Mantrailing als Therapiemöglichkeit? – 4. Teil …und wie ist das mit Menschen?

Es gibt sicher einige, die denken beim Lesen der Überschrift: jetzt ist sie völlig übergeschnappt! Und sie hätten recht, wenn ich behaupten würde, ich könnte Menschen therapieren. Kann ich nicht und darf ich nicht, weil ich keine entsprechende Ausbildung habe.

ABER: die Hunde erledigen das viel besser als es jeder menschliche Therapeut könnte – und das ist einfach genial.

Meinen Workshops und Seminaren geht immer ein Theorieteil voraus, in dem ich nicht nur erkläre, was Trailen bedeutet, sondern auch wozu jeder Hund in der Lage ist – auch die Hunde der Menschen, die gerade vor mir sitzen und gespannt zuhören. Ca. 100% der Teilnehmer, die mich noch nicht kennen, sagen im Anschluss irgendwas in der Art: „Mein Hund macht das sicher nicht, weil….“ und dann kommen die irrsinnigsten Argumente. Auf diese Argumente gehe ich nie ein. Warum auch? Die besten Argumente bringen sie am nächsten Morgen mit – ihre Vierbeiner.

Nach dem ersten Trail habe ich schon die wildesten Dinge erlebt. Da sind Menschen in Tränen ausgebrochen, sind vor ihrer Pelznase in die Kniee gegangen und haben unter Schluchzen den Hund umarmt und geküsst und Dinge gesagt wie: „Mein Schätzchen, verzeih mir! Ich habe immer gedacht, du bist sooo ein Blödelchen! Und dann kannst du sowas tolles! Du bist großartig!“ Wir reden gerade nicht von endlos langen, schweren Trails bei Sturm und Regen, sondern von einem 100-Meter-Anfänger-Trail.

Wenn jemand denkt, ich übertreibe – weit gefehlt. Es gibt in dieser Hinsicht, nichts was es nicht gibt. Gott sei Dank. Denn von dieser Minute an denken die Menschen anders über ihren Hund. Er kann etwas, was sie nicht können, und das ist etwas, was in menschlichen Augen sehr, sehr wertvoll ist: hilflose, verlorengegange Menschen suchen. Da kommen sie dann auf so Ideen, als Anfangskommando zu sagen: such Menschen. Ich finde das sehr dramatisch, aber andererseits ist es auch eine Bestätigung, wie hoch sie das schätzen, was ihr Hund gerade macht.

Was lernen die Menschen beim Trailen noch?

Sie lernen, wie man ein richtiges Team mit lauter Gleichberechtigten wird. Ein Team, bei dem jeder seine klar zugewiesenen Aufgaben hat, das nur dann erfolgreich ist, wenn alle richtig zusammenarbeiten und alle richtig motiviert sind. Da gibt es keine Zurechtweisungen, nur freundliche Unterstützung, dickes Lob auch von Menschen, die mit Loben Schwierigkeiten haben, für die gezeigte Leistung des Hundes, Freude über das Ergebnis…. und im Endeffekt eine vollkommen neue Beziehung mit gerechteren Voraussetzungen, mit einer ganz anderen Hochachtung und großem Respekt vor den Hunden und ihren Fähigkeiten.

Nie im Leben könnte ich das leisten, wenn ich versuchen würde, das meinen Kunden zu erklären, im normalen Training zu verdeutlichen, an Beispielen aufzuzeigen. Zu einer derart guten und kompetenten Überzeugungsarbeit sind einfach nur die Hunde selber fähig.

Und mit dieser Ansich bin ich nicht allein. Denn die meisten Hundeschulen, die Mantrailing anbieten, arbeiten mehr oder weniger mit diesem Argument: eine Verbesserung der Mensch-Hund-Beziehung ist durch Trailen möglich. Eine Voraussetzung muß allerdings gegeben sein: der Mensch muß seine menschliche Arroganz überwinden – oder vielleicht komplett auf den Müll schmeißen – und sich voll und ganz darauf einlassen, dass ein Hund etwas besser kann als er. Wer das hinbekommt, erlebt tatsächlich eine ganz neue Art von Freundschaft und Beziehung, eine neue Form der Partnerschaft und Liebe.

Also: versuchts einfach und traut euch. Macht mit euren Hund eine „Mantrailer-Therapie“. Ohne Nebenwirkungen – nur Vorteile.

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