Ein Meilenstein im Kampf um einen gewaltfreien Umgang mit Hunden wurde erreicht: lt. der Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Hundeverordnung und der Tierschutztransportverordnung vom 25.06.2021 ist es ab sofort verboten: „(5) Es ist verboten, bei der Ausbildung, bei der Erziehung oder beim Training von Hunden Stachelhalsbänder oder andere für die Hunde schmerzhafte Mittel zu verwenden.“
Alle, die immer schon gegen die Verwendung dieses Folterinstrumentes gekämpft haben, sind erleichtert und begeistert, denn jetzt haben wir endlich etwas in der Hand, um gegen die GewalttäterInnen, die sich „HundetrainerInnen“ nennen, vorgehen zu können. Man muß vermutlich noch nicht mal zur Polizei gehen, es reicht ein Anruf beim Veterinäramt, um eine Kontrolle und evtl. eine Anzeige auszulösen.
Puh! Das war ein harter und langer Weg, aber das haben wir geschafft, wir alle, die wir nicht nachgelassen und nicht aufgegeben haben. Dafür möchte ich allen von ganzem Herzen danken, die seit Jahren dafür gearbeitet haben.
Was mich allerdings schwer erschüttert und erschreckt, ist die Vehemenz, mit der die FreundInnen dieses „Werkzeugs“ jammern und schreien und den Teufel an die Wand malen. Das Netz läuft über von Diskussionen, von Jammereien und Mimimi, wie schrecklich es wäre, dass man dieses wunderbare Teil nicht mehr verwenden dürfe. Was machen wir dann mit diesen extrem triebigen Hunden, die sich anders gar nicht beherrschen lassen?
Was gut ist an der Diskussion: es beteiligen sich unglaublich viele, die für einen gewaltfreien Umgang mit Hunden stehen. Und niemand nimmt sich mehr ein Blatt vor den Mund. Denn was man jetzt sieht ist, dass diese Menschen Argumenten nicht zugänglich sind. Das einzige, was sie wollen und können, ist: ein Tier so quälen, bis es aufgibt und macht, was sie von ihm wollen. Oder auch nicht aufgibt. Und dann? Einschläfern? Wegen Unerziehbarkeit?
Da wird man doch tatsächlich gefragt, wo denn der wissenschaftliche Beweis dafür wäre, dass wir WattebauschwerferInnen die besseren Methoden haben. Alter Falter! Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen! Wir müssen wissenschaftlich nachweisen, dass es besser ist, einem Hund zu erklären und zu zeigen, wie er eine gestellte Aufgabe lösen kann, die Aufgabe so zu stellen, dass der Hund sicher damit klar kommt, dass er Erfolg bei der Erarbeitung und damit Freude an der Zusammenarbeit mit mir hat? Das müssen wir nachweisen? Ja haben diese „TrainerInnen“ noch nie was von Lerntheorie gehört? Noch nie was darüber, wie Gehirne von Säugetieren funktionieren? Das Training, das auf Belohnung basiert und eben nicht auf Strafe und Gewalt ungleich effektiver ist?
Was erreiche ich denn mit Gewalt? Stress, Angst, erlernt Hilflosigkeit, Kontrollverlust… lauter nette Sachen, wegen denen sich Menschen, so sie davon betroffen sind, in Behandlung begeben. Aber für Hunde ist das prima, oder wie?
Liebe GewalttäterInnen, falls ihr bis hier hin beim Lesen kommt: die Gehirne von Säugetieren und die Entwicklung und Entstehung von Gefühlen sind bei uns allen gleich, von der Maus bis zur Giraffe, bei Katzen, Pferden, Menschen und eben auch Hunden. Und erforscht hat man – Überraschung – unter anderem an Hunden. Sowas aber auch! Da sollte man doch vielleicht mal in der Lage sein, solche Ergebnisse auch bei den Lebewesen anzuwenden, an denen sie erzeugt wurden. Guter Plan?
Denn euer beliebtes Argument „es gibt aber Hunde, die….“ punktet auch nicht. Warum wurden denn bestimmte Linien bei bestimmten Rassen so verrückt – oder „triebig“, wie ihr das nennt? Vielleicht liegt es an der Zucht? Denkt einfach mal nach.
Aber zurück zum Eigentlichen und Wichtigen: Auch wenn wir hier nur einen Teilerfolg erzielt haben und immer noch Diensthunde mit Gewaltmethoden „ausgebildet“ werden dürfen, man soll die Tragweite dieser Verordnung nicht unterschätzen. Ich bin davon überzeugt, dass viele, die sich bisher unsicher waren, was sie beim Anblick solcher Folterungen unternehmen sollen, jetzt aktiv werden und eben nicht mehr zuschauen oder sich frustiert abwenden. Wer Stachel und Stromreizgeräte nutzen möchte, muß das mehr und mehr im Geheimen tun. Gut so. Denn dann werden sich doch einige Uninformierte überlegen, warum diese Heimlichtuerei notwendig ist. Sie werden mehr Argumente gegen Gewalt und für einen anständigen gewaltfreien Umgang finden, weil wir mehr und lauter geworden sind und die besseren Argumente haben.
Und irgendwann sind alle diese Dinger weg: Kettenwürger, Stachelwürger, Stromhalsband…. weg, als hätte es sie nie gegeben. Und darauf arbeiten wir hin – aber jetzt lassen wir erstmal die Korken knallen!