Mein Tag beginnt recht früh, im Sommer stehe ich meistens zwischen halb sechs und sechs auf und bis ich mich zum Frühstück setze, ist es in der Regel frühestens halb neun. Da bin ich nicht so begeistert, wenn mitten ins Frühstück rein das Telefon klingelt.
Aber manchmal fängt der Tag einfach nur gut an. Eine neue Kundin ist dran, die sich für den ersten Termin bedanken möchte. Drei Stunden hatten wir uns ausführlich darüber unterhalten, wie wichtig es ist, entspannt und ruhig mit einem Hund umzugehen, freundlich und klar zu sein und nach Möglichkeit keinen Druck auszuüben. Darüber, dass es für Hunde schlecht nachvollziehbar ist, wenn wir immer nur die Fehler suchen und ihnen nicht zeigen, wie sie was machen oder an uns abgeben können, wie wir einfach dankbar sein können, dass sie bei uns sind und unser Leben bereichern und erfreuen.
Solche Gespräche führe ich oft, aber dass ich zwei Tage später begeistert die Rückmeldung bekomme, dass alles jetzt viel besser klappt, das passiert eher selten bis gar nicht.
Ich glaube, unsere KundInnen können sich gar nicht vorstellen, was es für meinereins bedeutet, Rückmeldungen zu bekommen wie:
– jetzt kommt sie viel schneller und freudiger, wenn ich sie rufe
– am Zaun klappt alles super, seit ich das so mache, wie du es mir erklärt hast
– ich kann sie auch aus dem Spiel an der Badestelle besser abrufen
……
Und das nach 2 Tagen. Wenn das kein unglaublicher Glücksfall ist für uns drei: für die Hündin, für ihr Frauchen und nicht zuletzt auch für mich. Denn so selbstverständlich ist das nicht. Einmal ist es nicht so einfach, das mal nebenbei umzusetzen, wenn man bislang alles anders und mit viel Druck gemacht hat. Viele, die zuerst sehr angetan sind, von dem, was ich ihnen vorschlage, stellen dann schnell fest, dass sie vor allem an ihren eigenen Vorstellungen arbeiten müssen, sie müssen ihre Erwartungen runterfahren, in winzigkleinen Schritten vorangehen und – was am schwersten ist – den Hund einfach so akzeptieren wie er ist.
Warum ist das so schwer? Können wir nicht akzeptieren, dass wir ein Lebewesen gebeten haben, mit uns zu leben, das eigene Vorstellungen vom Leben hat? Das nicht alles uns zum Trotz tut, sondern weil es hin und wieder andere Bedürfnisse hat als wir? Dass es zuviel verlangt ist, wenn ein Teil – nämlich der Hund – alles machen soll, was der andere Teil – nämlich der Mensch – möchte, während wir stolz darauf sind, wenn wir nur die minimalen Bedürfnisse erfüllen, aber alles was über Fressen, Trinken, Spaziergang usw. hinausgeht, ist uns zuviel?
Mit Hunden zu leben ist ganz einfach. Wenn man sich darüber freut, was für ein wunderbarer Freund eingezogen ist, wenn man ein bisschen aufpasst, was er gerne macht und was nicht so gerne, wenn wir unser Leben ein wenig auf seine Bedürfrnisse ausrichten – und damit meine ich nicht die Grundbedürfnisse, dann geht alles ganz locker.
Turid Rugaas, die wunderbare, alte Dame des gewaltfreien Hundetrainings, hat mal gesagt: Kümmert euch um die Beziehung zu euren Hunden, alles andere kommt von allein.