von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin
Lange habe ich überlegt, ob ich das hier als Satire schreiben soll, aber irgendwie ist das Thema dann doch zu schrecklich, als daß ich mich drüber lustig machen könnte. Wir sind alle mehr oder weniger von den Flüchtlingen betroffen, die nach wie vor zu uns kommen. Und es sieht ganz so aus, als würde sich trotz vielfältiger Maßnahmen auf absehbare Zeit nichts daran ändern. Das ist auch logisch, denn so lange die westliche Welt, also besonders Europa und die USA den Rest der Welt als ihr Eigentum betrachten, das sie ausbeuten, mit Krieg überziehen und dirigieren können, wie es ihnen beliebt, geraten Menschen auf der ganzen Welt in Not und sie dann eben versuchen daraus zu entkommen. Ich finde das logisch, dann ich würde ganz genau so handeln. Aber unsere hochbezahlten Politiker und viele „besorgte“ Bürger sehen das anders.
Wie komme ich aber auf den Titel „Parallelen im Umgang mit Flüchtlingen und Hunden“? Was haben diese Menschen denn mit Hunden zu tun? Ich finde, mehr als man auf den ersten Blick meinen könnte.
Wer aus einem von Krieg und Gewalt verwüsteten Land flieht wie z.B. Syrien oder Afghanistan, oder aus einem Land, das durch Landgrabbing, Ausbeutung und Umweltverschmutzung so wie weite Teile des afrikanischen Kontinents unbewohnbar gemacht wurde, der geht ja weg, weil er irgendwo anders auf der Welt Arbeit sucht, damit er überleben und vielleicht auch ein bißchen die Daheimgebliebenen unterstützen kann. Wer Schutz und Arbeit in der Fremde sucht, dem ist vermutlich klar, daß er sich ordentlich nach der Decke strecken muß, damit er auch aufgenommen und gut behandelt wird. Mir erscheint das nachvollziehbar und ich vermute, zumindest Thomas de Maizière, unser Innenminister, sieht das auch so. Warum sonst sollte er in Afghanistan versuchen, die Leute von der Flucht abzuhalten mit dem Argument: in Deutschland gibt es nicht für alle Flüchtlinge Arbeit und Wohnungen. Trotzdem wird permanent von arbeits- und integrationsunwilligen Asylbewerbern gesprochen, so als kämen nur die Kriminellen und Arbeitsscheuen hierher. Ganz wichtig ist, daß die sofort alle wieder abgeschoben werden, egal wohin, Hauptsache weg. Ganz sicher werden da auch Kriminelle und Arbeitsscheue darunter sein. Aber allein 2015 über eine Million? Doch unwahrscheinlich oder?
Hat nix mit Hunden zu tun oder? Ich sag euch mal, warum ich denke, doch.
Wenn Leute sich einen Hund holen, dann ist der noch gar nicht da, und schon wird ruminterpretiert: was er für einen Charakter haben wird, wie groß er wird, ob er mal kastriert werden muß oder nicht, ob er / sie ein guter Zuchtrüde / eine gute Zuchthündin wird, was er mal für Beschäftigungen braucht….. und ganz wichtig: welche Grenzen man ihm setzen muß. Weil, wenn wir ihm keine Grenzen setzen, dann frißt er uns bekanntermaßen die Haare vom Kopf und die Wurst aus dem Kühlschrank und erobert die Herrschaft erst über uns und dann über den Rest der Welt.
Wie die Flüchtlinge. Erst tun sie ganz arm, dann nehmen sie uns unsere Arbeitsplätze weg, dann unsere Wohnungen und dann unserer Frauen…. nein, mir nicht, ich habe ja einen Mann. Aber es sind ja auch Frauen dabei, die nehmen mir dann meinen Mann weg. Wenn wir da nicht aufpassen! Die haben doch eine ganz andere Kultur! Unsere westlichen Werte! Da kommen die doch gar nicht damit klar: Demokratie, Gleichheit, Freiheit! Die kennen doch nur, daß der Muezzin oder der Iman, oder wie die heißen, ihnen die Ohren vollsabbern und dann rennen die los mit dem Sprengstoffgürtel um den Bauch und sprengen uns in die Luft. Hab ich ein Glück, daß sie mich in meiner Waldeseinsamkeit noch nicht entdeckt haben.
Ironie: aus!
Ein großes Übel unserer Welt ist, daß wir zwar überhaupt kein Problem damit haben, andere mit unseren „Werten“ zu überrollen und ihnen unsere Lebensart aufzudrängen, aber wehe die anderen melden an, daß sie andere Bedürfnisse haben. Hunde z.B. wollen immer nur alles, was wir auch wollen. Ach wirklich? Wenn sie nicht einsehen, daß unsere Ideen die besseren sind, dann therapieren wir eben so lange an ihnen rum, bis sie aufgeben und sich alles gefallen lassen.Schließlich soll so ein Hund froh sein, daß es ihm bei uns so gut geht, oder?
Und Asylbewerber sollen sich mal schön ganz hinten anstellen und abwarten, bis wir ihnen die Krumen vom reichgedeckten Tisch runterwerfen – wohlgemerkt, der Tisch ist so reich gedeckt, weil wir den Rest der Welt ausbeuten und denen, die wir jetzt wie den letzten Dreck behandeln, ihre Lebensgrundlage erfolgreich streitig gemachen haben. Ist ja auch wieder sehr praktisch, dieser Krieg in Syrien – heute war das Benzin schon wieder billiger.
Hunde wollen uns manipulieren und beherrschen, wenn wir nicht aufpassen, und Asylanten – naja, mußt ja nur nach Köln kucken!
Wir leben alle in einer Welt und alle haben die gleichen Rechte – egal ob Menschen oder Tiere – egal ob schwarz oder weiß – egal welches Geschlecht, welches Alter….. Schneller als wir denken, werden sich die Petrys und Storchs durchsetzen, wenn wir nicht aufpassen – nur weil wir Angst haben, der Wahrheit ins Auge zu sehen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Weder bringt es was, wenn wir Hunde mit Druck und Zwang erziehen, noch helfen wir uns selber, wenn wir mit Menschen anderer Länder umgehen, als wären sie unsere Leibeigenen – oder einfach hinnehmen, daß andere sie wie Leibeigene und Sklaven behandeln.
Wer dafür ist, daß für Hunde im Ausland etwas getan wird und wer Hunde aus dem Auslandstierschutz adoptiert, der muß auch dafür sein, daß hilfesuchende, schwer traumatisierte Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten bei uns Schutz und Hilfe finden und nicht schußbereite Gewehre an der Grenze. Wer sich aufregt, daß Leute Hunde aus dem Ausland adoptieren und sie nach wenigen Wochen wieder abschieben, weil sie eben keine Kuschelbärchen sind, der muß sich auch über den Umgang mit Asylbewerbern und diese gruselige Bereitwilligkeit, sie schnellstmöglich wieder ins Elend zu treiben, aufregen. Wo ist der Unterschied? Sind die, die auf vier Beinen laufen schützenswerter als die mit den zwei Beinen?
In den letzten Tagen habe ich viele Posts auf Facebook gelesen, die ankündigen, daß jeder der sich mit diesen schrecklichen, schrillen Tönen – nicht nur – von der AfD gemein macht, sofort und unwiderruflich von der Freundesliste gestrichen wird. Das finde ich sehr erfreulich, denn tatsächlich sind viele, die vorher doch immer mal wieder da eine gewisse Tendenz haben durchblicken lassen, offenbar ins Nachdenken gekommen und halten sich zumindest ein wenig zurück. Sehr viel erfreulicher wäre allerdings, wenn sich endlich die Erkenntnis durchsetzen würde, daß alle Lebewesen auf dieser Welt Hilfe und Verständnis bekommen müssen, wenn sie sie brauchen – nicht nur Streunerhunde aus Rumänien, sondern auch schwarze Menschen aus Afrika oder Muslims aus Afghanistan oder Syrien. Das würde nämlich bedeuten, daß wir diese sog. „westlichen Werte“ mal etwas ernster nehmen.