Normale Menschen mit Menschenverstand und TV-Training

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Kürzlich brachte jemand in einer Diskussion auf Facebook folgenden Satz: „Jeder „normale“ Mensch mit etwas Menschenverstand weiß, dass im TV (und ich nenne keine Namen) nicht immer alles so ist wie es scheint.“ Die Person, die das geschrieben hatte, ist mir persönlich nicht bekannt und ich halte es auch nicht für sinnvoll, solche Diskussionen im Internet allzu ausführlich zu betreiben, da sie erfahrungsgemäß so gut wie immer ausarten. Aber dieser Satz hat mich sehr nachdenklich gemacht, da man ihn oft und in verschiedenen Varianten immer wieder hört. Da ist die Rede vom „gesunden Menschenverstand“, von „Hundeverstand“, den der Mensch hat, von „Bauchgefühl“ und allem möglichen sonst noch. Das ist zunächst ja gut, wenn Menschen anfangen, sich auf ihr Gefühl zu verlassen und ernsthaft darüber nachdenken, was sie mit ihrem Vierbeiner denn so anstellen. Aber diese Pauschalisierungen halte ich denn doch für gefährlich und deshalb möchte ich das mal etwas näher ansehen.

Die Frage schlechthin, die bei mir immer auftaucht, wenn ich mit Sentenzen wie „das ist doch normal“ konfrontiert bin, ist: was ist eigentlich „normal“? Um mal von was anderem als Hunde zu reden: ist es normal, daß Menschen in relativ sicheren Lebensumständen wie die Furien auf Flüchtlinge losgehen und sie am liebsten ermorden wollen? Ist es normal, daß Eltern ihre Kinder mit Psychopharmaka wie Ritalin vollstopfen, nur damit sie leistungsfähig werden? Ist es normal, daß Gifte wie Glyphosphat nach wie vor in Regalen von Gartenabteilungen stehen und gekauft und verwendet werden, obwohl wir eigentlich wissen, was sie für Schäden angerichten? Ist es normal, daß zivilisierte, an sich friedfertige Menschen beim Anblick eines Hundehaufens vollkommen hysterisch werden und außer sich geraten?

Und um wieder auf Hunde zurück zu kommen: ist es normal, daß nach wie vor die überwältigende Mehrheit der Hunde an Halsbändern durch die Gegend geführt wird, obwohl man um die Gefahren von Halsbändern weiß? Ist es normal, daß nach wie vor die überwältigende Mehrheit der Hunde mit minderwertigem Industriefutter gefüttert wird, obwohl die Hunde davon krank werden und dies seit langem bekannt ist? Ist es normal,  daß mittlerweile eine überwältigene Mehrheit der Hunde gestört ist, weil sie isoliert gehalten, überbespaßt oder durch gewaltsames Training asozial werden?

Soll ich Ihnen was sagen? Ja, es ist normal. Denn „normal“ ist, was die Mehrheit macht, die Mehrheit legt die Normen fest, nicht die Minderheit, oder sie akzeptiert Normen, die von „Experten“ festgelegt wurden. Beispiel gefällig: Hunde müssen doch immer links laufen, oder? Egal was passiert, das ist doch normal!

Und jetzt TV-Training: ich finde es eigentlich recht lustig, daß jemand, der sich selber als durchaus vernünftigen Menschen betrachtet, heutzutage sowas ernsthaft behauptet. Aber richtig glauben kann das doch wahrlich niemand, der sich ein ganz klein wenig damit befasst, wie Manipulation über die Medien läuft. Und selbst wenn viele Menschen verstehen, daß sie manipuliert werden sollen, machen sie trotzdem nach, was Fernsehgurus ihnen vormachen. Oder wie erklären Sie sich, daß durchaus intelligente Menschen, die ihren Hund aufrichtig lieben, in meiner Hundeschule zwecks Berabeitung eines Problemverhaltens aufschlagen und vollmundig erklären: „Klar kann das nicht stimmen, was die im Fernsehen so vormachen, aber wir wollten das mal ausprobieren, weil der/die ist doch so bekannt und hat doch auch viele Bücher geschrieben, die große Auflagen haben.“ Muß also doch was dran sein, oder?

Ja, liebe normale Menschen mit gesundem Menschenverstand, mein Menschenverstand setzt da kurzfristig aus, weil ich dann einfach nicht weiter weiß. Und obwohl ich eigentlich sehr beredt bin, muß ich dann erstmal in mich gehen, stumm bis 10 zählen, manchmal auch bis 50, und dann bei Adam und Eva anfangen, um den intelligenten, normalen Menschen mit gesundem Menschenverstand zu erklären, warum man immer, immer, immer, wenn einem jemand etwas als besonders toll und wirkungsvoll darstellt, mindestens folgende Kriterien anwenden soll:
– Ist das alltagstauglich?
– Brauche ich das wirklich, z.B. permanentes Bei-Fuß-Gehen auf meiner linken Seite?
– Braucht mein Hund das, was hier vorgeführt wird?
– Ist der Aufbau tatsächlich gewaltfrei und freundlich? Bester Indikator ist dafür der
Hund, mit dem das gezeigt wird – und jetzt raten Sie mal, wie viele Menschen hundliche
Körpersprache richtig interpretieren können? Richtig – die wenigsten.
– Kann mir das jemand mal so zeigen, daß ich es auf Alltagstauglichkeit prüfen kann?
– Kann mir das jemand so vermitteln – und mich gegebenenfalls auch korrigieren, so daß
ich es selber anwenden kann?
Diese Liste könnte man noch fortsetzen.

Wenn jemand zu mir kommt und von mir etwas wissen möchte – und hier spreche ich jetzt nicht nur für mich, sondern für viele KollegInnen, die gewaltfrei arbeiten -, dann muß ich in der Lage sein, ihm zu zeigen, daß und wie es klappt – und zwar nicht nur auf dem Bildschirm. Dann muß ich auch in der Lage sein, ihm zu erklären, warum wir erstmal ein paar Stunden etwas anderes machen müssen, z.B. weil der Hund durch falsches Training so mißtrauisch geworden ist, daß er erst Vertrauen zu mir bekommt. Dann muß ich meinen Kunden auch die Körpersprache ihres Bellos richtig nahe bringen können: warum höre ich jetzt mit dem Training auf und warum mache ich diese Übung und nicht eine andere? Und – ganz wichtig – ich muß in der Lage sein, diesem Menschen beizubringen, wie er dieses Training übernehmen kann. Es reicht nicht, wenn ich das hinkriege, denn es ist nicht mein Hund. Wie bitte schön soll das ein TV-Trainer leisten können? Kann er nicht, selbst wenn er der beste und netteste und gewaltfreieste Trainer aller Zeiten ist.

Sie haben also – Menschenverstand hin oder her – keine Möglichkeit, etwas abzuprüfen, was Sie bei jeder Hundeschule selbstverständlich tun: testen, ob das angebotene Training für Sie und Ihren Bello richtig, gewaltfrei und freundlich ist. Kann mir jemand erklären, was das mit „gesundem Menschenverstand“ zu tun hat, wenn man dann trotzdem nachmacht, was auf dem Bildschirm vorgemacht wurde? Schwierig, oder?

TV-Training ist kein Training, egal wie man es dreht und wendet. Es ist eine Möglichkeit für so manche TrainerInnen, die Heu machen, solange die Sonne scheint, schnell ihre Weisheiten an den Mann und die Frau zu bringen, egal was draus wird. Es kann eine Möglichkeit sein für seriöse TrainerInnen, aufzuzeigen, welche Varianten eines Trainings es geben kann, immer mit dem Hinweis, daß das den Besuch einer Hundeschule bei ernsten Problemen nicht ersetzt, und es ist eine Möglichkeit für Hundemenschen sich zu informieren, was es so alles gibt. Mehr nicht. Und deshalb sollte man sich hüten – egal für wie fähig man sich selber hält – nachzuahmen, was x-beliebige Experten auf dem Bildschirm so vormachen.

Veröffentlicht unter Allgemein, Gewaltfreies Hundetraining | Verschlagwortet mit , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Kastration als Therapie bei „Problem“verhalten

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Er ist nicht auszurotten, dieser merkwürdige Rat vom „Experten“ und momentan häuft es sich wieder. Und weil ich die Hoffnung nicht aufgebe, daß Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen irgendwann bewirken, daß sich gewisse Erkenntnisse tatsächlich mal durchsetzen, schreibe ich diesen Artikel, denn Kastration ist im Gegensatz zu dem, was so manch ein Trainer und Tierarzt von sich gibt, nicht unbedingt die Lösung für problematisches Hundeverhalten.

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen großen, freundlichen, an anderen Hunden sehr interessierten Rüden. Leider landen Sie in einer Hundeschule mit einer sehr netten, nur leider etwas unerfahrenen Trainerin, die ihren lustigen Lümmel bis fast zu einem Jahr bei allen Hundespaziergängen im Freilauf mitlaufen läßt. Er hat schon lange eine Freundin gefunden, die ihm körperlich und mental gleichwertig ist, und mit der mischt er alle anderen auf. Das macht so richtig Spaß, zumindest den beiden. Jedenfalls stellt die Trainerin dann irgendwann fest, daß das doch nicht so gut ist – ab sofort Leinenzwang und überraschenderweise gibt es auf einmal Probleme mit anderen Hunden, denn das hat er einfach nicht gelernt. Sie suchen andere Trainer auf, weil Sie merken, daß hier was schief läuft und irgend einer rät Ihnen schließlich: Kastration – dein Hund hat ein Problem mit Artgenossen, da hilft nur „Eier ab“.

Oder Sie haben einen kleinen Hund einer sehr schnellen Rasse, also Terrier oder Dackel, ein Hund eben, der mehr so unter der Hemmschwelle lebt. Diese Hunde wurden nicht nur dafür gezüchtet, daß sie z.B. sofort melden, wenn sich jemand dem Gehöft nähert, sondern auch dafür, sofort und ohne nachzufragen, jede Art von Ratten und Mäusen zu vernichten – also schnell zuzubeißen. Selbstverständlich lernen auch diese Hunde eine Beisshemmung, aber gerade dadurch, daß sie klein und sooo süüüß sind, sind sie häufig genötigt, sich etwas deutlicher als beispielsweise Rottweiler oder Pitbulls aufdringliche Menschen vom Leib zu halten. Wenn dann noch dazu kommt, daß das Training in der Hundeschule sehr übergriffig läuft und stark kommandoorientiert ist, dann lernen diese Hunde ganz schnell, zu ihren eigenen Menschen nett zu sein – wenn man Glück hat –  und anderes Zweibeinervolk auf Distanz zu halten. Und auch hier hört man dann von nicht so schrecklich kompetenten Kollegen, die schmerzhafte Erfahrungen mit dem Esszimmer des süßen, kleinen Wichtes machen mußten: kastrieren und das Problem ist erledigt. Ja, wenns so einfach wäre. Das Problem ist nur: „Eier ab“ hat nix mit „bleib mir vom Leib“ zu tun.

Ein letztes Beispiel, denn alle guten Dinge sind ja drei.

Sie haben einen jungen, sehr temperamentvollen Rüden, der sehr flott an der Leine unterwegs ist und jeden Tag tausend gute Ideen hat, wie er Ihren Alltag etwas bunter gestalten kann. Das kann zugegebenermaßen sehr anstrengend sein. Aber es ist auch lustig, wenn man nicht alles so tierisch ernst nimmt und augedröselte Socken im Bett, die neuen, schicken Pumps auf dem Komposthaufen oder zerlegte Blumentöpfe im Garten nicht unbedingt ein Drama darstellen. Das Ziehen an der Leine ist allerdings nicht lustig. Ich frage mich nur: in welchem Zusammenhang stehen zerlegte Blumentöpfe, Löcher im Garten oder ein an der Leine ziehender Hund mit Kastration? Sie verstehen das auch nicht? Gut, dann sind wir schon zwei. Trotzdem hört man immer wieder von KollegInnen und Tierärzten: kastrieren, dann wird er ruhiger. Ja, vielleicht so in 6,7 Jahren, aber die Kastration nimmt ihm garantiert nichts von seinen tollen Ideen und Leinenführigkeit bekommt man nicht mit der Narkose eingespritzt.

Ich bin wahrhaftig nicht gegen Kastration. Gerade bei Rüden, die in Gegenden mit unkastrierten Hündinnen in der Nachbarschaft leben, hat das viel für sich, um einem Rüden eine vernünftige Lebensqualität zu verschaffen. Aber selbst da muß man immer sehen, ob es bei diesem speziellen Hund tatsächlich notwendig ist. Um ein sog. Problemverhalten zu beseitigen, braucht es allerdings schon ein bißchen mehr. Da sollte man vielleicht ein wenig genauer hinsehen, wo die Ursache liegt und wie man sie beseitigen kann.

Nachdem wir Hundetrainer jetzt mittlerweile alle gefordert sind, uns fachlich ein bißchen auf dem Laufenden zu halten, da wir alle eine Genehmigung benötigen, um unseren Beruf ausüben zu können, wäre es doch schön, wenn dieser Quatsch endlich aus den Köpfen der KollegInnen verschwinden würde.

Veröffentlicht unter Allgemein, Gewaltfreies Hundetraining | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Hundeurlaub

Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Wer seinen Hund mit in den Urlaub nimmt, klärt meistens vorab recht gründlich, ob die Gegebenheiten vor Ort auch gut sind für Bello. Allerdings kann es vorkommen, dass die Realität und Werbung nicht so ganz übereinstimmen: Hunde dürfen doch nicht ins Restaurant, die Auslaufmöglichkeiten sind beschränkt, das Hotelzimmer ist so klein, dass man nicht mal das Körbchen aufstellen kann……. Das sind die Dinge, die wir nicht beeinflussen können, wenn wir unser Urlaubsziel nicht kennen. Deshalb sollte man darauf gefasst sein, dass wir auch bei Empfehlungen enttäuscht werden können. So ist das nun mal. Aber es gibt ein paar Punkte, wie man für sich und seine Hund auch in einem nicht so idealen Quartier einen schönen und erholsamen Urlaub organisieren kann.

Pogo 004

Das geht schon bei der Anreise los. Hektik und Stress sind der Garant dafür, dass man deutlich erholungsbedürftiger ankommt als es eigentlich notwendig wäre. Das vermeidet man dadurch, dass man den schönen Spruch „Der Weg ist das Ziel“ ernst nimmt. Also plant man das Einpacken, die Route und die Fahrt so, dass man alles in aller Ruhe hinkriegt. Wichtig sind Stationen, die man bei längeren Fahrten alle zwei Stunden ansteuern kann, um eine gemütliche Pause einzulegen. Das geht selbst auf deutschen Autobahnen. Fragen Sie Bekannte, Kollegen, Freunde, die viel unterwegs sind. Sie werden sich wundern, wie viele Tipps Sie bekommen. An vielen Raststätten und Autohöfen kann man ganz gemütlich mindestens eine Viertelstunde oder länger spazieren, mit ein bisschen Glück kann Bello sogar frei laufen, denn es gibt immer eine Zufahrt für die Mitarbeiter der Raststätten und da wird man oft fündig.

Die Ankunft sollte noch richtig bei Tageslicht sein und besser nicht in der Dämmerung oder nachts. Viele Hunde sind abends und nachts sehr viel aufmerksamer und misstrauischer, sie neigen dazu, schneller etwas oder jemanden zu verbellen, und das kann man sich, Bello und der Umgebung ersparen. Denn wenn Bello aus lauter Verunsicherung alles anbellt, was ihm auf dem Weg zum Ferienhäuschen in den Weg kommt, dann sind Sie überwiegend beschäftigt, ihn ruhig zu stellen. Damit erhöhen Sie aber in der Regel seine Unsicherheit: denn wenn es hier nicht so gefährlich wäre, würden Sie sich ja nicht so aufregen. Das ist Hundelogik und das kann man vermeiden, indem man untertags anreist.

Auf alle Fälle müssen Sie gleich eine Runde mit ihm laufen. Wenn Sie zuerst das Quartier beziehen möchten, damit Sie dann genügend Zeit für ihn haben, sollten Sie eine knappe halbe Stunde vorher mit ihm Rast machen, damit er ganz sicher nicht dringend muss, sondern entspannt im Auto warten kann. Zeigen Sie ihm als erstes den Weg zum Quartier, egal ob Pensionszimmer, Ferienwohnung oder Häuschen, damit er weiß, wo er die nächste Zeit zuhause ist. Dann wäre es ideal aber leider nicht immer möglich, dass er das ganze Gelände frei erkunden darf. Wenn das nicht möglich ist, dann gehen Sie bitte angeleint so gut es geht alles in aller Ruhe ab. Je besser er seine neue Umgebung kennenlernt, um so einfacher wird es anschließend für alle Beteiligten. Wenn es irgendwie machbar ist, bitte ich alle unsere neu ankommenden Gäste ihre Hunde nach dem Aussteigen ohne Leine – trotz Leinenpflicht auf unserem Gelände – den Gästegarten erkunden zu lassen. Evtl. Tretminen kann man ja wegräumen. Letztes Jahr hatten wir ein Ehepaar mit sieben Hunden bei uns, die Hunde konnten als erstes den Garten gründlich erschnüffeln und dann waren sie angekommen – nach knapp 10 Minuten.

MINOLTA DIGITAL CAMERA

Bedenken Sie bitte, dass alle Hunde mehr oder weniger territorial veranlagt sind. Wenn Ihrer dazu neigt, sich in wenigen Sekunden alles zu eigen zu machen, was in seinem engeren Umkreis liegt, dann sollten Sie das Quartier so wählen, dass Sie entweder für sich allein ein eingezäuntes Gelände haben oder absichern können, dass anwesende Hundeurlauber darauf Rücksicht nehmen. Denn solche Hunde akzeptieren häufig nur die, die bereits da waren, aber nicht die, die nach ihnen kommen. Da nützt es auch nichts, wenn der andere schon zum fünften Mal und Ihr Fifi zum ersten Mal da ist. Oft kann man das ja durch eine gemeinsame kleine Spazierrunde regeln, so dass alle beruhigt sein können.

Ein Problem kann die erste Nacht sein, wenn Sie einen ungeübten oder sehr aufmerksamen Hund haben. Nicht immer kann ein Vermieter auf Ihre Wünsche Rücksicht nehmen und Ihnen das Zimmer, die Wohnung oder das Häuschen in der Siedlung geben, wo Sie am wenigsten gestört werden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie in der ersten Nacht nicht überreagieren, falls Bello jeden aber auch jeden Pubs meldet, der in der Nachbarschaft losgeht. Falls Sie jetzt ein Entspannungssignal aufgebaut haben: herzlichen Glückwunsch, damit sollte es klappen. Schimpfen Sie auf keinen Fall, wenn er wufft oder bellt: er versteht nur, dass Sie sich auch aufregen und er also alle Gründe der Welt hat, Ihnen beizustehen. Je ruhiger Sie bleiben, umso schneller versteht er, dass alles gut ist. Auf jeden Fall sollte sein Ruheplatz so gewählt werden, dass er nicht ständig die Tür im Auge hat und nicht auf jeden aufmerksam wird, der vorbei geht.

Usedom 24.07. 007

Was für die Reise gilt, gilt auch für den Aufenthalt: Hektik und Stress mögen Hunde nicht, tun allen Beteiligten nicht gut und vermiesen allen den Urlaub. Genießen Sie die gemeinsame Zeit, die Sie endlich füreinander haben. Planen Sie nicht zu viele und nicht zu aufwendige Aktivitäten oder Besichtigungstouren, bei denen Bello irgendwo durch gezerrt wird. Kilometerweite Fahrradtouren auf asphaltieren Fahrradwegen mögen für Menschen schön sein, für Hunde sind sie ungesund, da sie ihre Gelenke damit ruinieren und auch nicht wirklich das sind, was Hunde gerne im Urlaub machen. Planen Sie lieber eine gemütliche Wanderung zu einer schönen Badestelle und krönen Sie den Tag mit einem Picknick. Es gibt auch Hunde, die lieben Stadtbesichtigungen, wenn genügend Pausen gemacht werden und sie in Ruhe schnüffeln dürfen. Im Klartext: überlegen Sie, was Ihr Hund gerne mag und planen Sie Ihren Urlaub so, dass er ebenfalls zu seinem Recht kommt. Wir erleben leider immer wieder, dass manche Urlauber ihre Hunde ohne weiteres stundenlang in der Wohnung einsperren würden – wenn wir das erlauben würden -, nur um mitten im Sommer in die Therme zu gehen oder den ganzen Tag nach Berlin zu fahren. Da wäre Bello in der Hundepension besser aufgehoben.

Eigentlich ist es auch für Menschen besser, wenn sie ihren Urlaub an den Bedürfnissen der Hunde orientieren. Hunde sind gemütliche Zeitgenossen, die gerne alles in Ruhe kennen lernen, ausgedehnte Wanderungen mit genügend Zeit zum Erkunden der Umgebung lieben, ausgiebiges Kuscheln nach einem anstrengenden Tag genießen……….. alles das haben die meisten von uns auch im Urlaub nötig. Also: fragen Sie doch Ihren Hund, wie er seinen Urlaub gerne hätte. Er hat sicher gute Ideen!

Badespass am Samstag (4)

Veröffentlicht unter Allgemein | Hinterlasse einen Kommentar

Wie intelligent sind Hunde?

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Von Zeit zu Zeit geistern durch die Medien Berichte von Untersuchungen, die sich mit der Intelligenz von verschiedenen Tieren befassen. Da werden dann alle möglichen Fähigkeiten abgeprüft, ohne die angeblich intelligentes Dasein auf dieser unserer Welt nicht möglich ist. Eine beliebte Aufgabe ist: wie gut kann dieses Tier zählen? Und dann, wenn die Tiere ihre Aufgaben mehr oder weniger erfolgreich abgeliefert haben, stellen die Wissenschaftler erleichtert fest, daß – egal wen sie untersuchen – kein einziges Lebewesen intelligenter ist als im besten Fall ein Kleinkind. Gut, mittlerweile machen sie mit Primaten eine Ausnahme, ich glaube, die sind ungefähr so schlau wie Grundschulkinder.

Ich frage mich immer, ob die eigentlich nichts sinnvolles zu tun haben, wenn sie sich mit solchen Albernheiten befassen, die seit unzähligen Jahren in immer neuen Varianten und mit immer gleichen Ergebnissen durchgeführt werden. Als ich meine Diplomarbeit in Druckereitechnik schrieb, gab es Themen, die man sich bei den Professoren holen konnte. Da durfte man dann beispielsweise Druckbögen ausmessen, die schon ganz zerknittert waren von den Vorgängern. Nur wenn man viel Glück hatte wurden neue produziert. Das Hauptproblem war: man mußte die gleichen Ergebnisse haben wie alle, die vorher da schon rumgemessen hatten, also versuchte man, jemanden zu finden, der diese Arbeit ebenfalls gewählt hatte…. Ich hatte ein anderes Thema, selbstgewählt, mit dem ich fast verzweifelt wäre, aber das war mir egal. Wozu soll ich was untersuchen, dessen Ergebnis schon von vornherein feststeht?

Aufgrund dieser Erfahrung vermute ich, daß es sich um etwas ähnliches handelt. Da muß vielleicht irgend ein Student eine Arbeit abliefern und sein Prof bietet ihm so ein Thema an, bei dem der dann die Intelligenz von Hunden untersuchen darf. Und das überraschende Ergebnis „Hunde sind so intelligent wie Kleinkinder“ wird dann der staunenden Öffentlichkeit mitgeteilt: na also, dacht ich’s doch! Schließlich habe ich das schon öfter gehört, wird also stimmen. Mit der Realität haben diese Ergebnisse ungefähr genauso viel zu tun wie das Durchmessen eines 100 Jahre alten Druckbogens mit der Arbeit in einer Druckerei. Aber wen juckts? Hauptsache, die Wissenschaft hat wieder zugeschlagen und die Medien haben was zu melden und die Hundemenschen haben ihre Vorurteile wieder bestätigt. Dann können doch alle zufrieden sein.

Mit solchen Ergebnissen hatte ich nicht nur beim Studium Probleme. Wenn ich so etwas lese, kriege ich wirklich einen dicken Hals. Was hat so etwas mit seriösen, wissenschaftlichen Untersuchungen zu tun? Und vor allem: wem nützt das? Ich würde mal sagen: nur denen, die für die Zeit der Untersuchung einen Job hatten, und denen, die Hunde sowieso für blöd halten und ständig nach Argumenten für ihre unfreundlichen Ideen suchen. Wenn man sich allerdings etwas genauer damit befasst, dann sollten jedem normal intelligenten Menschen, der Intelligenz nicht mit „rechnen können“ verwechselt, schon Zweifel kommen.

Zum einen darf bezweifelt werden, daß Intelligenz sich nur bei Rechenaufgaben und ähnlichen künstlichen Konstrukten manifestiert. Ich vermute, daß es bei allen Lebewesen dieser Erde so ähnlich ist wie bei mir: man muß mir nur die entsprechenden Aufgabe stellen und schon stehe ich mit Kleinkindern auf einer Stufe. Ob es für Hunde und andere Tiere wichtig ist, zählen oder addieren zu können, ist ebenfalls mehr als fraglich. Gerade Caniden wissen sehr genau, wieviel Futter sie benötigen, um ihre Welpen satt zu kriegen. Wozu brauchen sie da Kiloangaben? Ein weiterer, sehr beliebter Intelligenztest ist: erkennt sich dieses Tier im Spiegel wieder? Ja, hallo, wenn das nicht klappt, dann sind wir doch schon eigentlich debil, oder?

Dann gibt es viele Problemstellungen, die würde man einem Kind niemals stellen, und zwar egal ob es ein Kleinkind ist oder schon in die Schule geht. Kinder bekommen beispielsweise selber keine Kinder und sie ziehen sie auch nicht groß. Hunde können das recht schnell, so etwa ab einem Alter von 2 Jahren kriegen sie das hin und viele arme Hündinnen müssen das sofort nach der ersten Läufigkeit und der ersten Vergewaltiung auch bewältigen. Dann sind Kinder – egal welchen Alters – vollkommen ungeeignet zum Bewachen eines Grundstücks, eine Tätigkeit, die viele Hunde mit Erfolg schon sehr früh ausführen. Mir ist eine Berner Senn Hündin bekannt, die bereits mit 6 Monaten genau differenzierte, wen ihr Frauchen auf dem Hof willkommen hieß und wen nicht – und sie ließ ab diesem Alter niemanden aufs Grunstück, der nicht von Frauchen hereingelassen und mit Handschlag begrüßt wurde. Meine kleine Indiana, die mittlerweile ein knappes Jahr alt ist, übt sehr fleißig „Hof bewachen“. Sie wußte sofort, welche Plätze auf unserem Anwesen am besten dazu geeignet sind und wechselt immer mal durch mit dem Ergebnis, daß bei uns keiner mehr unbemerkt reinkommt.

Mittlerweile spricht man auch von „emotionaler“ und „sozialer“ Intelligenz. Sowas kann man Hunden in aller Ruhe zugestehen. Das ist so ähnlich wie bei Frauen, die ja auch über enorm viel emotionale Intelligenz verfügen, und dann in schlecht bezahlten Sozialjobs total glücklich sind, viel glücklicher als die sozial schwachen Männer in ihren gut bezahlten Banker- oder Managerjobs. Hunde sind ja auch total happy, wenn sie haarfein erspüren, was in der Familie so schief läuft, ob man dann darauf eingeht oder nicht, spielt keine Rolle, schließlich sind wir die überlegenere, weil in wichtigen Belangen intelligentere Spezies und es reicht echt, wenn wir den Hunden da die Kompetenz zusprechen. Mehr muß nicht sein.

Ja, das klingt zynisch. Aber ist es nicht viel zynischer, mit angeblich wissenschaftlich abgeprüften Erkenntnissen die Hunde immer wieder dahin zu stoßen, wo sie nach Meinung viel zu vieler Menschen hingehören: ins Abseits? Nur weil sie kein ähnlich abstraktes Denken haben wie wir? Und wenn wir schon wissen, daß sie uns gewaltig überlegen sind, was ihr Sozialverhalten betrifft, warum versuchen wir dann nicht, es ihnen gleich zu tun?

Eigentlich ist es heute viel zu warm und zu sonnig, um sich mit so unfreundlichen Gedanken zu befassen. Aber seit einigen Tagen hole ich immer wieder einen alten Hund zu uns, der von seinem viel intelligenteren Herrchen jeden Tag fast 24 Stunden allein im Zwinger gelassen wird und sich die Seele aus dem Leib weint. Wenn ich mit meinen beiden vorgehe und sie hören ihn, dann fangen sie an zu ziehen und wollen sofort hinein, sie laufen zu seinem Zwinger und begrüßen ihn. Dann warten sie geduldig, bis ich ihn herausgeholt und mit Brustgeschirr und Leine versehen habe und freuen sich riesig, daß er wieder zu uns kommt. Leider müssen wir ihn abends zurück bringen. Wenn er uns dann nachjammert, schauen mich Maxl und Indiana ganz komisch an. Und dann ist es vielleicht besser, wenn ich mir eine Rechenaufgabe stelle und nicht daüber nachdenke, was sie jetzt gerade von mir halten.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , | Hinterlasse einen Kommentar

Problemverhalten – Normalverhalten – Was jetzt?

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Kennen Sie diese Menschen, die irgendwo hinkommen, z.B. in eine Kneipe und als erstes jede Menge Stühle für alle, die nach ihnen kommen, reservieren? Die folgen vielleicht erst in zwei Stunden und könnten sich dann selber um ihren Sitzplatz kümmern, aber nein, sie haben ja ihre Platzhalter. Wir hatten mal Bekannte, die erzählten immer ganz freudig, wie sie sich im Urlaub ihre guten Poolplätze freihielten: früh um fünf aufstehen und Handtücher verteilen – so andere nicht schneller waren. Abgesehen davon, daß wir nie Urlaub an irgendwelchen Pools machen, würde ich lieber ausschlafen.

Mit unseren übernächsten Nachbarn sind wir gut befreundet, aber manchmal gehen sie mir gewaltig auf den Keks. Wenn sie sich z.B. wieder tierisch aufregen, daß die Katzen aus dem Anwesen zwischen uns in ihrem Garten rumturnen, schließlich ist das ihr Garten und nicht der Garten der Katzen. Bei uns turnen diese Katzen auch rum und wir leben ganz gut damit. Ab und an verjagen sie die Hunde und alles ist gut.

Als wir hier in Metzelthin einzogen, wurden wegen der Hunde zuerst alle Zäune dicht gemacht und dann der Zaun um den Hundeplatz gezogen. Das mit dem Zäune dicht machen, fand Verständnis bei allen Nachbarn, aber wegen dem Hundeplatz gab es schon die eine oder andere Diskussion. Es war zwar allen klar, daß das sinnvoll und nützlich ist, aber schön fanden unsere Ossinachbarn diese Zaunzieherei nicht. Da wir einen großen Teil unseres Grundes nicht einzäunten und nach wie vor jeder dort rumlaufen kann, haben sich alle wieder beruhigt.

Unser Forsthaus liegt bekanntermaßen sehr einsam. Das bedeutet, daß wir sehr aufmerksam werden, wenn jemand hinten am Hundeplatz vorbeigeht oder auf der Straße vorbeikommt, egal ob mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto. Jeder wird genau beäugt: will der was von uns oder geht der weiter? Und ob Sie es glauben oder nicht: jeder unserer Gäste macht spätestens am zweiten Tag genau das gleiche.

Merken Sie, wovon ich Ihnen erzähle? Wir sprechen hier gerade über menschliches Territorialverhalten, etwas das uns mal mehr mal weniger nervt, aber das wir alle akzeptieren  und einordnen können. Kein Mensch käme auf die Idee, jemandem deshalb eine Therapie zu verordnen, denn ist einfach normal, daß man sein Revier markiert, z.B. mit einem Handtuch auf der Liege oder einem Zaun ums Grundstück oder indem man Vorbeikommende genau beäugt. Ebenso ist es normal, wenn manche Gäste mehr oder weniger oder gar nicht erwünscht sind. Ob jetzt unsere Bekannten tatsächlich so einen Hype um den richtigen Liegestuhl machen mußten oder unser Nachbar wegen der Katzen ist Ansichtssache, aber trotzdem ist es schlicht und ergreifend menschliches Territorialverhalten.

So, und jetzt zu den Hunden, denn die interessieren mich – und ich hoffe auch meine Leser – am meisten. Hunde sind bekanntermaßen territoriale Tiere. Wenn sie erwachsen werden, würden sie – so wir sie ließen – abwandern und sich irgendwo einen Partner und ein Revier suchen und dort eine Familie gründen. Alle ihre wildlebenden Verwandten tun das und ich vermute, auch sie würden sich wieder dorthin entwickeln. Das wollen wir aber nicht, sie bleiben bei uns. Tatsache ist, daß sie sehr schnell verstehen, wo unser Revier anfängt und wo es endet. Und dabei sind sie gar nicht so verschieden von uns. Noch dazu sind sie sozial genauso gepolt wie wir: sie leben in Familienverbänden, in denen jeder eine Aufgabe erfüllt: Haushalt und Garten versorgen, Geld verdienen, Kinder großziehen……… was eben so ansteht. Hunde können beispielsweise sehr gut aufpassen und da sie besser sehen, hören und riechen als wir, nehmen sie potentielle Gefahren sehr viel früher wahr, ideale Eigenschaften für Wächter.

P1010251

Wir haben verschiedene Spazierrunden ums Forsthaus, die auch Namen haben: da gibt es die „kleine“ Runde für morgendliche und abendliche Kurzgänge. Diese kleine Runde gehört uns eigentlich. Also nicht per Grundbuch, aber in unseren Köpfen. Und  – Überraschung – hier markieren unsere Hunde sehr genau und gründlich. Dann gibt es die „große, kleine“ Runde, bißchen albern, aber so heißt sie. Die ist für etwas ausgedehntere, aber nicht zu lange Spaziergänge, die gehört uns nur zum Teil – in unseren Köpfen, nicht im Grundbuch.  Dann gibt es verschiedene Dorfrunden, da begeben wir uns schon auf fremdes Terrain und entsprechend höflich bewegen wir uns dort auch. Nicht daß wir im Wald grundsätzlich die Sau raus lassen, aber wir treten dort vielleicht etwas selbstbewußter auf als woanders und beäugen „Fremde“ ein wenig mißtrauischer. Unsere Hunde können das mindestens genau so gut differenzieren wie wir und zeigen das auch. Maxl legt zum Beispiel großen Wert darauf, mit allen Hunden im Dorf befreundet zu sein. Wenn einer bockt, stellt er sich so lange ganz ruhig an den Zaun, bis der aufgibt. Und er muß bei den Dorfrunden immer alle begrüßen. Nur eine Boxerhündin mag er nicht. Alle anderen sind seine Kumpel. In revierfernen Gegenden legt er darauf keinen besonderen Wert, da möchte er nur ruhig vorbei gehen und muß nicht unbedingt Kontakt aufnehmen.

Und da gibt es Trainer, die sind fest davon überzeugt, daß Hunde ihr eigenes Grundstück nicht kontrollieren dürfen, für die das ein Problem ist, wenn ein Hund Territorialverhalten zeigt, evtl. markiert, Passanten beobachtet………… ja was würden die wohl machen, wenn sie im Urlaub jemanden sehen, der seine Liege mit einem Handtuch markiert? Einen Psychotherapeuten holen? Wenn mein Nachbar was dagegen hat, daß fremde Katzen in sein Beet kacken, ist das dann übertriebenes Territorialverhalten, das ebenfalls therapiert werden sollte? Ich persönlich finde, der soll sich nicht so haben, aber mehr auch nicht.

Ganz spannend finde ich, wie die Uckermärker über Zäune denken. Es ist nicht so, daß hier jeder jedem übers Grundstück latscht, sich Kirschen klaut oder seinen Hund in den Vorgarten machen läßt, das klappt interessanterweise ganz gut ohne Zäune, und hier gibt es nach wie vor viele Grundstücke ohne Zaun oder mit sehr mickrigen Zäunen. Ich finde das eigentlich auch schöner. Jetzt stellen Sie sich mal vor, wie das für Hunde wäre, wenn es gar keine Zäune gäbe. Sie müßten lernen, daß manchmal jemand vorbei kommt, den man in Ruhe läßt, der einfach weiter geht, wo ihr eigenes Grundstück endet und wo das von Nachbars Flocki, sie müßten lernen, wo das Dorfrevier endet, nämlich dort, wo das nächste beginnt, und sie müßten mit den Hunden in ihrer Umgebung zurecht kommen ohne große Auseinandersetzungen. Klappt nicht? Fahren Sie mal nach Spanien, Kroatien, Griechenland, eben irgendwo hin, wo es genau so läuft. Interessant, wie entspannt die Hunde dort sind und wie wenig sie abhauen. Sie bleiben immer in ihrem Bereich und verlassen den nur, wenn ihr Mensch sie mitnimmt. Das habe ich mehrfach mit frei laufenden Hunden, die eigentlich kommen und gehen konnten wie sie wollten, erlebt: sie wissen, wo ihr Grundstück zu Ende ist und wo das „große“ Revier aufhört. Und innerhalb dieser Grenzen halten sie sich auf und benehmen sich entsprechend anders.

Heutzutage muß ja jeder Hund „beschäftigt“ werden, wenn man das nicht entsprechend ernst nimmt, ist man ein unfähiger Hundebesitzer. Ich glaube das nicht, aber es gibt viele Bücher und Trainer, die das suggerieren. Da wird dann wie wild mit Bällen und Frisbees geworfen, permanent werden alle möglichen Gehorsamsübungen ganz furchtbar spaßig abgefragt: macht dein Hund auch „sitz“, wenn du ihm den Rücken zudrehst und den Kopf durch die Beine steckst? Da wird ein Trick nach dem anderen einstudiert, daß der Hund schon gar keine Luft mehr kriegt, die Reizangel fliegt durch die Lüfte zwecks Impulskontrolle………. und dann wundert man sich, wenn diese Hunde nervös und aufgedreht und gestresst sind, bei jeder Gelegenheit aufspringen, bei anderen Hunden aufreiten, und wie blöd an ihren Grundstücksgrenzen rumrennen. Jetzt kommt man dann noch auf die gute Idee, daß dieser verflixte Köter so verdammt territorial ist, daß man ihm unbedingt die Grenzen aufzeigen muß –  ganz wichtig! Also nicht die Grundstücksgrenzen, das ist überflüssig, die kennt er schon. Sondern die Grenzen seiner Freiheit, die sind nämlich ganz eng und die besagen nach diesen hervorragenden Fachleuten: Revier bewachen is nich! Das hat du gefälligst deinen Menschen zu überlassen, Freundchen!

Was jetzt blöd ist: Hunde merken sofort, daß Menschen das irgendwie nicht können oder nicht so genau wissen, was gefährlich ist oder nicht. Denn aus unerklärlichen Gründen, reagieren sie immer total komisch, sowie jemand in die Nähe des Gartens kommt: der Hund wird ins „Platz“ gedonnert oder angeleint oder weggesperrt, auf alle Fälle wird der Mensch hektisch und nervös und trifft Millionen Vorsichtsmaßnahmen, weil ja dieser Hund so dermaßen territorial ist und man nicht weiß, was ihm da einfällt, das ist ja auch ein Zeichen von Dominanz, oder etwa nicht? Hunde registrieren vor allem: für meinen Menschen ist das total unangenehm, wenn jemand in unsere Nähe kommt, ich mach mal lieber einen Aufstand, dann haut der andere vielleicht ab und nervt mein Herrchen nicht. Und nachdem das manchmal klappt und manchmal nicht, treten wir eine wunderbare Spiral an Hysterie los, aus der man nicht mehr so leicht rauskommt.

Wenn mir so arme Hunde begegnen, die nicht mal ein kleines „Wuff“ von sich geben dürfen, wenn sich jemand nähert, denn das ist auch schon so ein übles Zeichen, dann geht oft ein Stoßseufzer gen Himmel: Herr, wenn du schon nicht triffst, so du Hirn vom Himmel schmeißt, dann engagier doch Dirk Nowitzki, der kann das besser!

Scherz beiseite. Denn für die Hunde ist es nicht zum Lachen. Hunde und Menschen sind terrtorial veranlagte Landraubtiere und das nehmen beide bitter ernst. Bei Menschen wird es gerne mal albern – siehe Badetücher am Pool -, aber für Hunde wäre es eine wunderbare Aufgabe, die jeder vom Chihuahua bis zur Dogge selbst in der Zwei-Zimmer-Wohnung hervorragend ausführen kann, würde sich endlich mal die Erkenntnis unter sog. Fachleuten breit machen, daß Territorialverhalten
1. für Hunde ebenso normal ist wie für Menschen
2. vollkommen unproblematisch ist so man es richtig einübt und dem Hund zeigt, wie man sich dieses Bewachen vorstellt und
3. je nach Rasse und Individuum unterschiedlich ausgeprägt ist wie eben bei Menschen auch. Mein Nachbar vertreibt die Katzen, ich nicht. Ganz einfach.

Mein lieber Fritzi, der leider nicht mehr unter uns weilt, hat bis eine Woche vor seinem Tod jeden Tag mindestens zwei Runden über unser Gehöft absolviert. Morgens wurde in alle Richtungen eine laute Bellwarnung losgelassen: Achtung hier wache ich! Jede Ecke wurde  geprüft, ob da jemand versucht unbefugt einzudringen, da wurden die Waschbären so nachhaltig vertrieben, daß sie jetzt noch fern bleiben, da wußte jeder Besucher spätestens beim zweiten Mal, daß hier ein guter Wachhund wohnt, der niemanden einfach so auf den Hof läßt, aber zum freundlichsten Schmuser mutiert, sobald wir unser Ok gegeben haben – ja, Herrschaften, was will man von einem Hund eigentlich noch mehr? Er war total glücklich, zufrieden und ausgeglichen mit seiner selbstgewählten Aufgabe, und wir hatten einen zuverlässigen Wächter, der viel besser funktionierte als jede Klingel, die man auf unserem weitläufigen Anwesen sowieso nicht überall hört – wenn sie gerade mal geht.

Man kann aus allem ein Problem machen: wenn ein Hund pinkelt, schnüffelt, sich für Wild interessiert oder für läufige Hündinnen, bzw. für schicke Rüden, man kann es auch als Problem bezeichnen, wenn ein Hund einer typischen Wachhundrasse anfängt das Gehöft zu bewachen – irgendwie geht das immer, als wären wir unterbeschäftigt, wenn wir mal gerade kein Problem mit unseren Hunden haben.

Mein Tipp zum Schluß: wenn Ihnen mal wieder jemand erzählt, daß Ihr Bello weder schnüffeln noch pinkeln darf, wo er möchte, daß er unter keinen Umständen etwas beobachten, niemals am Zaun bellen darf und schon gar nicht, wenn jemand zu ihnen reinkommt, dann fragen Sie ihn doch einfach mal, wie er es mit Handtüchern am Pool hält. Wenn Sie Glück haben, haben Sie hinterher Ihre Ruhe und Bello auch.

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , | 6 Kommentare

Ein qualvoller Tod – Die saure Magendrehung

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Abends, als sie zu Bett gehen, ist noch alles in Ordnung. Bello kuschelt sich in sein Körbchen, Herrchen macht das Licht aus und alle schlafen friedlich ein. Kurz nach Mitternacht geht es los. Bello wird unruhig, fängt an zu hecheln, steht auf, wandert umher, fiept und jammert – alles deutet darauf hin, daß er Schmerzen hat. Sein Herrchen geht mit ihm hinaus und den Rest der Nacht verbringen sie auf Wanderschaft. Bello versucht immer mal wieder zu trinken und erbricht sich gleich wieder, die Unruhe nimmt zu, auch das Gejammere. Irgendwann fällt seinem Herrchen auf, daß der Bauch geschwollen ist. Gegen sieben Uhr ruft er in der Tierklink an: er soll sofort kommen. Aber als er mit seinem Hund dort aussteigen möchte, ist Bello schon tot: Magendrehung.

Vermutlich können wir nicht ansatzweise erahnen, was dieser arme Kerl durchgemacht hat, denn Magendrehung gehört zu den qualvollsten Todesarten, die ein Hund erleiden kann. Es gibt zwei Arten: die mechanische und die saure. Die mechanische Magendrehung ist die bekanntere. Jeder weiß, daß Hunde bis zu zwei Stunden nach einer Mahlzeit nicht toben sollen. Dann ist der Speisebrei durch den Magen und es kann nicht mehr viel passieren. – Denkt man. Die saure Magendrehung kann viele Stunden nach einer Mahlzeit auftreten, in der Regel läuft es wie in dem oben geschilderten Beispiel. Abends gegen 18-19.00 Uhr frißt er seine Abendmahlzeit, begibt sich zur Ruhe und plötzlich geht es los. Wie kommt das?

Wer „saure Magendrehung“ im Internet sucht, wird sich ein wenig wundern. Auf vielen Seiten wird einfach pauschal von „Magendrehung“ gesprochen und nicht weiter darauf eingegangen, worin der Unterschied besteht. Dabei kann das überlebenswichtig für einen betroffenen Hund sein, ob sein Mensch weiß, daß die saure eben einige Stunden nach dem Fressen in Ruhe auftritt. Der Mageninhalt fängt an zu gären, es bilden sich Gase, die den Magen in Bewegung setzen. Der Magen eines Hundes liegt relativ locker im unteren Bereich des Brustkastens und er ist kann sich entsprechend der Menge, die ein Hund gefressen hat, sehr stark ausdehnen, aber auch wieder zusammenziehen. Dazu braucht er Platz. Wenn jetzt der Magen durch die Ausgasungen anfängt zu pendeln, kann es passieren, daß er sich dreht. Und damit sind alle Gefäße, die zum Magen hin und von ihm wegführen, die Speiseröhre und der Darm abgedreht. Was allein das an Schmerzen bedeutet, wollen wir gar nicht wissen.

Das große Problem ist: so etwas passiert in der Regel mehrere Stunden nach einer Mahlzeit, weil nämlich die Mahlzeit viel zu lange im Magen bleibt. Es muß also etwas schwer verdauliches sein und es muß etwas sein, das in der Lage ist zu gären. Wer roh füttert, ist vor der sauren Magendrehung so gut wie sicher, da hier die normale Verdauungszeit von ca. acht Stunden abläuft und der Magen des Hundes nach zwei Stunden leer ist: das ist der Grund, warum Hunde ca. zwei Stunden nach dem Fressen nicht toben sollen. Trockenfutter ist allerdings schwer verdaulich und enthält auch Kohlehydrate, die anfangen können zu gären, wenn das Milieu stimmt, und es ist defintiv so, daß die meisten Magendrehungen nach einer Trockenfuttermahlzeit erfolgen. Mir ist eine Zahl von über 80% bekannt. Leider ist sehr schwer, im Internet an entsprechende Studien zu kommen, falls es überhaupt welche gibt.

Wie das abläuft, kann man sich relativ einfach vorstellen. Entweder der Mensch weicht das Futter ein um den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen, dann fängt das Futter evtl. schon im Napf an zu gären, so es nur lange genug rumsteht. Oder das trockene Futter liegt im Magen des Hundes, der entweder anschließend viel trinkt, weil er auf das trockene Zeug einfach Durst bekommt. Oder der Futterbrei liegt im feuchten Magen und kann nicht wirklich weiter, weil er einfach zu trocken ist und ganz schlecht verdaut werden kann, und der Organismus versucht mit der körpereigenen Flüssigkeit den Mangel auszugleichen und das dauert eben. Vielleicht gibt es noch ein paar Varianten, aber darauf kommt es mir nicht an.

Liebe Hundefreunde. Es geht hier nicht darum, ob ihr mehr oder weniger Gemüse, Kartoffeln, Flocken, Getreide, was auch immer eurem Freund in den Napf schütten oder ob ihr puritanisch genaue Vorschriften von Extrembarfern befolgen sollt. Es geht auch nicht darum, eure TrainerInnen damit zufrieden zu stellen, wenn ihr irgendwann endlich umstellt auf Rohfütterung, um euch dann bei einem anderern Trainer vom Gegenteil überzeugen zu lassen, weil es ist ja alles drin, was der Hund so braucht und es ist doch so praktisch und er verträgt es doch so gut………….

Es geht einfach darum eurem Hund neben vielen anderen Probleme, die Industriefutter und vor allem Trockfutter mit sich bringen, u.U. einen äußerst qualvollen Tod zu ersparen. Denn selbst wenn jemand merkt, daß es sich hier um einen extremen Notfall handelt, und sofort etwas unternimmt, könnt ihr euren Hund vielleicht (!) retten, wenn ihr
– sofort den Tierarzt alamiert
– brandeilig hindüst, denn es handelt sich um Minuten
– und der Tierarzt oder die Tierklinik in relativ kurzer Zeit zu erreichen und sofort zur OP bereit sind, denn das mit den Minuten dürft ihr ruhig wörtlich nehmen.
Ein Hund, der allein schläft, also nicht neben seinen Menschen, ist sowieso zum Tod verurteilt, da es keiner merken wird. Es kann jeden Hund treffen, auch wenn die üblichen Rassen wie Dogge, Riesenschnauzer und Rottweiler besonders betroffen sind  und – selbst wenn die Notoperation gelingt – sterben viele Hunde an den Spätfolgen, da sie sich schlicht und ergreifend selber vergiften.

Alle Hunde, die ich kenne und die entweder sofort oder an den Spätfolgen einer Magendrehung gestorben sind, wurden mit Trockenfutter gefüttert. Was ich dabei überhaupt nicht verstehe ist, daß viele – Gott sei Dank nicht alle – Tierärzte so tun, als gäbe es da keinen Zusammenhang. Dabei sollte es gerade ihnen auffallen, wenn Hund Nr. XY, der Trockenfutter gefressen hat, mit saurer Magendrehung auf dem OP-Tisch liegt.

Wer bei mir eine Ernährungsberatung macht, erfährt immer von diesen Gefahren. Wer trotzdem Trockenfutter füttert, handelt in meinen Augen grob fahrlässig. Deshalb meine große Bitte an alle: hört auf dieses Zeug an eure Hunde zu verfüttern. Ja, es macht mehr Arbeit, roh zu füttern als den Sack zu öffnen, den Portionsbecher zu füllen und das ganze in den Napf zu kippen. Aber es ist eben auch besser für ihn und letztendlich auch für euch selber.

Veröffentlicht unter Allgemein, Ernährung | Verschlagwortet mit , , | 8 Kommentare

Vertrauen und Zuversicht – denn Angst macht Hunde und Menschen schwach und hilflos –

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Es gibt eine neue Studie von der Uni Magdeburg, in der nachgewiesen wurde, daß Lernen unter Angst sehr schlecht funktioniert. Das ist eigentlich eine altbekannte Tatsache, aber leider erlebe ich immer wieder, daß Menschen mit ihren Hunden zu mir kommen, deren ganzer Umgang mit dem Hund von Angst bestimmt ist. Und  – Überraschung – beide, Mensch und Hund, haben jede Menge Probleme: miteinander und mit der Umwelt. Wovor haben diese Menschen eigentlich Angst und warum? Und warum ist es so schwer, dagegen anzugehen?

Als ich meine erste Hündin vor 35 Jahren bekam, rief ich sofort bei der Gemeinde an, um sie anzumelden. Der Sachbearbeiter reagierte vollkommen verständnislos, ich wüßte doch gar nicht, ob dieser Hund überlebt. Der Grund für sein Unverständnis: alle Hunde liefen frei herum und junge Hunde wurden dann eben öfter mal überfahren. Das war so. Kein Mensch machte sich deshalb Gedanken, das Risiko lag allein bei den Hunden und ihren Haltern. Selbstverständlich hat meine Hündin das überlebt und ich war auch damals schon der festen Überzeugung, daß Hunde an der Straße an der Leine laufen müssen, zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz aller anderen. Einmal hatte ich ausgetestet, wie es ist, mit unangeleintem Hund an der Straße zu gehen. Da sie ganz ausführlich jeden Grashalm beschnüffeln mußte, war ich natürlich immer vor ihr, und vor lauter Angst (!), ihr könnte etwas passieren, lief ich mehr rückwärts als vorwärts. Nicht sehr bequem, und ganz sicher nicht ungefährlich. Also kam sie künftig für das kurze Stück an der Straße an die Leine, im Wald und am Weg hinten am See entlang lief sie frei. Problem erkannt, Lösung gefunden, Problem beseitigt und alle sind zufrieden.

Angst kann also ganz nützlich sein, solange man eine vernünftige Lösung für die angstmachende Situation findet. Dann löst sie sich nämlich in Nichts auf. Die Studie der Uni Magdeburg hat gezeigt, daß Menschen, die sich von ihrer Angst sehr stark bestimmen lassen, wesentlich schlechter in der Lage sind, in unbekannten und / oder stressigen Situationen Lösungen zu finden oder sich anzupassen. Um auf meine Hündin zurückzukommen: so lange sie an der Straße ohne Leine lief, trödelte sie ganz fürchterlich hinter mir her. Sobald sie angeleint war, ging sie locker mit mir mit, ich blieb immer stehen, wenn sie schnüffeln wollte, aber wir kamen trotzdem flotter voran. Schon mal was von Beschwichtigungssignalen gehört? Daß „langsamer werden“ und eine gewisse Art von Schnüffeln dazugehört? Ich glaube, wenn ich das heute als Film sehen könnte, hätten wir ein wunderbares Beispiel für ein Hundemädchen, das seinem verunsicherten und ängstlichen Frauchen mitteilen möchte: hab dich doch nicht so, was regst du dich auf? Ist doch alles in Ordnung.

Wovor haben jetzt so viele Hundehalter Angst? Schauen wir uns einige Punkte mal ein bißchen näher an.

1. Wenn ein Hund einmal, ein einziges Mal in seinem Leben irgend einen Unsinn gemacht hat, z.B. hat er unvermutet einen Passanten angesprungen, wird er dies lebenslänglich und immer wieder tun, und man bekommt das nur mittels kurzer Leine, Leinenruck und scharfem Kommando „Fuß!!!“ den Hund „in den Griff“.
2. Wenn ein Hund auch nur irgendetwas selbst bestimmt, z.B. wann und wo er schnüffelt, oder wo er spazierengehen möchte oder auf welcher Seite seines Menschen er laufen möchte, dann bedeutet das, daß er den Menschen kontrollieren und in beherrschen will. Und das muß man unterbinden, sonst passieren schreckliche Dinge.
3. Wenn man Hunden nicht permanent Grenzen setzt, werden sie unkontrollierbar.
4. Was sagen denn die Leute, wenn mein Hund einfach macht, was er will? Wenn sie denken, ich habe ihn nicht „im Griff“?
5. Wenn jetzt einer von vorne kommt, dann denkt er sicher………………………………

Die letzten beiden Punkte sind die mit der schlimmsten Wirkung, denn sie bewirken, daß Menschen den Unfug von der ständigen Kontrolle und dem 100%igen Gehorsam glauben und den Hunden aufzwingen. Um nochmal auf die Magdeburger Studie zurückzukommen: eine der Fragen, die den Probanden gestellt wurden, war: machen Sie sich häufig Sorgen wegen Dingen, die Sie nicht beeinflussen können? Frage: wie kann ich das Denken anderer Menschen beeinflussen, wenn ich gar nicht wissen kann, was sie denken und ob sie das, von dem ich vermute, daß sie es denken, vielleicht nicht oder ganz anders denken – vielleicht ist es ihnen auch egal und sie denken an etwas ganz anderes. Falls Ihnen der letzte Satz etwas kompliziert vorkommt, evtl. sogar unlesbar oder unverständlich, so ist das reine Absicht. Damit möchte ich einfach verdeutlichen, wie verdreht diese Art von „Denken“ ist.

Leben und Risiko sind eins und beide sind miteinander vereinbar. Sowie Sie einen Fuß vor die Tür setzen, gehen Sie unendlich viele Risiken ein. Sagt Ihnen der Name Ödön von Horvath etwas? Das war ein Schriftsteller, der Anfang des 20. Jhdts. lebte. Er wurde von einem Ast erschlagen: mitten in Paris. Wenn mir das im uckermärkischen Wald passiert bei Sturm, sagt jeder: was geht sie auch in den Wald bei dem Wetter! Aber der lief in einer Großstadt auf der Straße spazieren und wurde von einem Ast erschlagen. Das ist das Leben. Wir gehen trotzdem raus und wir besichtigen Städte und wir laufen im Wald und wenn jemand sagt: „spinnst du, du kannst doch nicht!!! Denk doch an Ödön von Horvath!“ Dann fassen wir uns – zu Recht – an den Kopf.

Wenn Sie sich einen Hund ins Haus holen, dann haben Sie einen Lebenspartner, der wunderbar zu uns Menschen passt. Seit vielen tausenden von Jahren leben wir zusammen und es ging mal besser, mal schlechter. Aber wenns schlechter ging, lag es nie an den Hunden. Für die Hunde wie für alle Tiere in menschlicher Obhut war und ist das Risiko viel größer als für uns. Denn wenn sie irgendetwas tun, das uns nicht passt, müssen sie es ausbaden und wenn sie hundertmal Recht hätten. Mit unserer Angst vor der Meinung anderer, vor den angeblichen Gefahren, die in der Hundehaltung zu lauern scheinen, vor der Unkontrollierbarkeit der Hunde, wenn wir nicht…………………. machen wir uns und unsere vierbeinigen Freunde schwach und hilflos.

Meine Freundin hat einmal ein Gespräch zwischen einer besorgten Mutter und einem Heilpraktiker angehört. Die Mutter meinte, es wäre doch normal, daß man sich wegen seiner Kinder sorgen macht. Seine Antwort war: „Nein, das ist es nicht. Normal ist Vertrauen und Zuversicht. Das macht uns und unsere Kinder stark und gibt uns und ihnen Kraft im Leben.“

Wollen wir das nicht für uns und unsere Hunde übernehmen? Wollen wir nicht lieber Schwäche und Angst weglegen und dafür Vertrauen und Zuversicht hegen und pflegen, damit wir und unsere Hunde stark werden und Kraft fürs Leben haben? Ich denke, das sollten wir tun. Wir sollten uns daran erinnern, wie viele Jahre sie uns schon begleiten und uns liebevolle Partner und Freunde sind. Es gibt keinen Grund für uns Angst zu haben. Dann kriegen wir auch unsere Alltagsprobleme in den Griff.

Veröffentlicht unter Allgemein, Gewaltfreies Hundetraining | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar

Martin Rütter und Hunde – Zwei Welten treffen aufeinander

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Manchmal gehts mir nicht so gut, denn so wie jeder andere Mensch lebe ich in einer realen Welt, in der es Sorgen und Nöte gibt, echte und eingebildete, das trifft jeden. Manchmal, wenn die Sorgen zu groß werden, schaffe ich es nicht mehr, fröhlich zu sein. Dann gehts mir richtig schlecht – kommt aber nicht oft vor. Gott sei Dank habe ich Hunde. Natürlich habe ich einen lieben Ehemann, der das merkt und sich kümmert, aber ich habe eben auch Hunde. Die letzten Tage waren wieder so, daß ich mir viele Gedanken gemacht und mich einfach nur noch unwohl gefühlt habe. Indiana ist noch zu klein, sie ist dann einfach nur verwirrt, bemüht sich noch mehr als sonst, alles richtig zu machen, und entschuldigt sich für alles und jedes. Unser Mäuschen denkt gerne mal, sie sei schuld am Ungemach der Welt.

P1010251

Der Maxl, der schon viel mehr Lebenserfahrung hat, weiß, daß das mit ihm nichts zu tun hat, aber daß sich seine Ute mal wieder viel zu viel Gedanken macht, und das ist nicht gut, findet er. Er hat aber eine gute Lösung gefunden, die mir immer, immer hilft. Am liebsten ist er Tag und Nacht bei mir, also nicht nur im gleichen Zimmer, sondern richtig hautnah, z.B. beim Frühstück auf der Eckbank legt er sich dann und nur dann hinter mich, für ihn ausgesprochen unbequem – Fachleute nennen das „Kontaktliegen“. Dann schaut er ständig nach mir, falls ich mal im Bad verschwinde oder ihn nicht mitnehme, wenn ich ins Büro gehe, er drängt sich förmlich auf. Wenn mein Mann mit den beiden die Morgenrunde gehen möchte, fragt er mindestens fünfmal nach, ob mir das auch recht ist. Vielleicht benötige ich in der Zwischenzeit ja seinen Zuspruch. Und ich bekomme immer mal wieder zwischendurch Küsschen, manchmal mehr, manchmal weniger.

Seine Fürsorge macht, daß ich anfange zu denken, ob es das wirklich wert ist, mir solche Gedanken über Dinge zu machen, die ich nicht oder nur schwer beeinflussen kann. Indiana tut mir auch leid, weil sie ja wirklich überhaupt nichts dafür kann, und daß er durch meine vermutlich völlig unnötigen Sorgen so belastet wird, das möchte ich jetzt schon gar nicht. Und ob ihr das glaubt oder nicht: die beiden überzeugen mich wirklich, daß dieses Gegrübel sinnlos und überflüssig ist und bringen mich sehr effektiv wieder ins wahre Leben zurück. Nein, deshalb habe ich auch nicht im Lotto gewonnen, aber irgendwie ist das nicht mehr so wichtig.

So, und jetzt zu Martin Rütter. Ich bin mir ganz sicher, daß er mir folgende Ratschläge geben würde, denn das hat er sogar in seinem Buch „Sprachkurs Hund“ schriftlich niedergelegt und verdient mit diesem Buch vermutlich viel Geld: Hunde wegschicken, die haben mich nicht zu kontrollieren und außerdem dürfen sie nicht am mir lecken, das muß ich unterbinden. Über das Lecken sagt er: „Hunde lecken aus zwei Gründen: Lecken sie schnell, ist es meist ein beschwichtigendes Futterlecken, lecken sie langsam und ausdauernd, dient es partnerschaftlichem oder parentalem (elterlichen Anmerk. d. Autorin) Pflegeverhalten. Hunde lecken allerdings ganz banal auch gerne am Menschen, um Creme oder Schweiß aufzunehmen.“ Dann gibt es also nicht zwei, sondern drei Gründe, zu lecken – lt. Martin Rütter. Aber weiter: „Der Mensch sollte sich von seinem Hund nicht „pflegen“ lassen, er hat die pflegende Position inne!“ Den Rest erspare ich euch, nur noch soviel: Hund wegschicken, der soll auf seinen Platz gehen, denn das mit diesem Gelecke geht gar nicht.

2015-03-16 15.58.48

Zum Kontaktliegen schreibt er: „Ist der erwachsene Hund immer wieder darauf bedacht, so nah wie möglich am Menschen oder an einem anderen Hund zu liegen, kann dies zum einen stark kontrollierendes Verhalten sein. Dadurch, daß er immer Körperkontakt hält, will er ständige Kontrolle über die Bewegung des anderen haben. Er möchte vermeiden, daß sich der andere Hund oder die Person ohne sein Wissen entfernt. Hündinnen tun dies auch mit ihren Welpen, damit sie bemerken, wenn sich eines entfernt.“ Er schreibt dann weiter, daß Kontaktliegen auch – Überraschung – einfach was Nettes sein kann, das Vertrauen schafft, daß es immer freiwillig sein sollte und entspanntes Verhalten von beiden voraussetzt. Dem kann man nicht widersprechen. Das mit der Kontrolle scheint mir schon eher einer Überlegung wert.

Ja, Hündinnen legen sich manchmal unter ihre Welpen, z.B. wenn es Zeit ist zum Säugen. Aber genauso häufig kommen die Kleinen einfach und kuscheln mit der Mama, weil sie da sicher und geborgen liegen und das einfach schön ist. Wer sich auskennt, weiß, daß dann Hormone frei werden, die Glücksgefühle erzeugen, bei Menschen übrigens auch. Was jetzt irgendwie so gar nicht zu Martin Rütters These passt, ist: was ist wenn die Hündin aufsteht und weggeht? Wie kontrolliert sie dann, daß sich keiner vom Acker macht? Videoüberwachung? Wohl kaum. Und was ist, wenn die Kleinen sich entfernen, z.B. weil sie ausgeschlafen haben und jetzt eine Runde spielen möchten? Kriegen sie dann eins zwischen die Lichter? Bei den Würfen, die ich gesehen habe, haben die Mamas das immer sehr gelassen gesehen und durchaus eine vernünftige Kontrolle ausüben können, wenn die Kinder mal nicht direkt neben ihr waren. Und – Überraschung – wenn eins satt war, aufgestanden ist und sich woanders hingelegt hat, fand die Mama das ganz in Ordnung.

Nein, der Maxl ist überhaupt nicht entspannt, wenn ich so drauf bin, ganz im Gegenteil, er macht sich Sorgen und wenn man Sorgen hat, ist man nicht entspannt. Und ja, er möchte mich kontrollieren. Er will nämlich wissen, ob er auf mich aufpassen muß oder ob er sich wieder seinen Alltagsgeschäften widmen kann. Damit hier niemand etwas falsch versteht, es geht nicht darum mich am Selbstmord zu hindern, es geht einfach darum, mich aus schlechten Gefühlen heraus zu holen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und sowie er das erledigt hat, ist er wieder der Alte. Aber so lange muß er mich im Auge behalten, etwa so, wie wenn wir uns Sorgen um einen Freund machen, dem es nicht so gut geht, und wir rufen ihn öfter an oder besuchen ihn mehr als sonst.

Mäxchen und Loni 003Noch absurder ist Martin Rütters Theorie mit dem Lecken. Wie wir gesehen haben, tut er sich schon schwer, bis drei zu zählen, aber das lassen wir ihm mal durchgehen. Dann habe ich noch nie etwas über „beschwichtigendes Futterlecken“ gehört. Über den Nasenspiegel lecken ist ein sehr häufig eingesetztes Beschwichtigungssignal, das meint er nicht. „Küsschen geben“ kann auch ein Beschwichtigungssignal sein, so wie wenn wir jemanden berühren und streicheln, um ihn zu beruhigen oder um uns zu entschuldigen. Junge und unsichere Hunde zeigen das, mit „Futterlecken“ hat es nicht wirklich etwas zu tun, denn wenn ein Hund so etwas zur Beschwichtigung zeigt, dann ist er meistens sehr stark gestresst und nimmt nicht unbedingt Futter an. Das mit dem „partnerschaftlichen oder elternlichen Pflegeverhalten“ lasse ich mir schon eher eingehen. Aber! Meine Hunde sind sehr wohl meine Partner, warum also sollten die mir nicht mal die Ohren auslecken, wenn sie der Meinung sind, das ist jetzt angesagt? Ich untersuche sie ja auch nach Zecken und kontrolliere, ob die Zähne und Ohren sauber sind. Und was schon einfach der Gipfel an Unverständnis Hunden gegenüber ist: ich schicke den Hund weg! Der ist nett zu mir und ich sage – ganz souverän natürlich: Freundchen, so nicht, das darf nur ich. Hallo? Ist noch jemand zu Hause?

Es ist ganz gut für meinen Seelenfrieden, daß ich nur einen Auszug aus diesem Buch und nicht das ganze gelesen habe. Denn wenn diese zwei Punkte schon einfach nur bestätigen, daß Martin Rütter nicht wirklich weiß, was in Hunden vorgeht, wie sieht dann der Rest aus? Und wie alle, die das nötig haben, erfindet er eben nebenbei mal ein neues Beschwichtigssignal, das außer ihm leider keiner kennt, und verkauft alten Wein in neuen Schläuchen. So einfach ist das, wenn man nach dem Motto arbeitet: Heu machen, so lange die Sonne scheint!

Jetzt ist es ja so: wenn man von seinen Sprühflaschenaktionen und seinen Auslastungstipps über Reizangel und ähnlichen Unfug mal absieht, ist Martin Rütter nicht der schlimmste von allen TV-Gurus. Aber dieses kleine Beispiel zeigt mal wieder, wie genau man hinsehen muß, wenn so ein „Info“tainer einen mit seinen Weisheiten überschüttet. Deshalb rate ich allen, die bei Rütter & Co. waren und ihm und seinen Kollegen Glauben geschenkt haben, daß sie besser auf ihr Gefühl hören und das, was im Fernsehen von diversen Gurus verbreitet wird, ruhig anzweifeln sollen.

P1010265Der Maxl, die Indiana und ich fahren jedenfalls besser damit. Die Sonne scheint, die beiden haben mich überzeugt, daß die Grübelei nix bringt, alle können sich zurücklehnen und entspannen und niemand muß mehr auf irgend jemanden aufpassen. Ganz ohne absurde Theorien haben wir wieder unseren Frieden gefunden, gemeinsam und partnerschaftlich.

Veröffentlicht unter Allgemein, Gewaltfreies Hundetraining | Verschlagwortet mit , , , , , , | 6 Kommentare

Warum die Uckermark für Hunde und Menschen gut ist………..

von Ute Rott

Forsthaus Metzelthin

Frühlingserwachen in der Uckermark – daran mußte ich mich erst gewöhnen, daß das hier was ganz zaghaftes ist, ganz leise und vorsichtig. Denn in Oberbayern, wo ich herkomme, ist der Frühling eine machtvolle Angelegenheit. Da kracht das Eis auf den Seen, das Wetter wechselt von tiefstem Winter zu hochsommerlichen Temperaturen – jeden Tag anders, der Föhnsturm bläst einem die Haare vom Kopf, die Schneeschmelze beginnt und läßt alle Dächer und Bäume tropfen………… Hier ist das viel stiller.

Wir laufen über die Wiese, mein Maxl und ich, unten am Teerofenbruch sitzen die Wildgänse, die darauf warten, daß in Skandinavien der Winter zu Ende geht, Richtung Wald stehen zwei Kranichpaare und schreien um die Wette. Das Gras ist noch ganz grau, nur zwischendurch schimmern ein paar grüne Halme durch. Von vorne kommt der Schönwetterwind – aus Osten, der ist so kalt, daß man sich anziehen muß wie im tiefsten Winter.

Am Steißsee ist das Eis schon aufgegangen und die Schwäne tummeln sich dort. Im Windschatten ist es warm, daß ich meine Jacke aufmachen muß und der Maxl hechelt. Am Märchenland ist heute nichts los, aber bald kommen wieder die Kitas und spielen dort Hänsel und Gretel, aber heute liegt es ganz verwunschen und still da. Wir gehen vorbei zum Trebehnsee und dort ist ordentlich was los. Jede Menge Gänse, Enten, Blesshühner, Schwäne und viele andere Wasservögel tummeln sich darauf und machen ein Riesengeschrei . Da wird gerauft und gebalzt, was das Zeug hält.  Ich setze mich unter die große Eiche, da kommt der Wind nicht hin, dafür wärmt die Märzsonne, und schau mir das Spektakel an. Hinter uns auf der Wiese hat sich jetzt auch ein Kranichpaar niedergelassen. Sie stolzieren um einander herum und trompeten ihre Frühlingsgefühle in die Welt.

MINOLTA DIGITAL CAMERADa fällt mir der Krach ein, der in Schliersee an so schönen Tage immer tobte: Autos, Rettungswagensirenen, Menschengeschrei, laute Musik aus allen Gärten………. da konnte man den Vogelgesang oft nur noch ahnen. Vermutlich haben sie sich nicht mal selber mehr gehört.

Der Maxl unterbricht meine Erinnerungen, er will jetzt entweder baden, aber dafür ist es zu kalt. Oder weitergehen. Also gehen wir weiter. Wir laufen am See entlang, durch den matschigen Graben und sehen hinterher aus, als hätte man uns durchgezogen. Allmählich ist mir richtig warm und ich kann die Jacke ausziehen. Die Waldvögel singen ein bißchen, im Gebüsch raschelt was, der Maxl möchte gerne nachsehen, aber daran hindert ihn die Leine – muß sein! Brombeerranken halten uns zurück und wir müssen sehen, wie wir da durch kommen. Der Weg ist ziemlich zugewachsen seit letztem Sommer, als wir das letzte Mal hier waren.

Irgendwann haben wir die Hindernisse im Wald geschafft, überqueren wir den Fahrradweg und laufen übers Feld auf unseren Aussichtshügel. Der Maxl untersucht alles genau. Wer war wohl da seit dem letzten Mal vor zwei Wochen? Ich setze mich auf einen warmen Stein unter der Birke, und schau nach Westen in die Spätnachmittagssonne. Neben mir summen ein paar Insekten.

Plötzlich ruckt die Leine und ich dreh mich um. Der Maxl steht gespannt da und starrt Richtung Wald: ein Damhirschrudel, das uns nicht bemerkt hat, weil wir gegen den Wind sitzen.  Der Maxl bekommt viele Leckerchen, weil er brav bei mir bleibt und nicht „mit ihnen spielen“ möchte. Also, er möchte schon, aber er weiß, daß ich das nicht möchte. Wir verhalten uns ganz still und warten. Der Hirsch steht vor seinen Frauen und sichert. Die Luft ist rein und langsam kommen sie heraus, bleiben einen Moment stehen und fangen an zu fressen. Was sind das für schöne Tiere! Hinter ihnen bewegt sich etwas kleines, rotes, ein Fuchs! Dann werden sie wohl bald ihre Kälber bekommen. In der Zeit sind die Füchse immer in ihrer Nähe, weil sie die Nachgeburten fressen.

Der Maxl macht eine schnelle Bewegung in Richtung der Hirsche – schon sind sie weg. Das war zu viel für ihn, kann ich verstehen. So eine Provokation.

Ich steh auf, klopf mir den Sand so gut es geht von der Hose und wir machen uns auf den Heimweg. Das Feld ist sehr matschig, meine Schuhe und Maxls Füße sehen nach einer Dusche aus, als wir endlich an der Straße sind. Die Kraniche stolzieren auf dem Feld herum ihnen macht der Matsch nichts aus.

März 2014 003

Im Wald ist es schon ziemlich dämmrig und überall raschelt es. Der Maxl findet das alles sehr interessant, aber die Leine hintert ihn an weiteren Erkundigungen. Durch das Türchen hinten am Hundeplatz gehen wir rein und im  Forsthaus in der Küche leuchten schon die Lichter. Die Sonne verschwindet endgültig hinter dem Wald, der Wind hat sich gelegt, aber es wird auch ohne Wind ganz schön kühl.

Im Haus ist es schön warm, der Kaminofen brennt und in der Küche riecht es schon sehr gut. Mein Mann und Indiana freuen sich, daß wir wieder da sind. Die Hunde bekommen ihren Abendpansen und wir vielleicht Spagetthi mit einer Gemüsesoße? Mal sehen.

Das ist das Schöne und Einzigartige in der Uckermark. Ich laufe zwei, drei Stunden mit meinem Hund über Wiesen und Felder und Wälder, habe wunderbare Sachen mit allem, was hier lebt, gesehen, habe die Stille genossen, die leisesten Gepräche kleiner Tiere gehört, und war mit mir, meinem Maxl und der Welt im Reinen. Darum ist die stille Uckermark so gut für Menschen und Hunde…………….

Mäxchen - Mein perfekter Wackeldackel

Veröffentlicht unter Allgemein | Verschlagwortet mit , , , , | 2 Kommentare

Schutzdienst ist Schutzdienst ist Schutzdienst: mit positiver Motivation etwa nicht?

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

Nachdem ich immer wieder in Diskussionen über Schutzdienst verwickelt werde und mich immer wieder mit Menschen auseinandersetzen muß, die überzeugt sind, dass man diese „Sportart“ ganz toll für Hunde gestalten kann, so man nur positiv arbeitet, z.B. über den Clicker, habe ich diesen Artikel mal wieder hervorgeholt und ein bisschen überarbeitet.

In seinem bemerkens- und sehr lesenswerten Buch „Kommando: Voran! Der Schutzhundesport im Fokus“ geht Jörg Tschentscher kurz auf die Schutzdienstfreunde ein, die mit Clicker und positiver Motivation ihre Hunde dazu bringen, Menschen zu beissen. Weil mir dieses Thema in seinem Buch ein wenig zu kurz kommt, möchte ich hier näher darauf eingehen, warum Schutzdienst in jeder Form, egal wie „nett“ ich mit meinem Hund arbeite, schädlich für Hunde und damit auch für Menschen ist.

Einer der ersten, der sich mit gewaltfreiem Training für Diensthunde, Rettungshunde und Sporthunde befasst hat, war Klaus Glöckner in seinem Buch „Der gewaltfreie Weg zum Verbellen“. Klaus Glöckner erklärt ausführlich, wie man einen jungen Hund mit Geduld, Loben und Belohnen an der richtigen Stelle dazubringt, einen Schutzdiensthelfer zu verbellen: alles, was er nicht machen soll, z.B. anspringen, wird nicht beachtet, Verbellen wird allerdings belohnt.  Da sollte man sich doch mal genauer ansehen, was „Verbellen“ unter Hunden für eine Bedeutung hat.

Lautes Bellen ist eine der vokalen Ausdrucksmöglichkeiten, die Hunde, so sie es vernünftig gelernt haben, sehr differenziert einsetzen. Es ist ein Warnlaut, der automatisch von allen Menschen und Hunden auch so verstanden wird. Haben Sie schon mal irgendwo versucht einzuschlafen, wo in der Nähe ein Hund bellt? Ich hatte das Vergnügen in meiner Aussendienstzeit in einem Hotel bei Stuttgart. Dort hatte ich die Wahl zwischen einem Zimmer zur B27, eine der meistbefahrenen Straßen in Süddeutschland, auf der der Verkehr nie ruht, oder einem Zimmer nach hinten, wo man jede Nacht ab ca. 22.00 Uhr Zwingerhunde bellen hörte – die ganze Nacht. Ich bin nachts sehr lärmempfindlich, aber die Wahrscheinlichkeit gut zu schlafen war in Richtung B27 deutlich höher.

Wenn ein Hund bellt, egal ob er sich freut oder etwas abwehrt, hören wir automatisch, daß hier gerade etwas passiert, über das wir tunlichst Bescheid wissen sollten. Bei freudigem Bellen kommt evtl. bekannter , beliebter Besuch oder ein Familienmitglied. Bei unfreundlichem Bellen handelt es sich um eine – nach Ansicht des Hundes – konkrete Gefahr, bei der er versucht, durch sein Bellen den vermeintlichen Angreifer zu vertreiben oder er ruft um Hilfe.

Was passiert jetzt beim Verbellen im Schutzdienst?

Um das zu verstehen, müssen wir viel weiter nach vorne gehen, denn ehe ein Hund verbellt, teilt er uns auf sehr vielfältige Art und Weise mit, daß seiner Meinung etwas nicht in Ordnung ist und wir uns bitte darum kümmern sollen. Wir alle kennen dieses Wuffen, das sich wie ein lautes Atmen anhört. Im Alter von ca. 6-9 Monaten fangen Hunde damit an, wenn ihnen etwas merkwürdig vorkommt, z.B. sehen sie ihr Spiegelbild in der Terrassentür, beim Morgenspaziergang steht eine Mülltonne auf der Straße, es geht jemand am Garten vorbei………. die Situationen sind vielfältig und jeder Hundebesitzer kennt sie. In der Regel wirkt der Hund in solchen Momenten sehr verunsichert und zeigt eher die Tendenz, im Zweifelsfall abzuhauen. Für uns Menschen ist das ein wichtiger Moment in der Hundeerziehung, denn jetzt kann ich zum einen viel Vertrauen aufbauen, zum anderen kann ich aus meinem Hund einen guten Wachhund machen, der nicht (!) rumbellt wie nix gutes, sondern mir mit ganz minimaler Lautgebung mitteilt, wenn seiner Meinung etwas im Busch ist. Meine Pflicht ist es dann, nachzusehen und dem Hund mitzuteilen, daß alles in Ordnung ist oder eben nicht. Sollte tatsächlich Gefahr für Leib und Leben bestehen, ist es unsere Sache eine friedliche Lösung zu finden. Wer das versäumt, erlebt, daß sein Hund immer lauter und unsicherer wird. Das ist auch logisch, denn er hat immer noch nicht verstanden, ob das da draußen vor dem Gartenzaun jetzt gefährlich ist oder nicht. Außerdem braucht dieser Mensch offensichtlich deutlichere Meldungen, damit er sich endlich kümmert. Wer dann immer noch nicht kapiert, daß er seinem Hund beizustehen hat, der bekommt einen Hund, der bei jeder Gelegenheit alles verbellt, was vorbeigeht.

Wir alle kennen Hunde, die hinter dem Gartenzaun herumtoben und sich gebärden wie die Irren, sie haben gelernt, daß außer ihnen niemand versteht, wie gefährlich Passanten sind und daß er allein dafür verantwortlich ist, daß hier nichts Schlimmeres passiert. Unzählige Nachbarschaftstreitigkeiten sind dadurch entstanden. Und die Nachbarn, die sich genervt fühlen, haben mein Verständnis mindestens im gleichen Maß wie die Hunde, die total gestresst sind und denen niemand hilft. Denn selbst, wenn sie den einen Passanten vertrieben haben: es kommen ja wieder welche, teilweise auf dem Fahrrad, teilweise zu Fuß, vielleicht auch mit Hund, der sich auch genervt fühlt und zurückkeift. Niemand will das, aber viele haben so eine Situation mit ihrem Hund im Garten.

Und jetzt zurück zu Klaus Glöckner: der Hund wird bewußt erst dann belohnt, wenn er das „Richtige“ macht: den Menschen verbellen. Wenn er das tun könnte, was er eigentlich möchte, dann würde er nur „hmpf“ machen und darauf warten, was sein Mensch davon hält. Ich belohne den Hund also für etwas, bei dem er garantiert unter Stress steht und das noch dazu höchst stressig weitergeht. Denn das nächste ist ja, daß zuerst die Beißwulst, dann der Beißarm am Boden und schließlich der Beißarm am Arm des Figuranten zum Einsatz kommen. Sein Bellen hat also nicht wirklich Erfolg. Erfolg im Sinne des Hundes würde nämlich bedeuten, daß ihm sein Mensch zu Hilfe eilt und der Angreifer verschwindet. Egal wie wir das drehen und wenden, wir lassen den Hund in dieser für ihn hochkomplizierten Situation allein und das womöglich schon im Alter von wenigen Monaten. Was soll daran bitte positiv sein? Daß er anschließend ein Stückchen Wurst bekommt?

Um effektiver und im Timing besser zu sein, verwenden viele Hundesportler, die gewaltfrei arbeiten möchten, einen Clicker. Der ist irgendwie immer positiv. Es ist aber vollkommen egal, was ich als Bestätigung einsetze, wenn das, was ich bestätige für den Hund nicht so richtig logisch ist, bzw. er etwas bestätigt bekommt, das nach seiner Meinung defintiv nicht in einer Kampfhandlung enden sollte. Hunde legen keinen Wert darauf mit anderen zu kämpfen. Wenn sie das – angeblich – gerne tun, dann wurde ihnen das so beigebracht, bzw. ihnen wurde keine Alternative geboten, bzw. man hat sich nicht dafür interessiert, welche Alternativen der Hund angeboten hat.

Denn zubeisssen und zwar so, daß man den anderen ernsthaft verletzen kann, ist das letzte was Hunde als Abwehrmaßnahme wählen. Warum?

Gehen wir mal kurz von den Hunden weg und betrachten uns selber. Das kann man in diesem Fall sehr gut, denn unser Sozialverhalten ist dem von Hunden gerade in diesem Bereich zu 100% gleich.

Stellen Sie sich vor, Sie haben massiv Ärger mit Ihrem Nachbar, weil der ständig Ihre Garage zuparkt. Sie geben sich ohne Ende Mühe, ihn davon abzubringen, aber egal ob Sie gütlich mit ihm reden, ihm einen Deal anbieten, mit ihm streiten oder ihm drohen: es interessiert ihn nicht, er parkt weiter vor der Garage. Sie erzählen das Freunden und Bekannten, in der Arbeit und beim Kegelverein, es beschäftigt Sie so sehr, daß Sie es jedem erzählen, der Ihnen über den Weg läuft. Immer wieder bekommen Sie die Antwort: geh zum Anwalt, sonst hört das nie auf. Was glauben Sie, wie lange Sie brauchen, bis Sie diesen Rat befolgen? Und wenn Sie sich endlich dazu entschlossen haben, wie lange wird Ihr Anwalt brauchen, bis er sie zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung überredet hat? Wenn Sie ein gut sozialisierter Mensch sind, dann kann das sehr lange dauern, unter Umständen Jahre. Warum ist das so? Weil wir genau wissen, daß jeder Schritt, den wir mehr in Richtung „Kampf“ gehen und schließlich der Kampf selber uns selbst ebenfalls erheblichen Schaden zufügen kann, der u.U. nicht wieder gut zu machen ist. Und Hunde wissen das auch. In jeder körperlichen Auseinandersetzung besteht die Gefahr, daß beide so schwer verletzt und beschädigt werden, daß sie evtl. zu Tode kommen oder nie mehr ganz gesund sein werden. Deshalb vermeiden gut sozialisierte Menschen und Hunde Auseinandersetzungen und Kämpfe so gut es irgendwie möglich ist. Was Hunde betrifft, ist der Schaden beim Schutzdienst vorprogrammiert: Schäden am Skelett und am Gebiss sind so gut wie nicht zu vermeiden, von den seelischem Schäden ganz zu schweigen.

Jetzt behaupten Freunde dieser Sportart, daß es sich ja um ein Spiel handelt, ein Kampfspiel eben, und Hunde würden ja auch spielerisch miteinander kämpfen. Wer das ehrlich von seinen Hunden oder den Hunden in seiner Hundeschule behauptet, sollte entweder was am Training und am Umgang ändern, oder er sieht nicht genau hin. Bei jungen Hunden ergeben sich manchmal sog. Kommentkämpfe, bei denen die Hunde mit lauten Getöse und weit aufgerissenen Mäulern aneinander hochgehen, je nach Rasse kommt das häufiger oder eben gar nicht vor. Diese Kommentkämpfe entstehen bei jungen Hunden dadurch, daß die Hunde ins Streiten kommen und – wie Kinder und junge Leute – eben ein wenig heftiger werden. So eine Situation muß ganz schnell beendet werden und zwar von den Kontrahenten selber, damit nichts eskaliert und ernsthafte Beschädigungskämpfe daraus werden. In der Regel wenden sie sich rasch von einander ab, beschwichtigen sehr stark und dann ist erstmal Ruhe. Mit Spielen hat das rein gar nichts zu tun. Sollte in einer Hundegruppe so etwas öfter entstehen, muß man ernsthaft nachdenken, was hier schief läuft.

Jetzt haben aber Menschen Kampfspiele, warum sollte man dann seinem Hund nicht auf freundliche Art und Weise beibringen können, daß wir jetzt gerade spielen, wenn er sich in dem Figuranten verbeißt?

Spiel erkennt man immer daran, daß Gesten und Mimik stark übertrieben sind, daß jeder das Spiel zu jeder Zeit unterbrechen kann, daß es von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt ist, jeder achtet darauf, wenn der andere z.B. anfängt zu beschwichtigen, weil ihm was zu viel oder zu eng wird, und daß die Rollen vertauscht werden. Beschädigungen müssen kategorisch ausgeschlossen werden. So wie ein Schutzhund sich aber im Ärmel verbeißt, müßte der Figurant schleunigst ins Krankenhaus, wenn er nicht geschützt wäre – Hunde wissen das, ist also schon mal kein Pluspunkt.

Dann darf der Hund auch nicht einfach sagen: mir reichts jetzt, spiel allein weiter. Ganz im Gegenteil. Hunde, die aufhören wollen, werden von den Hardlinern mit Prügeln, Leinenruck am Stachel oder Strom so lange traktiert, bis sie weitermachen. Die „Softies“ versuchen es dann mit „postivem“ Heranführen, also mit Clicker, Lob und Belohnung – das Ergebnis ist dasselbe, der Hund wird nicht verstanden und darf ganz sicher nicht „nein“ sagen.

Gesten und Mimik von Schutzdiensthunden sind in der Regel auf ein Minimum reduziert, was auch niemanden wundert, der sich mit Ausdrucksverhalten befasst: wem Beschwichtigen in der bedrohlichen Situation (Figurant greift an) verboten, aber für den eigenen Angriff belohnt wird, der hält sich nicht auf mit subtiler Körpersprache, also auch kein Pluspunkt. Und wechseln die Rollen? Darf der Hund auch mal den Figuranten provozieren? Das ist mir nicht bekannt, ganz im Gegenteil, alles was er macht, wird genau kontrolliert, ritualisiert und durchkommandiert. Über gegenseitige Rücksichtnahme müssen wir also nicht mehr nachdenken, es ergibt sich aus dem Vorhergehenden, daß der Hund damit nicht rechnen kann. Er dagegen hat sich genau an die Regeln zu halten, die andere für ihn aufstellen, damit dem Figuranten, also dem Angreifer nichts passiert.

Irgenwie ist das ein komisches Spiel, bei dem einer, nämlich der Mensch, alle Regeln bestimmt, und der andere, nämlich der Hund, überhaupt kein Mitspracherecht hat. So ein Spiel würde keinem vom uns gefallen und wir würden uns dem verweigern, egal wie üppig da rumgeclickert oder mit leckerer Belohnung um sich geschmissen wird.

Jeder, der sich mit Hunden beruflich befasst, weiß, daß man bei vielen Trainings darauf achten muß, daß man im richtigen Moment bestätigen muß: also nicht, wenn der Hund den anderen Hund anpöbelt, sondern wenn er ruhig an ihm vorbeigeht, bzw. wenn er ihn sieht und noch ruhig bleibt. Stimmt das nicht mehr, wenn man Schutzdienst betreibt? Ist es dann auf einmal richtig, wenn ich aggressives und beschädigendes Verhalten bestätige und beschwichtigendes verhindere?

Das Buch von Klaus Glöckner ist übrigens in vieler Hinsicht auch für Leute lesenswert, die Schutzdienst, VPG oder IPO, so wie ich ablehnen. Denn er differenziert sehr genau zwischen verschiedenen Formen von Zwang. Sehr interessant ist dabei seine Definition von „subtilem Zwang“: „Hierunter ist die leichteste Form von Zwang zu verstehen. Es handelt sich um Zwang ohne (Hervorherbung durch Klaus Glöckner) körperliche Einwirkung. Beispiel: Ein Hund soll gegen seinen Willen ein kleines Hindernis überwinden. Er wird mit Futter oder einem Spielgegenstand aufmerksam gemacht. Durch bauliche Veränderungen hat der Hund nur die Möglichkeit an dieses Futter / Spielzeug zu gelangen, indem er das Hindernis überwindet. Der Reiz wird verstärkt, bis das gewünschte Verhalten erreicht wird. Es handelt sich also um das „zwangsweise“ Erreichen gewünschter Verhaltensweisen gegen den Willen des Hunde, ohne körperlich auf ihn einzuwirken“ (S. 16).

Darüber sollten die Clickerfreunde unter den Schutzdienstbegeisterten doch mal ein wenig nachdenken.

Zudem sagt er mehrfach, daß es bei jedem Training ein Stadium gibt, in dem Zwang und der Einsatz aversiver Methoden sehr wohl notwendig sind, wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen möchte. Er findet, bei Diensthunden ist das angemessen, bei sog. Sporthunden eher nicht. Es ist also nicht so weit her mit der Gewaltfreiheit, wenn es sich um Schutzdienst handelt. Und selbst wenn man seinen Hund per Clicker und Futterbelohnung „gewaltfrei“ zum Beissen bringt: die Stockschläge muß er ertragen und ein Beschädigungskampf findet ebenfalls statt.

Schutzdienst bleibt Schutzdienst bleibt Schutzdienst. Egal wie ich Schutzdienst trainere, ich trainiere immer mit einen Hund, dem subtile Verständigung abgewöhnt, dafür aggressves Verhalten antrainiert wird und der einen Menschen beißen soll. Ich bringe einem Hund ritualisiert, also in immer gleicher Reihenfolge bei, auf bestimmte Auslöser „Mensch läuft weg, Mensch reißt den Arm hoch“ in den Arm zu beissen. Wie ist das dann mit Menschen auf freier Wildbahn, die weglaufen und dabei etwas hochhalten? Ich bringe den Hund in eine künstliche Situation, aus der er normalerweise weggehen würde, und lasse ihm nur eine Möglichkeit: nach vorne gehen und zubeissen. Ich stehe ihm nie bei, wenn er bedrängt wird, im Gegenteil ich verhalte mich im besten Fall neutral, bzw. gebe nur Kommandos zum Weitermachen und ich bewahre ihn auch nicht vor den Prügeln mit dem Stock.

Was ist das für eine Beziehung?
Was ist das für ein Spiel?

Hier unten habe ich einen Artikel reingestellt, der vor einigen Jahren im Nordkurier erschien. Ich finde den Titel so schön: „Motivation beste Basis der Ausbildung“. Wer Edgar Scherkl kennt, der weiß, daß diese Hunde ganz sicher nicht mit positiver Motivation in Berührung kommen. Was man auf den Fotos nicht so gut sieht: die Hunde haben Stachelwürger und Kettenwürger dran. Daß sich die Leinen um die Füße wickeln und dadurch lebensgefährliche Situationen enstehen, scheint niemanden zu jucken und –  sowas kann auch passieren, wenn man ohne Stachel und mit Clicker arbeitet. Der Artikel steht hier, damit sich jeder mal ein Bild davon machen kann, was Schutzdienstbefürworter so alles positiv finden. Ich denke, die Hunde sehen das ganz anders.

  Nordkurier 28.3.2009 - Scherkl Artikel

Veröffentlicht unter Allgemein, Gewaltfreies Hundetraining, Hundesport | Verschlagwortet mit , , , , , , | 3 Kommentare