 

Vielleicht liegt es auch an uns, daß Tierärzte meinen, sie müßten auf allen Gebieten Experten sein. Sie können sich aber genauso wenig wie Hundetrainer in allen Fragen über Hunde auskennen. Ein Tierarzt muß enorm viel wissen. Egal mit welchem Tier Sie zu ihm kommen, immer soll er Ihnen eine kompetente Antwort und Ihrem Hund eine gute und natürlich billige Behandlung angedeihen lassen. Von der Tanzmaus über den Wellensittich, die Katze, den Hund bis zum Pferd, das ist vielleicht ein bißchen viel verlangt, finden Sie nicht? Ich kann gar nicht erwarten, daß er wirklich in allen diesen Bereichen perfekt ist. 

Trotzdem meint man manchmal, daß sie die reinsten Götter in allen, aber auch allen Fragen rund um den Hund sind, eben auch in Ernährung. Der Satz: „Mein Tierarzt sagt aber….“ läßt mich immer aufseufzen. Viele Menschen meinen, daß er nie und niemals irren kann, weil er es ja studiert hat. Vielleicht bekommt er auch noch hin und wieder eine göttliche Eingebung? Scherz beiseite. Heute wird die Frage der Ernährung auch im Veterinärstudium ernster genommen, als das vor einiger Zeit noch der Fall war. Aber fragen Sie doch mal Ihren Tierarzt, wie lange seine Ausbildung in puncto Hundeernährung gedauert hat. Wenn er ehrlich ist, wird er zugeben, daß im Studium relativ allgemein über Tierernährung gesprochen wird, und da geht es eben um so gut wie alle Tiere, die ihm im Laufe seiner Karriere unterkommen können. Üblicherweise wird dies innerhalb von ein, zwei Semestern abgehandelt.  

Und dann ist es eben abhängig davon, von wem der zuständige Professor, sagen wir mal freundlich, beeinflußt ist. Je nachdem, wer seine Forschungsaufträge bezahlt, dessen Lob wird er singen. So geht es auch bei vielen Tierärzten weiter. Sie werden von Vertretern besucht wie jeder andere Geschäftsmann auch, nur geht es dann nicht um den Druck von Visitenkarten oder die Ausstattung des Wartezimmers oder die Medikamente, die er verwendet, sondern um die Futtermarke, die er zukünftig vertreibt. Es gibt natürlich jede Menge Tierärzte, die das nicht mitmachen. Nur leider sind nach wie vor die in der Überzahl, die sich ihr Wissen über Hundeernährung aus dem Material und auf Schulungen der Hersteller erwerben. Das bedeutet aber nicht mehr und nicht weniger, daß viele Tierärzte sich verhalten wie ein ganz normaler Handelsvertreter: sie bewerben und verkaufen ein Produkt, von dem sie sich auf Verkaufsschulungen überzeugen lassen haben oder bei dem der Hersteller das beste Angebot für seinen Vertreter macht. Mit fachlich kompetenter Beratung und „Wissen“ hat das aber nichts zu tun. Viele der Argumente, die Sie „pro“ Trockenfutter hören, werden von Tierärzten verbreitet. Keines von ihnen hält einer Überprüfung ernsthaft stand.

Das größte Problem dabei ist aber, daß sich dadurch in den letzten Jahren zwei Fronten gebildet haben, die in weiten Bereichen vollkommen verhärtet und unbeweglich sind. Da sind auf der einen Seite die Tierärzte, die jeden niedermähen, der sich nicht auf ihre Aussagen einlässt, und auf der anderen Seite die Hundebesitzer, die jeder Aussage jedes Tierarztes misstrauen und die sich nicht mehr vorstellen können, daß ein Schulmediziner auch mal recht haben oder zuhören und differenziert urteilen und denken kann. Wer versucht, zwischen diesen Fronten zu vermitteln, hat es nicht immer leicht. Zum Glück für die Hunde gibt es mittlerweile relativ viele, gut ausgebildete Tierheilpraktiker, aber in vielen Fällen braucht man einen Tierarzt und es ist nicht gut, daß die Entwicklung diesen Lauf genommen hat. Es leiden vor allem die nachdenklichen und kooperativen Tierärzte und die Menschen mit ihren Hunden darunter, die keinen Tierheilpraktiker in der Nähe haben.  

Dann gibt es noch die Gruppe von Hundebesitzern, die ihrem Tierarzt wie dem lieben Gott einfach alles zutrauen, und die sind in vielen Fällen nicht unbedingt gut beraten. Die Macht, die Tierärzte in allen und vor allem in der Frage der Ernährung haben, ist nicht sehr segensreich. Viel zu oft werden die Hunde dadurch zu Dauerpatienten. Ist das in Ihrem und im Sinne Ihres Hundes? Ich denke doch eher nicht.

Für Menschen gibt es nicht nur Allgemeinärzte, die sich einer langjährigen und aufwendigen Ausbildung unterziehen müssen, es gibt schon fast für jedes Organ und jeden Körperteil einen Spezialisten. Und bei Tieren? Nicht nur, daß Sie von Ihrem Tierarzt erwarten, daß er Ihr Frettchen, die Zierfische, die Katze, den Hund und den Papagei optimal versorgt, nein er soll für alle auch noch ein Ernährungsspezialist sein. Sie selber würden sich sehr wundern, wenn Ihr Augenarzt oder Orthopäde plötzlich anfangen würde, Sie in Ernährungsfragen zu beraten. Auch dafür gibt es beim Menschen Spezialisten.

 Dazu kommt leider noch, daß die Futtermittelindustrie die Tierärzte als wunderbare Partner entdeckt hat. Und Sie dürfen mir glauben, auch Hundetrainer und mittlerweile sogar Tierheilpraktiker werden zunehmend mit interessanten Werbeangeboten gelockt. Zu Anfang verging keine Woche, in der ich nicht wenigstens eine e-mail mit dem Inhalt: „wenn Sie unser Futter vertreiben, verdienen Sie nicht schlecht dabei“ bekam. Mittlerweile hat sich wohl herumgesprochen, daß da nicht viel zu holen ist. Der Umsatz durch Hundefutter ist weder in der Hundeschule noch in der Tierarztpraxis zu vernachlässigen. Obwohl wir in unserer Hundeschule nur sehr wenig und nur ausgewähltes Industriefutter verkaufen, verdienen wir am Futter und den Leckerchen mindestens genauso viel wie am Buchverkauf. Da braucht man schon starke Nerven und eine feste Überzeugung, um gerade am Anfang der Selbständigkeit nicht zu jedem Strohhalm zu greifen, der einem das Überleben sichert.  

Ein Tierarzt kann, muß aber nicht, ein hervorragender Ernährungsspezialist sein. In den allermeisten Fällen weiß er nur das, was er an der Uni gelernt hat und auf Schulungen, die oft von Futtermittelherstellern veranstaltet werden, hört. Es gibt viele Tierärzte, die zwar anderer Meinung sind als ich, aber trotzdem akzeptieren, daß jeder Mensch für seinen Hund entscheiden kann, wie er gefüttert werden soll, ohne daß gleich jede Seuche der Welt über den Hund hereinbrechen wird. Wenn ein Tierarzt allerdings beim Wort „Rohfütterung“ sofort den Teufel an die Wand malt, dann sollten Sie doch besser überlegen, ob Sie nicht wechseln sollten.  

Allerdings würde ich Ihnen schon empfehlen, mit Ihrem Tierarzt darüber zu diskutieren, was nun die beste Ernährung ist, denn Sie brauchen jemanden, der Ihren Hund medizinisch betreut. Und schließlich kann es für ihn interessant und lehrreich sein, wenn er merkt, wie Ihr Hund sich mit der veränderten Fütterung entwickelt. Fragen Sie ihn z.B., ob er für sinnvoll erachtet, wenn sich ein Mensch ausschließlich von getrockneten und konservierten Lebensmitteln ernähren würde. Fragen Sie ihn, wie er erklärt, daß etwas Bearbeitetes besser und gesünder sein soll als frische Nahrung. Jeder Humanmediziner schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn Sie ihm sagen, daß Sie ausschließlich Dosennahrung und Chips essen. Oder haben Sie schon mal gehört, daß Industrienahrung für Menschen besser sein soll als frische Lebensmittel? Sehen Sie. Also trauen Sie ihm ruhig zu, daß als denkender, intelligenter Mensch in der Lage ist, über neue und andere Informationen nachzudenken und evtl. sogar umzulernen. 

Noch ein Argument möchte ich hier anführen für einen freundlichen Umgang mit Tierärzten, die doch oft pauschal abgeurteilt werden. Tiermedizin ist ein langwieriges und aufwendiges Studium. Daß ein Tierarzt so nebenbei reich wird wie manch ein Spezialist der Humanmedizin ist eher unwahrscheinlich. Es ist ein Knochenjob und es besteht immer die Gefahr, ernsthaft verletzt zu werden oder sich zu infizieren. Seien Sie deshalb nicht zu „geizig“, was Ihren Tierarzt betrifft. Wenn Sie ihn eine halbe Stunde mit Beschlag belegt haben und er Sie beraten und Ihnen sein Wissen zur Verfügung gestellt hat, ist es ungerecht zu erwarten, daß er das kostenlos tun soll. Er muß auch leben, so wie Sie und ich. Das kann er aber nicht, wenn er nur für verkaufte Ware Geld bekommt, die wir dann ablehnen, und für Beratungen nichts bezahlen wollen, weil „er hat ja nichts gemacht“. Seien Sie dankbar und kooperativ, wenn er nicht jedesmal Ihren Hund – oder Ihre Katze – mit Antibiotika vollpumpt oder Ihnen das neueste und tollste und beste Futter aufs Auge drückt. Zahlen Sie für das, was Sie von ihm genommen haben: seine Zeit und sein Wissen. Ihr Hund dankt es Ihnen.

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Michael Grewe, kompetenter Fachmann oder sadistischer Gewalttäter?

Das als Link beigefügte Video

http://www.youtube.com/watch?v=HrPBKbXuowE

geht seit Dienstag durch alle Foren und über Facebook. Es zeigt Michael Grewe in Aktion wie er leibt und lebt. Es sind viele Kommentare gepostet worden, die mir Hoffnung machen, daß die meisten Hundebesitzer doch nicht so verroht sind, wie es manchmal den Anschein hat. Ganz im Gegenteil. Auch gibt es viele gute Stellungnahmen, z.B. von Clarissa von Reinhardt:

http://www.facebook.com/henry.wollentin/posts/4172907329284

Trotzdem möchte ich hier noch ein paar Anmerkungen machen, damit dieser arme Hund nicht umsonst gelitten hat.

In unzähligen, teilweise grausamen Tierversuchen wurde nachgewiesen, daß Tiere bestimmte Bedürfnisse haben wie z.B. Vertrauen, Zuneigung, Verständnis.  Unter bestimmten Umständen werden sie depressiv, fallen in erlernte Hilflosigkeit, werden angst-aggressiv……, also alles, was wir von Menschen auch kennen. Ohne zu Zögern sind wir bereit, diese Erkenntnisse von Tieren auf Menschen zu übertragen, natürlich zu unserem alleinigen Nutzen. Wer versuchen würde, einen angst-aggressiven Menschen, und davon gibt es mehr als genug, so zu „heilen“, wie dieser Schäferhund „geheilt“ werden soll, würde von der Allgemeinheit selbstverständlich für verrückt erklärt. Kein Mensch käme auf die Idee, so jemanden als kompetenten Fachmann zu Rate zu ziehen.

Es ist hoch an der Zeit, daß Tiere von den Erkenntnissen profitieren, die wir durch teilweise fragwürdige Methoden und Untersuchungen durch sie gewonnen haben.  Wenn es möglich ist, von den künstlich erzeugten Depressionen und Ängsten eines Hundes im Versuchslabor auf das Verhalten und die Behandlung von depressiven Menschen zu schließen, warum ist es dann Vermenschlichung, wenn man diese Erkenntnisse zu Nutzen unserer Hunde anwendet?

Menschen wie Michael Grewe sind keine Fachleute. Sie sind Gewalttäter, die ihre sadistischen Anwandlungen an hilflosen Kreaturen ausleben. Hundebesitzer, die ihnen folgen und sich ihren Anweisungen beugen, sind nicht viel besser.

Ich bitte alle, die dies lesen und sich mit der Thematik die letzten Tage beschäftigt haben: steht auf gegen Menschen, die Hunden soetwas antun. Dazu muß man nicht auf die Barrikaden gehen und die offene Brust ins Gewehrfeuer halten. Es reicht, wenn ihr zu Leinenruck, Gewaltmitteln wie allen möglichen Würge- und Sprühhalsbändern, Stromreizgeräten „NEIN!“ sagt, laut und deutlich. Lasst euch nicht einlullen von irgendwelchen Sprüchen wie „das tut gar nicht weh“, „da muß er durch“, “ es ist doch nur zu seinem Besten“…. und ähnlichem Unfug mehr. Wenn euer Hund verängstigt und verunsichert werden soll: macht nicht mit.

Michael Grewe beklagt in seiner Stellungnahme, wieviel Hass ihm entgegen schlägt. Ich kann nicht behaupten, daß ich ihn hasse. Mir reicht es vollkommen, wenn er endlich nicht mehr freie Bahn hat Hunde zu quälen, wenn jeder Senf, den er als „komepetener Fachmann“ in Hundezeitschriften von sich gibt, eine Flut von Protestbriefen hervorruft, wenn sich keiner mehr findet, der seinen Hund von ihm quälen läßt. Wenn das erreicht würde, daß „Trainer“ wie er keinen Fuß auf den Boden mehr bekommen, das wäre ein großer Schritt weiter im Tierschutz und beim respektvollen Umgang mit Hunden.

Eigentlich wollte ich vor Weihnachten nichts mehr im Blog bingen, aber dieses Video hat mich so aufgewühlt und beschäftigt – und Gott sei Dank nicht nur mich und ein paar Unentwegte in Sachen „Gewaltfreie Hundeerziehung“. Deshalb habe ich jetzt doch noch ein paar Zeilen geschrieben.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen und euren Hunden ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest. Ich wünsche mir zu Weihnachten, daß die Welt friedlicher wird für alle Menschen und Tiere, so daß Videos wie dieses irgendwann endgültig der Vergangenheit angehören.

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Hilfe, Silvester!

Jedes Jahr vor Silvester haben viele Hundebesitzer einen richtigen Horror davor, was heuer wieder mit ihrem armen Vierbeiner los sein wird. Manche versuchen, irgenwohin zu fliehen, wo nicht oder doch wenigstens nicht so viel geknallt wird, aber die meisten müssen damit leben. Es gibt ein paar Möglichkeiten, um Ihrem Freund zu helfen, diese unerfreuliche Zeit zu überstehen.

Auf keinen Fall sollten Sie ihn allein lassen. Ihr Hund steht vermutlich Todesängste aus und einen Freund in Todesangst allein zu lassen, ist kein Zeichen von großer Freundschaft. Falls Ihr Hund überwiegend draußen lebt, gewöhnen Sie ihn schon rechtzeitig daran, daß er im Haus in Ihrer Nähe Schutz suchen und auch finden kann. Selbst wenn er sich in die ungemütliche Garage flüchten darf, ist er immer noch allein mit seiner Angst. Und auch für Hunde gilt: geteiltes Leid ist halbes Leid.

Vielfach wird empfohlen, Hunde mittels Geräusch-CDs auf den Silvesterkrach vorzubereiten. Davon möchte ich dringend abraten. Falls Ihre Pelznase die CD als harmlos einstuft, bedeutet das noch lange nicht, daß er auch echte Silvesterknaller ohne Probleme übersteht. Hunde haben ein so feines Gehör, daß sie eine Maus unter dem Erdboden piepsen hören. Die Wahrscheinlichkeit, daß Ihr Hund also CD und Realität unterscheidet, ist sehr groß. Noch dazu fehlen auf der CD die Lichtreize und die Gerüche nach den verbrannten Böllern, auch vor denen haben viele Hunde Angst. Falls er aber vor den Geräuschen auf der CD Angst bekommt, haben Sie ein echtes Problem. Stellen Sie sich vor, Sie haben vor irgendetwas Angst und plötzlich fängt Ihr Partner an, Sie ganz unverhofft mit genau diesem Angstauslöser zu konfrontieren. Sie haben überhaupt keine Kontrolle darüber, wann der Schrecken über Sie hereinbricht. Und Ihr Partner setzt dem Ganzen die Krone auf, indem er Sie dabei beobachtet, anstatt Ihnen zu helfen. Ihr Hund wird mit großer Wahrscheinlichkeit sehr viel schreckhafter und ängstlicher werden, da er ab jetzt immer gewärtig sein muß, daß es jederzeit knallen kann – auch und besonders, wenn Sie in der Nähe sind. Keine schöne Vorstellung.

Viele Hunde gehen nicht mal mehr raus, um ihr Geschäft zu erledigen. Sie müssen den Tag also gut durchplanen. Fahren Sie mit ihm rechtzeitig irgendwohin, wo es relativ ruhig ist und bestehen Sie nicht darauf, daß er abends nochmal rausgeht. Führen Sie ihn in der ganzen Zeit vor, an und nach Silvester mit Leine und Brustgeschirr, also auch an den Tagen vorher und nachher. In manchen Gegenden knallt es bereits an den Weihnachtstage und lange nach Silvester. In dieser Zeit sollten Sie gut auf ihn aufpassen. Sehr schreckhafte Hunde sollten Sie an einem guten Sicherheitsgeschirr führen. Evtl. sollten Sie ihn zusätzlich über eine zweite Leine und ein breites, weiches Halsband absichern. Das gilt auf alle Fälle für Hunde, die Sie erst kürzlich aus dem Tierschutz übernommen haben. Vielleicht erschrickt er ja schon, wenn in 10 Kilometer Entfernung ein Knallfrosch losgeht, dann ist es nicht witzig, wenn er sich in der Stadt oder im Wald auf die Socken macht, um einen sicheren Platz zu finden.

Sorgen Sie dafür, daß Ihr Hund an diesem Tag nie allein und immer eine vertraute Person in seiner Nähe ist und – ganz wichtig!- daß er keine Gelegenheit hat, zu fliehen. Jedes Jahr werden zahllose Hunde im Tierheim abgegeben, die in voller Panik durch eine offene Tür entwischt sind. Wenn dann ein Unfall passiert, sind Sie als Halter auch noch haftbar.

Er braucht einen geschützten Platz, der so ruhig wie nur möglich ist. Wenn er den Abend im Keller oder unterm Sofa verbringen möchte, lassen Sie ihn. Wenn er schon fast stirbt vor Angst, hat es wenig Sinn, noch an ihm rumzuzerren. Wenn er diese Zeit in ihrer Dusche oder unter der Wohnzimmercouch verbringen möchte und Sie zerren ihn raus, teilen Sie ihm klar und deutlich mit, daß Sie kein Verständnis für seine Not haben und er wird sein Vertrauen ihn Sie verlieren. Das kann sich auf ganz normale Alltagssituationen übertragen.

Wenn er bei Ihnen Schutz sucht, schicken Sie ihn nicht weg. Vielleicht möchte er nur ruhig bei Ihnen sitzen. Wenn er nicht aufs Sofa darf, dann hilft es ihm, wenn Sie sich zu ihm auf den Boden setzen und er kann sich einfach an Sie kuscheln. Streicheln Sie ihn mit langen, ruhigen Bewegung von Kopf bis Fuß, und geben Sie ihm das Gefühl, daß für Sie alles in Ordnung ist. Mit ein bisschen Glück überträgt sich Ihre Ruhe auf ihn.

Geben Sie ihm keine Schlaf- oder Beruhigungstabletten. Sie können das Gegenteil von dem bewirken, was Sie vorhaben. Und das wissen Sie erst hinterher, wenn es zu spät ist. Es kommt immer wieder vor, daß die Hunde nicht wirklich schlafen, sondern hellwach sind, sich aber nicht rühren können. Sie können sich dann aber auch nicht bemerkbar machen und auch nicht Schutz suchen.  Wenn Sie eine gute Tierheilpraktikerin kennen, dann können Sie ihm mit homöopathischen oder auch pflanzlichen Mittteln helfen, ruhiger zu werden und  – ohne das Bewußtsein zu verlieren oder bewegungsunfähig zu werden – mit der Situation besser klar zu kommen.

Bei uns hat sich calma von cd-vet sehr bewährt. Das ist ein pflanzliches Mittel (Johanniskraut und Melisse), das Sie in der Apotheke oder übers Internet bekommen. Falls es nicht wirkt, haben Sie auch keine unangenehmen Nebenwirkungen. Viele Hunde sprechen auch gut auf Bachblütentherapie an. Auch Lavendelduft kann eingesetzt werden und wirkt oft beruhigend. Für viele Hunde sind ist DAP oder Adaptil auch gut. Das sind Pheromone, die die Mutterhündin an den Zitzen ausströmt. Der Geruch wirkt beruhigend. DAP gibt es beim Tierarzt oder in Onlineshops in Vorratsbehältern mit Steckern, die man in eine Steckdose steckt. Der Stecker sollte sich über einem Liegeplatz des Hundes befinden, so dass er hingehen aber auch weggehen kann. Auf alle Fälle sollte Sie es schon ein paar Tage vorher einstecken und drin lassen (!!!), da es ein bisschen dauern kann, bis sich die Wirkung zeigt. Versuchen Sie es einfach, es kann nicht schaden.

Über diesen Link kommen Sie zu einem Blogartikel von Ralph Rückert. Er ist Tierarzt und erklärt in dem Beitrag sehr gut, warum man von Beruhigungstabletten, die man üblicherweise beim Tierarzt bekommt, Abstand nehmen soll:

https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=20203

Es kann sein, daß ihr Hund nicht fressen und trinken will, aber auch, daß er sich weigert, sein großes und kleines Geschäft zu machen. Stellen Sie ihm sein Fressen und Trinken hin wie immer und lassen Sie ihn in Ruhe. Er wird schon nicht verhungern. Wenn die Knallerei vorbei ist, wird er Hunger und Durst haben. Wenn er nicht frißt, ist es auch kein so großes Problem, wenn er sein großes Geschäft nicht macht. Damit er aber nicht eine übervolle Blase hat, sollten Sie so rechtzeitig wie möglich mit ihm rausgehen, bevor die Knallerei losgeht. Wenn nachts wieder Ruhe ist, können Sie auch nochmal versuchen, ob er wenigstens auf dem Hof oder dem Grünstreifen vor dem Haus pinkeln möchte. Zwingen Sie ihn zu nichts: manche Hunde schaffen es tatsächlich bis Neujahr abends ohne Essen und Trinken und ohne Spaziergang zur „hygienischen Erleichterung“ durchzuhalten. Wenn es ihn zuviel wird, wird er sich schon melden.

Auch an Neujahr ist für viele Hunde der Horror noch nicht vorbei: Nach dem Geknalle hängt die ganze Luft voll mit Gestank. Wenn wir das schon unangenehm finden, um wie viel schlimmer ist das erst für empfindliche Hundenasen. Also tun Sie Ihrem Bello auch an diesem Tag einen großen Gefallen, wenn Sie mit ihm dort gehen, wo es nicht stinkt, oder nur ganz kurz, so dass er sich erleichtern kann.

Auf alle Fälle sollten Sie selber auf Silvesterknallereien verzichten. Denken Sie an die vielen Tiere, egal ob Haustiere oder wildlebende, die bei allen unseren lauten Vergnügungen in Panik und Todesangst versetzt werden. Ihr Hund hat Glück, Sie denken an ihn und kümmern sich um ihn – andere sitzen allein in ihrem Zwinger oder eingesperrt in der Wohnung oder im Keller oder versuchen, irgendwo in der Welt einen geschützten Platz zu finden. Dabei denken sie, daß die Welt untergeht. Viele Wildtiere sterben einfach aus Angst und viele entflohenen Katzen und Hunde kommen durch Unfälle an diesen Tagen zu Tode. Kein schöner Gedanke. Wenn Sie etwas Gutes tun wollen, dann spenden Sie das Geld für eine gemeinnützige und wohltätige Sache. Wenn Sie das nicht möchten, dann haben Sie Geld gespart und trotzdem dazu beigetragen, daß es für die Tiere an diesem Tag ein bißchen einfacher wird.

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Spiele für fade Wintertage

Wie bringen wir den Tag bloß rum bei diesem Gruselwetter?

Dieses Jahr ist der Winter wieder besonders unfreundlich zu uns und unseren Hunden. Spazierengehen macht nicht unbedingt Spaß, wenn Hund ständig Eisklumpen zwischen den Zehen und Ballen hat und der Ostwind einen fast aus den Schuhen weht. Sogar unsere Kromis, die eigentlich bei (fast) jedem Wetter gerne rausgehen, reduzieren ihre Außenaktivitäten auf ein Minimum.

Aber den ganzen Tag rumliegen bringts auch nicht wirklich.

Also müssen wir uns schon was einfallen lassen, damit die Hundis ein bißchen ausgelastet sind. Schauen wir mal, was wir so in der Trickkiste haben.
An manchen Tagen machen wir das ganze Programm und manchmal gibt es nur mal zwischendrin ein kleines Spiel. Wichtig ist, daß es uns und den Hunden Spaß macht. Und wenn wir gar keine Zeit haben, dann liegen z.B. im Schlafzimmer alte Socken, die sie in die Küche tragen dürfen. Und dafür gibt es dann was feines.

Viel Spaß beim Nachmachen!

Wir fangen fast immer mit den Holzspielsachen an. Das stimmt richtig ein auf die weiteren Spiele.

Der Fritzi liebt das Domino sehr, aber man muß es gut festhalten, weil er es sonst voller Begeisterung durch das ganze Zimmer schleudert. Macht auch Spaß, verkürzt aber ungemein die Lebensdauer des Spielzeugs.

Wie immer zeigt er vollen Einsatz und es bleibt garantiert kein Krümelchen verborgen, und wenn er dreimal jedes Kästchen aufmacht.


Die Loni macht sichs in der Pause auf der Couch gemütlich, bis sie mit dem Solitär weitermachen darf. Da muß der Fritzi dann warten.

Die Loni macht weiter mit dem Solitär.

Und wie man sieht: Konzentration ist alles.


Gleich ist sie fertig.

Dann könnten wir noch Spielsachen suchen.

Der Fritzi macht sich schon mal auf die Pirsch.

Da ist er!

War ziemlich einfach!
Na, dann lassen wir uns eben was anderes einfallen.

Ob er ihn da findet?

Ging nicht ganz so schnell! Aber die Turnerei hat sich jedenfalls gelohnt.

Das Igelchen gehört der Loni.


War auch ganz einfach.

Also was neues: Sandförmchen ausräumen. Die bekommt man oft ganz billig im Baumarkt und jedes sieht anders aus, also ist es nicht so ganz einfach, die Leckerchen rauszuholen. Man kann auch alte Plastikblumentöpfe oder Joghurtbecher verwenden, sieht aber nicht so lustig aus und die sind auch nicht so stabil.

Unter jedes kommt ein Leckerchen und dann werden sie schön verteilt.

Den Rest besorgen die Kromis. Die warten schon ganz gespannt in der Küche.


Und jetzt gehts los:

Voller Einsatz ist hier gefragt.

Da hat sich doch einer verkrümelt!

Und wenn alle Leckerchen gefunden sind, gibts wieder noch was anderes: Schachteln ausleeren, eine feine Idee.


Die Loni hat auch eine.

Und danach vielleicht Entenhälse eingewickelt?

Wozu man alte Klopapierrollen doch alles verwenden kann!

Gut verschließen und los gehts!

Geschafft!
Schmeckt seeehr gut!

Und zum Abschluß einen Kong:

Die Loni mag ihn am liebsten mit Leberwurst.


Unter 100% geht bei ihm nix.

Na, war das nicht ein schöner Nachmittag?

Dann kann man sichs auch wieder bequem machen!

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Rohfüttern fördert den Jagdtrieb – ein nicht auszurottendes Hirngespinst

Ein „Argument“, das sich anscheinend nur schwer ausrotten läßt, ist das Gerücht, Rohfütterung würde den Jagdtrieb fördern. Das stimmt, wenn man unter Rohfütterung versteht, daß man Bello morgens in den Wald, damit er sich was Feines zum Frühstück fängt. Allerdings kenne ich persönlich niemanden, der das tut. Ich wüßte auch nicht, wer seinen Hund auf den Hühnerhof oder in den Kaninchenstall läßt, wenn die Gefahr besteht, daß Bello sich selbst bedient. Auch ist es nicht wirklich angebracht, seinem Hund eine Schleppe mit blutigem Reh- oder Kaninchenfleisch zu ziehen und ihn seine Beute am Ende der Fährte zur Belohnung verspeisen zu lassen. Soweit ich weiß, kauft man üblicherweise das Fleisch schön portioniert, gewolft und eingefroren, taut es nach Bedarf auf, vermischt es mit den Zutaten und gibt es Bello in den Napf. Selbst wenn Sie ihm ganze Tiere verfüttern, wie das manche Barfer tun, wird dieses Huhn oder Kaninchen vorher geschlachtet, und zwar von einem Menschen nicht von Bello. Wie Sie dadurch seinen Jagdtrieb fördern, entzieht sich meiner Kenntnis.

Jagdtrieb ist etwas völlig normales, das im Verhaltensrepertoire jeden Hundes verankert ist, genetisch wohlgemerkt. Denn alle unsere Hunde vom Chihuahua bis zur Deutschen Dogge sind nahe Verwandte des Wolfes und gehören zu den Landraubtieren, – wie der Mensch übrigens auch, bei denen es ja ebenfalls jagende Exemplare gibt. Hunde kommen nicht mit dem Wissen auf die Welt, daß es wohlgefüllte Kühlschränke und Vorratskammern gibt. Menschen auch nicht, deshalb kämpfen so viele von uns mit den Speckröllchen. Und selbst wenn Ihre Pelznase begriffen hat, wann die Fütterungszeiten sind, selbst wenn er ausreichend und gutes frisches Futter bekommt, wird ihn nichts in der Welt davon abhalten, einem Hasen hinterher zu hetzen, wenn sich eine gute Gelegenheit dazu ergibt und – nicht zu unterschätzen – Sie es ihm vorher beigebracht haben.

Nach wie vor finden die meisten Menschen es total lustig, wenn ihr Bello wie verrückt hinter einer Frisbeescheibe herrennt, manche basteln sich Reizangeln zur „Auslastung“ ihres Hundes, viele denken sich gar nichts dabei, mit Spezialgeräten den über alles geliebten Ball möglichst weit zu schleudern. Und dann kommen sie in die Hundeschule, weil Bello das erfolgreich gelernte Hetzen hinter bewegten Gegenständen und das großartig belohnte Fangen der Frisbeescheibe oder des Balles mal auf Hasen oder Rehe oder blöderweise auf Jogger und Radfahrer anwenden möchte. Das ist dann ein Problem. Also um das mal klar zu stellen: Bello hat damit keins, die Menschen haben eins.

Von einem gewissen Alter an fangen alle Hunde an, das Jagen ernsthaft zu üben. Das finden dann alle total niedlich, wenn der Süße hinter Blättern und Schmetterlingen herhopst. Nicht mehr so niedlich ist es, wenn er sich ab einem Alter von etwa 6,7 Monaten immer mal wieder in den Wald verkrümelt. Aber da beruhigt man sich dann mit: „er kommt ja gleich wieder.“ Ja, noch. Das wird sich zuverlässig ändern, wenn man nicht schleunigst was tut, z.B. an der Impulskontrolle und am Grundgehorsam arbeitet und eine vernünftige Auslastung wie Nasenarbeit aufbaut.

Rohfütterung hat damit nicht das geringste zu tun. Wenn Sie Ihrem Hund rohes Fleisch zu fressen geben, dann sorgen Sie dafür, daß er gesund und ausgewogen ernährt wird. Außerdem schmeckt ihm frisches Fleisch mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentlich besser als trockene Krümel, die vor allem aus Getreide bestehen. Der Jagdtrieb ist rassebedingt unterschiedlich stark ausgeprägt und man sollte sich vor der Anschaffung eines Hundes damit befassen, wie wahrscheinlich es ist, daß Ihr Bello Interesse an Hasen, Rehen und anderem Getier hat.

Übrigens: der Jagdtrieb des Menschen, der allein in Deutschland jedes Jahr ca. 5 Millionen Opfer bei den Wildtieren fordert, scheint kein Problem zu sein. Und mit der Ernährung scheint er auch nicht zusammenhängen.

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Gute Ratschläge und ihre Folgen

Frau Maier ist eine zierliche, kleine Dame von ca. 45 Jahren. Sie höchstens 1,60 Meter groß und wiegt ca. 55 Kilogramm. Entsprechend hat sie zarte Gliedmaßen und kleine, schmale Hände. Als sie zu Besuch bei einer Freundin war, verliebte sie sich in einen Leonbergerwelpen. Die Hündin der Freundin hatte gerade Welpen. Frau Maier ist eine sehr emotionale Frau, sie wollte schon immer einen Hund und dieses kuschelige Fellbündel hatte es ihr einfach angetan. So ganz blauäuig wollte sie aber nicht Hundebesitzerin werden, also besorgte sie sich erstmal ein paar Hundebücher, z.B. über die Rasse oder was eben so als gute Erziehungsbücher angeboten wird und recherchierte im Internet. Nachdem sie immer wieder gelesen hatte – und ihre Freundin hatte das ja auch gesagt -, daß Leonberger großartige Familienhunde und sehr leicht zu erziehen sind, und sie außerdem mit ihrer Familie auf einem recht einsam gelegenen Gehöft in Brandenburg lebt, wo ein großer Hund auch von Vorteil sein kann, holte sie kurzentschlossen den kleinen Kerl ab. Sie nannte ihn Pedro.

Die ersten Tage waren relativ unkompliziert. Aber so ganz allmählich stellte sich heraus, daß Pedro keine Ahnung davon hatte, daß er leicht zu erziehen war. Er wollte nicht spazierengehen, also zog sie ihn an der Leine weiter. Da sie ihm ein abwechslungsreiches und interessantes Leben bieten wollte, spielte die ganze Familie sehr viel mit ihm, Ballwerfen, mit dem Zottel zerren, kämpfen…. es ging richtig rund. Weil Pedro ja mal sehr groß werden sollte und außerdem ein Rüde war, durfte er nicht ins Haus, sondern bekam einen wunderbaren Zwinger mit einer sehr schönen, gemütlichen Hundehütte und schlief von Anfang an draußen. Da er nachts nicht Zeter und Mordio schrie, war die ganze Familie der Meinung, das sei gut so.

Komischerweise enwickelte sich Pedro zu einem regelrechten Zombie. Man hatte ihm ein Brustgeschirr besorgt, das wollte er sich nicht umlegen lassen. Bei den Spaziergängen biss er ständig in die Leine und attackierte auch irgendwann den Leinenhalter – oft genug die zarte Frau Maier. Das Spielen war offenbar nicht reichhaltig genug, denn schon nach ca. 20 Minuten wurde er immer wilder und verbiss sich nicht nur im angebotenen Zottel sondern auch in Frau Maiers kleine Hände. Das mit der gemütlichen Hundhütte und dem tollen Zwinger war wohl auch nicht so das Wahre, da man ihn immer hinein locken mußte und er bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder rausrannte. Wenn man ihn früh aus dem Zwinger holte, war eine seiner ersten Aktionen: irgendwo reinbeißen, z.B. in Frau Maiers Beine.

Da sie sowieso zum Tierarzt mußte, fragte sie ihn um Rat. Der mußte nicht lange überlegen, sondern diagnostizierte haarscharf, daß es sich hier wohl um einen eher dominanten Rüden handelt. Nur zur Erinnerung: Pedro war mittlerweile 14 Wochen alt. Die Lösung des Problems wurde auch gleich serviert: Alphawurf. So richtig gut fand Frau Maier das nicht, aber Pedro war ihr erster Hund, der Tierarzt der Spezialist und wenn er das sagte, würde es wohl stimmen. Etwas betrübt fuhr sie nach Hause. Solche rabiaten Methoden lagen ihr überhaupt nicht und das Zusammenleben mit einem Hund hatte sie sich ganz anders vorgestellt. Sie versuchte es noch ca. eine Woche mit Ganz-besonders-lieb-sein und viel spielen, aber Pedros Attacken wurde immer schlimmer. Also wagte sie es doch einmal und versuchte sich am Alphawurf.

Man stelle sich bitte folgende Szene vor: ein junger und gesunder Leonberger von 15 Wochen, Gewicht ca. 20 Kilo, und eine zarte, eher zurückhaltende Frau, die versucht, dieses Kraftpaket auf den Rücken zu werfen und an der Kehle zu fixieren. Wenn Sie jetzt vermuten, daß das schief ging, haben Sie recht. Pedro wehrte sich nach Leibeskräften, Frau Maier versuchte verzweifelt ihm klar zu machen, daß sie hier der Boss sei. Überzeugen konnte sie ihn nicht. Wie ihre Hände und Beine, ihre Hosen und Jackenärmel hinterher aussahen, kann man sich gut vorstellen.

Und dann kam Frau Maier mit Pedro zu mir.

Ich möchte jetzt nicht näher drauf eingehen, daß der sog. Alphawurf ein Hirngespinst von Leuten ist, die sich einfach nicht vorstellen können, daß man einen Hund auch mit freundlichen Methoden gut erziehen kann. Ebenso will ich nur mal Rande erwähnen, daß es diesen Alphawurf nach wie vor nur in der Phantasie von Dominanzaposteln gibt. Es existiert kein noch so winziger Hinweis darauf, daß es diese Handlung unter Caniden gibt: der „Ranghöhere“ schmeißt den „Rangniederen“ gewaltsam um, packt ihn an der Kehle und hält ihn dort fest. Falls die beiden weiterhin friedlich zusammenleben möchten, werden sie den Teufel tun und sich dermaßen bedrohlich verhalten. Auch die gesundheitlichen Folgen eines gewaltsamen und unerwarteten Auf-den-Rücken-Werfens, z.B. Schäden an der Wirbelsäule, lassen wir mal beiseite. Das alles sei nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt.

Nein, ich möchte hier vor allem darauf eingehen, wie praxisnah dieser heiße Tipp doch war. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: eine kleine, zarte Frau soll einen Leonbergerrüden, der ausgewachsen auf irgendwas um die 70 Kilogramm kommt, zur Raison bringen, indem sie ihn gewaltsam auf dem Rücken wirft und dort fixiert. Frau Maier hat niemals Kampfsport betrieben, das liegt ihr auch weiterhin vollkommen fern. Sie ist eine kleine, zarte Frau, die nicht mit übermäßigen körperlichen Kräften gesegnet ist, und trotzdem gibt ihr der Tierarzt einen Rat, der aus rein physikalischen Gründen schlicht und ergreifend undurchführbar ist. Also nur mal so nebenbei: als Tierarzt hat man ja das Abitur machen müssen und dazu hat man irgendwas von Mechanik, Hebelgesetze und so, gehört. Und wie man das anwendet. Wenn man diese sonderbare Aktion also unter rein physikalischen Gesichtspunkten betrachtet, dann ist dieser heiße Tipp ähnlich einzuordnen, als würde der Automechaniker Frau Maier bitten, doch mal kurz ihr Auto aufzuheben, damit er drunter schauen kann!

Und jetzt wollen wir uns mal die deutlich schwerwiegenderen Folgen ansehen, die eine solche Tat in den Köpfen von Frau Maier und Pedro anrichtet. Frau Maier weiß von Anfang an, daß sie diese Schlacht verliert. Pedro merkt das und lernt blitzschnell, daß sein Frauchen unberechenbar ist und schreckliche Dinge mit ihm macht, ihm Schmerzen bereitet und ihn an Leib und Leben bedroht. Aber wenn er sich nur genug wehrt, dann bleibt er erster Sieger. Und ebenso wird er schnell lernen, daß er nur ein bißchen knurren oder die Nase rümpfen muß, um Frau Maier zukünftig davon abzuhalten, ihn unfreundlich zu behandeln. Da er außerdem durch die extremen Spiele und „Zerr“spaziergänge schon gelernt hat, daß seine freundlichen Signale („es reicht mir jetzt, könnt ihr bitte mal aufhören?“) ignoriert werden und nur Beißen Erleichterung bringt, sollte der Weg bis zum ersten ernsthaften Zubeißen recht kurz werden. Und wer kriegt dann Schuld, wenn Frau Maier im Krankenhaus landet? Der Tierarzt? Oder nicht doch eher dieser gänzlich unberechenbare Hund, der ja so schrecklich dominant ist, daß nicht mal der Alphawurf was fruchtet?

Lange Rede, kurzer Sinn: wer so dermaßen qualifizierte Ratschläge erteilt, sollte sie doch bitte am lebenden Objekt vorführen, und zwar nicht an einem Welpen, sondern z.B. an einem ausgewachsenen Rottweilerrüden. Wenn er dann im Krankenhaus landet, bekommt er die gerechte Strafe für seine Dummheit und nicht die anderen müssen darunter leiden. Die, die solche Ratschläge annehmen, sollten mehr auf ihr Gefühl hören und bedenken, daß im Wort „Ratschlag“ auch das Wort „schlagen“ steckt. Ja, man kann andere mit Rat schlagen. Besser also, man nimmt nicht jeden Rat an.

Die Geschichte mit Frau Maier und Pedro ist gut ausgegangen. Pedro ist jetzt ein dreiviertel Jahr alt, er geht gerne spazieren, läßt sich ohne Probleme das Brustgeschirr anlegen und beißt nur noch selten in die Leine, z.B. wenn er sich überfordert fühlt. Wenn er sehr aufgeregt ist, fällt ihm ab und zu nochmal ein, daß man ja auch mal an Frauchen knabbern kann, aber das wird nicht nur weniger, es wird auch sanfter. Frau Maier erkennt die Zeichen rechtzeitig und weiß, was sie im Vorfeld tun muß, so daß es gar nicht so weit kommt. Das wilde und lange Spielen wurde durch ruhige Suchspiele und Kletterübungen ersetzt. Und Pedro kommt zwar immer noch nicht abends ins Haus, aber er bleibt bis spätabends bei Herrchen im Büro und schläft dort auch.

Frau Maier heißt natürlich nicht Frau Maier und Pedro nicht Pedro, er ist auch kein Leonberger. Aber diese Geschichte hat sich – leider – genauso erst kürzlich zugetragen. Zudem höre ich in verschiedenen Variationen von allen möglichen Kunden, mit allen möglichen Rassen ähnlich qualifizierte Tipps, die sie von ähnlich gut instruierten Hundeexperten bekommen. Hier handelt es sich dann nicht nur um Tierärzte, sondern um Leute, die z.B. schon lange und seeeehr gut die jeweilige Rasse kennen, oder die regelmäßig alle Hundeexpertensendungen ansehen, oder die jahrelange Erfahrung im Hundesport, bevorzugt im Schutzdienst haben, oder solche netten Zeitgenossen, die sich einfach bemüßigt fühlen, überall ihren Senf dazu zugeben, Hauptsache jemand hört zu. Experten eben.

Vermutlich werde ich solche Geschichten noch oft hören und noch oft Gelegenheit haben, hier Erste Hilfe zu leisten. Denn der größte Schwachsinn hält sich leider am hartnäckigsten.

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