von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin
Liebe Hundefreunde, heute geht es mal nur am Rande um Hunde, heute möchte ich mich mal mit meiner eigenen Spezies befassen. Wir alle erleben seit Wochen und Monaten dieses Drama um Flüchtlinge aus Kriegsgebieten wie Syrien oder Krisengebieten in Afrika, wo die Menschen verhungern, weil westliche Konzerne ihr Land stehlen, unfruchtbar machen oder die Bevölkerung durch Banden und Söldner terrorisieren und vertreiben. Ich bin der Ansicht, daß es ganz egal ist welche Hautfarbe, Geschlecht, Religion ein Mensch hat, wer wie die Menschen im Nahen Osten und in Afrika in Not gerät, braucht unsere Hilfe. Die Bilder von Menschen, die in lächerlichen Booten übers Meer treiben, von ertrunkenen Kindern, von den Menschenmassen mit Kleinkindern, Neugeborenen, alten und jungen Menschen, die wie Vieh über Land getrieben werden, in dreckigen Lagern dahinvegetieren, macht mich ganz hilflos. Ich weiß ja auch, was sie bei uns in der Regel erwartet: Hass, Feindseligkeit, Ablehnung und Ausbeutung.
Auf Facebook habe ich mich nach und nach von allen getrennt, die rassistische und fremdenfeindliche Aussagen gepostet haben und dachte eigentlich, daß ich jetzt die Spreu vom Weizen getrennt hätte. Da ging dieser Tage ein Post über Facebook, daß Asylanten Polzeihunde getreten hätten, nachdem mit diesen Hunden versucht worden war, irgendwelche Auseinandersetzungen zu beenden. Ein Aufschrei ging durchs Netz von allen möglichen Tierschützern, die für sofortige Abschiebung dieser hundeverachtenden Kriminellen waren. Da konnte man Sachen lesen wie: „die verachten doch sowieso alle Tiere und Hunde ganz besonders, die sind doch für die unrein, dieses Pack! Raus mit ihnen, wenn sie sich nicht anständig aufführen!“ Mein lieber Schwan, sind wir hier in Dresden bei Pegida für Hunde, oder was?
Liebe Tierschützer, die ihr euch solche Sorgen um Polizeihunde macht, ich weiß nicht, ob euch folgende Dinge bekannte sind.
1. Polizeihunde werden in der Regel – ich hoffe, es gibt die eine oder andere Ausnahme – mit roher Gewalt dazu gebracht, auf Kommando, z.B. „voran“ in alles und jeden zu beißen, der vor ihnen wegrennt. Wenn man keine Gewalt anwenden würde, kämen sie nämlich nicht auf solche Ideen. Bevorzugt werden Malinois, die auch gezielt dafür gezüchtet werden, daß sie schnell und gnadenlos alles packen, was nicht bei drei auf den Bäumen sitzt. Diese Hunde fürchten nur eins: daß als Folge von Ungehorsam grausame Strafen über sie hereinbrechen.
2. Vor dem Einsatz werden viele dieser Hunde regelrecht aufgepuscht. Ich kenne Polizisten, die ihre Hunde vorher verprügeln, damit die richtig wild darauf sind, sich abzureagieren.
3. An so einen Hund kommst du nicht einfach hin, um ihm mal kurz einen Fußtritt zu versetzen. Der läuft „bei Fuß“ neben seinem Polizisten. Wie es also möglich war, daß die Asylanten so nahe an die Hunde hinkamen, verschweigt dieser Zeitungsbericht. Warum eigentlich?
4. Asylanten kommen nicht mit der MS Asyl als Touristen mit schicken Smartphones nach Deutschland, um mal eben Supermärkte auszurauben, deutsche Blondinen zu vergewaltigen oder Polizeihunde zu treten, welche Missetaten sie dann mit ihren Smartphones fotografieren und diese Fotos mit hämischen Kommentaren versehen nach Hause schicken. Die MS Asyl könnt ihr euch z.B. auf den Videos von Seawatch anschauen, die seit Monaten im Mittelmeer versucht, wenigstens einige dieser armen Seelen zu retten. Hier wollen diese Menschen vor allem eins: arbeiten, Geld verdienen, evtl. ihre Angehörigen nachholen, um sie zu retten oder wieder nach Hause gehen. Behandelt werden sie von vornherein wie der letzte Dreck, zusammengepfercht zu hunderten und tausenden in Lagern, ohne Möglichkeit auf ein bißchen Privatsphäre, und das nachdem ihre Häuser zerbombt wurden, Freunde und Verwandte ermordet, gefoltert, vergewaltigt wurden, nachdem sie schwer traumatisiert endlich hier gelandet sind.
5. Wer Angst vor diesen „Kriminellen“ hat, sollte sich mal vor Augen führen, daß es Straftaten gibt, die kannst du nur als Asylant begehen, z.B. darfst du dich nur in einem ganz begrenzten Umfeld bewegen. Wenn du in Oranienburg registiert bist, darfst nicht einfach so deine Verwandten oder Freunde in Neubrandenburg besuchen, auch wenns nur einen Katzensprung entfernt ist.
6. Mir ist nicht bekannt, daß die Zeitung, die diese Meldung gebracht hat, sich ansonsten dadurch auszeichnet, daß sie auf sanfter und gewaltfreier Ausbildung von Polizeihunden besteht. Ich frage mich, warum sorgen die jetzt auf einmal um die Unversehrheit dieser Hunde?
Das reicht jetzt, alles andere könnt ihr euch im Internet besorgen, aber vielleicht besser nicht bei Pegida oder der AFD.
So, und jetzt zu mir: wenn ich in eine Situation käme, was das Universum verhüten möge, in der Polizisten es für notwendig erachten, daß sie auf mich und meine Freunde mit Hunden losgehen, dann werde ich ganz sicher nicht mit einem Leckerchen wedeln und die Hunde bitten, ganz lieb zu mir zu sein, ich bin auch lieb zu ihnen. Ich werde entweder versuchen, mich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen oder ich werde versuchen mich zu wehren. Und so sehr ich Hunde liebe: ja, ich würde sehr wohl mit roher Gewalt versuchen, so einen Hund daran zu hindern mich zu zerreißen. Schau an, schau an, ich lege nämlich auch Wert darauf, unversehrt zu bleiben. Was mich von Asylanten unterscheidet: ich weiß, daß ich mit Tritten nicht viel ausrichten kann, denn dann hängen dir diese Hunde nämlich in Nullkommanix am Bein. Viel Spaß dann auch!
Was mich am meisten wundert: warum stellt niemand die Frage, was Hunde in solchen Auseinandersetzungen denn eigentlich zu suchen haben? Warum ist das so in Ordnung, daß Hunde mißbraucht und geschunden werden, um menschliche Auseinandersetzungen zu klären? Sind Malinois und Deutsche Schäferhunde es nicht wert, daß man sich für sie einsetzt, solange sie für den Polizeidienst „ausgebildet“ werden? Muß man sich erst um sie kümmern, wenn dieses Asylanten“pack“ nach ihnen tritt? Und anschließend können sie dann gerne wieder ihr Dasein mit Stachelhalsband und Teletackt fristen? Was ist denn das für eine interessante Differenzierung?
Irgendjemand hat mal gesagt: seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere. Ich glaube, es war Nietschze oder Schopenhauer, beide für ihre Umgänglichkeit und Toleranz wohl bekannt. Ich sehe das ein bißchen anders. Ohne Wohlwollen und Sympathie für die eigene Art, also für Menschen ganz generell, kann man in meinen Augen kein guter Tierschützer sein. Denn wenn man seine eigene Spezies nicht achtet, dann sucht man im besten Fall im Tierschutz Ersatz für menschliche Kontakte und das ist in meinen Augen schon ein bißchen asozial. Wir leben alle in einer Welt, wir sind alle dafür verantwortlich, daß es allen (!) Lebewesen auf dieser Welt gut geht, daß sie ihr Leben so leben können, wie sie es möchten, daß sie Hilfe bekommen, wenn sie diese brauchen – egal ob es sich um Orang Utans in Südostasien, Eisbären im schmelzenden Polareis, rumänische Straßenhunde, Mäuse in Laborversuchen oder eben Menschen aus Afrika oder Syrien handelt, auch wenn sie Moslems sind und Hunde als unrein betrachten.
Wenn ich mir zu Weihnachten etwas wünschen darf, dann wünsche ich mir, daß endlich alle verstehen, daß wir nichts erreichen werden, überhaupt nichts, wenn wir nicht endlich aufhören, andere schlecht zu machen, auf andere herabzusehen und ihnen letztendlich die Hilfe und Unterstützung verweigern, die sie brauchen und die wir ihnen geben können – wir müssen nur wollen. Ich wünsche mir, daß alle Menschen weltweit aufstehen für Menschen- und Tierrechte, für Frieden und Wohlstand für alle, daß alle ihr Auskommen finden und leben können, wie sie möchten von der Amöbe bis zum Elefanten, einschließlich aller Menschen. Und ich wünsche mir, daß der Begriff „Tierfreund“ nur ein Synonym für „Menschenfreund“ wird, weil wir nämlich auch Tiere sind, Säugetiere, Landraubtiere, Primaten – mit dem Unterschied zu anderen Tieren, daß wir diese Erde mitsamt ihren tierischen und menschlichen Bewohnern ausbeuten oder zulassen zu unserer eigenen Bequemlichkeit, daß sie ausgebeutet werden, und daß wir sie irgendwann durch unsere Ignoranz unbewohnbar machen werden. Und um das zu verhindern wünsche ich mir, daß solche Ausfälle von Tierschützern gegen Menschen aufhören.
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