von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin
Frühlingserwachen in der Uckermark – daran mußte ich mich erst gewöhnen, daß das hier was ganz zaghaftes ist, ganz leise und vorsichtig. Denn in Oberbayern, wo ich herkomme, ist der Frühling eine machtvolle Angelegenheit. Da kracht das Eis auf den Seen, das Wetter wechselt von tiefstem Winter zu hochsommerlichen Temperaturen – jeden Tag anders, der Föhnsturm bläst einem die Haare vom Kopf, die Schneeschmelze beginnt und läßt alle Dächer und Bäume tropfen………… Hier ist das viel stiller.
Wir laufen über die Wiese, mein Maxl und ich, unten am Teerofenbruch sitzen die Wildgänse, die darauf warten, daß in Skandinavien der Winter zu Ende geht, Richtung Wald stehen zwei Kranichpaare und schreien um die Wette. Das Gras ist noch ganz grau, nur zwischendurch schimmern ein paar grüne Halme durch. Von vorne kommt der Schönwetterwind – aus Osten, der ist so kalt, daß man sich anziehen muß wie im tiefsten Winter.
Am Steißsee ist das Eis schon aufgegangen und die Schwäne tummeln sich dort. Im Windschatten ist es warm, daß ich meine Jacke aufmachen muß und der Maxl hechelt. Am Märchenland ist heute nichts los, aber bald kommen wieder die Kitas und spielen dort Hänsel und Gretel, aber heute liegt es ganz verwunschen und still da. Wir gehen vorbei zum Trebehnsee und dort ist ordentlich was los. Jede Menge Gänse, Enten, Blesshühner, Schwäne und viele andere Wasservögel tummeln sich darauf und machen ein Riesengeschrei . Da wird gerauft und gebalzt, was das Zeug hält. Ich setze mich unter die große Eiche, da kommt der Wind nicht hin, dafür wärmt die Märzsonne, und schau mir das Spektakel an. Hinter uns auf der Wiese hat sich jetzt auch ein Kranichpaar niedergelassen. Sie stolzieren um einander herum und trompeten ihre Frühlingsgefühle in die Welt.
Da fällt mir der Krach ein, der in Schliersee an so schönen Tage immer tobte: Autos, Rettungswagensirenen, Menschengeschrei, laute Musik aus allen Gärten………. da konnte man den Vogelgesang oft nur noch ahnen. Vermutlich haben sie sich nicht mal selber mehr gehört.
Der Maxl unterbricht meine Erinnerungen, er will jetzt entweder baden, aber dafür ist es zu kalt. Oder weitergehen. Also gehen wir weiter. Wir laufen am See entlang, durch den matschigen Graben und sehen hinterher aus, als hätte man uns durchgezogen. Allmählich ist mir richtig warm und ich kann die Jacke ausziehen. Die Waldvögel singen ein bißchen, im Gebüsch raschelt was, der Maxl möchte gerne nachsehen, aber daran hindert ihn die Leine – muß sein! Brombeerranken halten uns zurück und wir müssen sehen, wie wir da durch kommen. Der Weg ist ziemlich zugewachsen seit letztem Sommer, als wir das letzte Mal hier waren.
Irgendwann haben wir die Hindernisse im Wald geschafft, überqueren wir den Fahrradweg und laufen übers Feld auf unseren Aussichtshügel. Der Maxl untersucht alles genau. Wer war wohl da seit dem letzten Mal vor zwei Wochen? Ich setze mich auf einen warmen Stein unter der Birke, und schau nach Westen in die Spätnachmittagssonne. Neben mir summen ein paar Insekten.
Plötzlich ruckt die Leine und ich dreh mich um. Der Maxl steht gespannt da und starrt Richtung Wald: ein Damhirschrudel, das uns nicht bemerkt hat, weil wir gegen den Wind sitzen. Der Maxl bekommt viele Leckerchen, weil er brav bei mir bleibt und nicht „mit ihnen spielen“ möchte. Also, er möchte schon, aber er weiß, daß ich das nicht möchte. Wir verhalten uns ganz still und warten. Der Hirsch steht vor seinen Frauen und sichert. Die Luft ist rein und langsam kommen sie heraus, bleiben einen Moment stehen und fangen an zu fressen. Was sind das für schöne Tiere! Hinter ihnen bewegt sich etwas kleines, rotes, ein Fuchs! Dann werden sie wohl bald ihre Kälber bekommen. In der Zeit sind die Füchse immer in ihrer Nähe, weil sie die Nachgeburten fressen.
Der Maxl macht eine schnelle Bewegung in Richtung der Hirsche – schon sind sie weg. Das war zu viel für ihn, kann ich verstehen. So eine Provokation.
Ich steh auf, klopf mir den Sand so gut es geht von der Hose und wir machen uns auf den Heimweg. Das Feld ist sehr matschig, meine Schuhe und Maxls Füße sehen nach einer Dusche aus, als wir endlich an der Straße sind. Die Kraniche stolzieren auf dem Feld herum ihnen macht der Matsch nichts aus.
Im Wald ist es schon ziemlich dämmrig und überall raschelt es. Der Maxl findet das alles sehr interessant, aber die Leine hintert ihn an weiteren Erkundigungen. Durch das Türchen hinten am Hundeplatz gehen wir rein und im Forsthaus in der Küche leuchten schon die Lichter. Die Sonne verschwindet endgültig hinter dem Wald, der Wind hat sich gelegt, aber es wird auch ohne Wind ganz schön kühl.
Im Haus ist es schön warm, der Kaminofen brennt und in der Küche riecht es schon sehr gut. Mein Mann und Indiana freuen sich, daß wir wieder da sind. Die Hunde bekommen ihren Abendpansen und wir vielleicht Spagetthi mit einer Gemüsesoße? Mal sehen.
Das ist das Schöne und Einzigartige in der Uckermark. Ich laufe zwei, drei Stunden mit meinem Hund über Wiesen und Felder und Wälder, habe wunderbare Sachen mit allem, was hier lebt, gesehen, habe die Stille genossen, die leisesten Gepräche kleiner Tiere gehört, und war mit mir, meinem Maxl und der Welt im Reinen. Darum ist die stille Uckermark so gut für Menschen und Hunde…………….
2 Kommentare zu Warum die Uckermark für Hunde und Menschen gut ist………..