…weil er mich bedingungslos liebt…………

von Ute Rott, Forsthaus Metzelthin

Dieses Wochenende hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Neukunden. Das Gespräch verlief sehr harmonisch und freundlich und ich freue mich schon auf das Training. Aber irgendwann fiel der Satz: „……….weil Hunde einen bedingungslos lieben………“ und der hat mich schon sehr nachdenklich gemacht.

Es gibt Menschen, die machen nur Geschäfte: wenn du das tust, mache ich das. Anders geht’s nicht bei ihnen. Das ist nicht immer angenehm für das Gegenüber, aber eine klare Sache, an die man sich halten kann. Ich vermute. daß Hunde mit so einer Einstellung ganz gut klar kommen, so sie freundlich rübergebracht und dem Hund nichts abwegiges abverlangt wird. Und dann gibt es Menschen, die haben es so satt, immer etwas tun zu müssen, um anerkannt zu werden, um erfolgreich zu sein, um bestimmte Ziele zu erreichen, die holen sich ganz oft ein Tier, am besten einen Hund ins Haus, weil Hunde bedingungslos lieben. Zumindest hoffen sie das.

Das ist zwar verständlich, aber ich finde, das sollte man mal genauer ansehen, denn die entscheidende Frage ist: wem nützt’s? Dem Hund oder dem Menschen oder beiden?

Die Vorstellung, jemand liebt uns, weil wir so sind wie wir sind, ist einfach großartig. Egal ob die Haare frisch gewaschen sind, ob man sich die Zähne geputzt hat, ob man schlecht drauf ist oder total euphorisch, egal was man verdient, ob man Hartz IV kriegt oder ein Millionengehalt, das zählt alles nicht, nur ich als Mensch und Persönlichkeit bin wichtig. Für Hunde stimmt auf alle Fälle, daß denen unser Kontostand ziemlich wurscht ist, wenn wir aus dem Mund riechen, stört sie das auch nicht, und wenn ihr Mensch eher ein Muffel ist, dann sehen sie einfach zu, daß sie damit klar kommen. Eigentlich alles im grünen Bereich.

Ich vermute allerdings. daß mir jetzt doch die meisten recht geben, wenn ich sage, daß diese bedingungslose Liebe auf beiden Seiten bestehen muß, sonst ist das nicht wirklich gerecht. Und spätestens jetzt wirds schwierig. Denn Menschen lieben Hunde nicht einfach so, sondern sie haben ganz konkrete Vorstellungen, wie ihr Hund sein soll. Und schon geht es mit zahlreichen Bedingungen los:
Einen Rüden wollen wir nicht,  die sind schwieriger zu erziehen. Das Fell soll genau diese Farbe und Länge haben, Stehohren gehen gar nicht, Schlappohren sind niedlicher. Eine schwarze Maske im Gesicht wollen wir unbedingt, denn sieht der Hund beeindruckender aus. Ringelrute? Nein, um Gotte willen, das muß schon eine schöne Sichelrute sein. Dann möchten wir unseren Hund auslasten und was machen, was uns auch Spaß macht. Also holen wir uns einen Sheltie bei einem Züchter, der selber Agility macht, oder einen Beagle fürs Mantrailing oder einen Aussie zum Dogdancing oder einen Dalmatiner für Radtouren………..

Das sind ein Haufen Bedingungen, findet ihr nicht? Nicht nur das Aussehen und die Rasse müssen stimmen, auch die Interessen des Hundes müssen mit denen seines Menschen übereinstimmen. Ob die Hunde da immer gefragt werden, ob sie Agility, Dogdancing, Mantrailing, Radtouren machen möchten? Ich glaubs nicht, denn viel zu oft kommen Menschen mit ihrem Welpen zu mir, die schon ein richtiges Lebensprogramm haben, obwohl sie noch nicht mal stubenrein sind.

Eine liebevolle Beziehung entsteht dann, wenn die Interessen aller (!) Beteiligten erkannt, berücksichtigt und so gut wie möglich realisiert werden. Eine gute Bindung kann ich aufbauen, wenn ich rücksichtsvoll mit meinem Hund umgehe, also ihn auch mal „nein“ sagen lasse, nichts Unmögliches von ihm erwarte und ihm nicht allzuviel Bedingungen stelle. Was man schon gar nicht tun sollte: selber jede Menge Bedingungen stellen und vom Hund erwarten, daß er mich bedingungslos liebt.

So schön die Vorstellung von einer bedingungslosen Liebe ist, sollten wir uns darüber im Klaren sein, daß hier schon eine Forderung und eine Bedingung versteckt sind. Und Hunde sind dem ziemlich hilflos ausgeliefert. Man kann nicht oft genug betonen, daß wir sowieso ihr ganzes Leben bestimmen und regeln und sie nur sehr bedingt ihren Interessen selbstbestimmt nachkommen können. Die Forderung nach bedingungsloser Liebe können wir ihnen wenigstens ersparen.

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