Wer mich kennt, weiß mittlerweile, dass ich keine Freundin von Welpenspielstunden bin. Die Hunde lernen dort in den allerseltensten Fällen vernünftige Sachen. Aber darum soll es heute nicht gehen. Mir gehts heute mal darum, was Menschen aus Welpenspielstunden mitnehmen.
Immer wieder stolpere ich im Internet über so süüüßßßße Videos, die mit Herzchen und Küsschen und huch und hach kommentiert werden, weil man – Zuckerschock!!! – Welpen in der Welpenspielstunden sieht. Ach Gottchen, ist das niiiieeedlich! Kaum zum aushalten. Während die kleinen Pelznasen übereinanderkugeln, sich gegenseitig jagen oder bellend rumrennen, halten alle Menschen munter ihre Handys, i-Phones, Smartphones drauf und damit alles für die Nachwelt erhalten bleibt. Weil wir sowas ja noch nie gesehen haben.
Dass in der Zwischenzeit der eigene kleine Drops versucht, bei seinem Menschen nachzufragen, ob der Irrsinn hier eigentlich noch lange dauert, ob man nicht bald mal den Abflug machen könnte, ob Frauchen oder Herrchen vielleicht mal dafür sorgen könnte, dass der kleine Rabauke da einen in Ruhe läßt…… alles nicht so wichtig, Hauptsache man kann dieses Zuckerschockvideo auf Facebook, Instagram oder sogar im eigenen Blog veröffentlichen.
Was interessierte HundetrainerInnen, also z.B. meine Wenigkeit, bei solchen Videos noch sehen, außer dass sie meisten Menschen ihre Dinger auf die Hunde halten: das zuständige Fachpersonal macht – nix. Die stehen bei irgendjemandem rum, unterhalten sich angeregt und sehen – nix.
Was lernen jetzt die willigen, menschlichen Hundeschulbesucher?
- Zuckerschockfilmchen machen ist total wichtig, weil wenn nicht, hätte das Fachpersonal einen doch darauf aufmerksam gemacht, dass..
- der eigene kleine Hund gerade in Nöten ist und dringend Unterstützung braucht, denn….
- die braucht er frühestens dann, wenn er sich tatsächlich zwischen Herrchens / Frauchens Beinen versteckt. Aber dann….
- kann man ja einfach einen Schritt auf die Seite machen und siehe da! Fiffi steht auf und mischt wieder mit.
Man kanns auch kürzer zusammenfassen: Menschen lernen gründlich, kurz und bündig: wir müssen uns um unsere Hunde nicht kümmern, die kriegen das schon alleine hin. Und diese moderne Variante von „das machen die unter sich aus“ halten wir schön fest für die Nachwelt.
Nein, Welpenspielstunden sind nicht gut, weder für Menschen noch für Hunde. Sehr viel besser sieht es auch nicht für Jungehundegruppen aus. Das ist nicht neu, aber leider immer noch brandaktuell. Und dann schlagen die Leute hier auf mit einem vollkommen durchgeknallten Hundekind, das jedes Bein rammelt, in alle Hände und Hosenbeine beisst, an der Leine zerrt, andere Hunde verbellt oder sich drauf stürzt wie ein Berserker….. die Liste kann beliebig erweitert werden. Menschen lernen dann einfach: Hunde machen das so und dann muß man sie sofort unnachgiebig maßregeln, was aber leider nix bringt. Außer man knüppelt das Kind so nieder, dass es sich nur noch an genehmigtem Antrag zu atmen traut. Wer will das wirklich?
Aus dem Zuckerschockkind wird dann irgendwann ein Pubertier und weil er schon so schön im Schwung ist, wird es jetzt richtig lustig. Aus den bisher eher harmlosen Attacken auf andere Hunde werden ernst gemeinte Abwehrmaßnahmen, Radfahrer, Autos und Jogger werden ebenfalls angegriffen, das Ding mit der Leine funktioniert immer noch nicht, obwohl man doch sooo viel gemacht hat…… Und irgendwann gibts dann grausige Zwangsmaßnahmen oder der Jungspund landet im Tierheim.
Weil die Menschen was gelernt haben? Dass Hunde nicht funktionieren, obwohl man doch in so einer tollen Hundeschule war, bei so einem superguten Verein, und die haben auch gesagt…………. Aber das will ich gar nicht wissen.
Deshalb, liebe Hundemenschen, die ihr gerade einen Zuckerschockwelpen bei euch aufgenommen habt: genießt doch einfach in aller Ruhe die Zeit mit ihm, die kommt nie wieder. Zeigt ihm in kleinen Schritten die Welt, ganz langsam und vorsichtig, so dass er sie in seinem Tempo erkunden und verstehen kann. Sucht ihm freundliche Hundekumpel, die ihm die Hundewelt nahebringen. Genießt sein Vertrauen und seine Liebe und seid immer für ihn da, wenn er euch braucht. IMMER! Nicht nur, wenn es gar nicht mehr zu übersehen ist.
Und vorallem: lasst eure Handys, Smartphones, was auch immer zuhause, wenn ihr mit eurem Kind zugange seid. Es braucht eure volle Aufmerksamkeit, 100%. Ihr werdet es nicht bereuen, auch wenn ihr keine Videos mehr auf Instagramm stellen könnt.