von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin
Folgendes Szenario : eine Frau sitzt mit ihrem Baby beim Kinderarzt und spricht mit ihm darüber, wie sie ihren Kleinen ernährt. Sie stillt ihn, möchte das auch möglichst lange tun, dann plant sie, wenn sie anfängt zuzufüttern, alles selber zu machen und nach Möglichkeit so lange wie es nur geht vermeiden, daß ihr Liebling mit industriell gefertigter Nahrung in Berühung kommt. Denn sie weiß ja, daß dort viele Dinge enthalten sind, die nicht gesund für Babys sind und ungeahnte Folgen haben können. Hört sich gut an, oder? Und jetzt stellen Sie sich bitte vor, der Arzt würde so reagieren: „Nein, gute Frau, das dürfen Sie auf keinen Fall machen. Hören Sie sofort mit dem Stillen auf, und geben Sie ihm auf keinen Fall selbstgefertigten Gemüsebrei. Frisches Gemüse, Obst und Salat sollte er auch niemals vor dem 14. Lebensjahr bekommen. Vorher ernähren Sie ihn mit dieser Spezialnahrung für männliche Kinder im Alter von 0 – 3 Jahre, dann gibt es ein Folgeprodukt, das den Bedürfnissen ihres Kindes optimal angepasst ist. Darin ist alles enthalten, was er zu einer gesunden Entwicklung braucht. Ab dem Alter von 14 Jahren, können Sie dann ganz langsam anfangen, ihn an natürliche Nahrung heranzuführen.“
Klingt ziemlich irre, oder? Aber wenn Sie sich jetzt anstelle eines Kindes einen Welpen vom Züchter denken, den Kinderarzt durch einen Tierarzt oder auch durch den Züchter ersetzen und die verschiedenen Altersangaben anpassen, dann haben Sie genau das, was viele Tierärzte und Züchter Welpenbesitzern sagen: ja nicht roh füttern, vor der Kleine ein Jahr als ist, sonst geht alles in die Hosen.
Frage: wenn es für Menschen nachweisbar deutlich gesünder ist, von Anfang an natürliche Nahrung zu essen, warum im Himmels willen sollte das dann bei Hunden anders sein? Es ist hinreichend bekannt, daß der Welpe seine Darmflora bei der Geburt von der Mutter bekommt. Je nachdem wie diese ernährt wurde, ist die Darmflora gesund oder mehr oder weniger geschädigt. Eine Hündin, die mit Industierfutter gefüttert wird, kann im Gegensatz zu einer roh gefütterterten ihren Kindern eben nichts gescheites mit auf den Weg geben. Aber man kann gerade bei Welpen sehr viel retten, wenn man sie von Anfang an roh füttert – und zwar mit viel Pansen und Blättermagen, damit sich eine gute Darmflora bilden kann. Wartet man erstmal eine Weile ab, z.B. das erste Jahr, dann kann es sein, daß die Darmflora richtig kaputt ist und man eine mühsame Darmreinigung und -sanierung vornehmen muß. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Hund nie wieder richtig gesund wird, ist leider relativ groß. Auch die Auswirkungen auf den Skelettaufbau sind gerade im ersten Lebensjahr gravierend. Warum, glauben Sie, haben so viele Welpen und Junghunde schon massive Probleme mit den Gelenken – auch wenn ihre Besitzer gut darauf aufpassen, daß sie sich körperlich nicht überanstrengen?
Beispiel: Unser Maxl wurde bei seinem ersten Frauchen mit der gelben Gefahr = Pal Pedigree gefüttert. Wir stellten ihn sofort um. Angeblich hatte er überhaupt keine Probleme mit der Verdauung, aber bei uns zeigte sich ganz was anderes. Wir füttern generell so gut wie keine Kohlehydrate, also kein Getreide. Ab und zu gab es allerdings mal ein Stück gekochte Kartoffel, weil er mit tropfendem Zahn daneben saß, wenn wir Pellkartoffeln schälten. Ergebnis: ein bis zwei Stunden später war ihm sterbensschlecht, er mußte dringend raus, stopfte Unmengen an Gras in sich rein, kotzte, fraß wieder Gras, kotzte, das ganze so drei-, viermal, dann war alles vorbei. Es dauerte lange, bis wir draufkamen, daß ein winziges Stückchen Kartoffel das alles auslöste. Seit er keine mehr bekommt, ist alles gut. Kartoffeln sind wahrlich kein Hundefutter, aber ein gesunder Hund kommt damit sehr wohl klar. Ein Hund mit einer vorgeschädigten Darmflora dagegen nicht.
Noch ein Beispiel: der Hund einer Kundin von mir hatte mit ca. 6 Monaten eine Not-OP, der Darm war an einer Stelle fast dicht und ohne OP wäre er gestorben. Sie fütterte ihn mit dem „teuersten und besten“ Trockenfutter, das sie nur auftreiben konnte, aber er hatte permanent Probleme mit der Verdauung, mit den Augen und Ohren und war überhaupt eine ziemliche Baustelle. Auf meine Veranlassung hin stellte sie ihn mit ca. 1,5 Jahren um, es wurde auch etwas besser, aber da er nicht täglich Pansen oder Blättermagen bekam, hatte er häufig rote, entzündete Augen. Das wurde erst besser, als er jeden (!) Tag bei mindestens einer Mahlzeit Pansen oder Blättermagen zu fressen bekam. Der Pansen mußte frisch sein, damit alle notwendigen Bakterien erhalten blieben, er war selber nämlich kaum noch in der Lage, die notwendige Darmflora zu produzieren. Zudem mußte der Arme eine sehr langwierige Darmreinigung auf sich nehmen, was auch eine lange Fastenzeit zur Darmsanierung beinhaltete.
Denn es stimmt eben nicht: im Industriefutter ist nicht alles drin, was der Hund braucht, ganz im Gegenteil, Industriefutter macht Hunde krank. Und gerade Welpen haben das Recht, vernünftig ernährt zu werden. Und vernünftig heißt: roh füttern, viel Pansen und Blättermagen, damit der aus dem Kleinen wirklich ein Prachtkerl wird.