Ute Rott
Forsthaus Metzelthin
Gehören Sie wie ich noch zu der Generation, die sich nach jedem Geschenk schriftlich bedanken mußte? Nach meinem Geburtstag und nach Weihnachten wurde ich immer tagelang von meiner Mutter gedrängt und genervt, endlich meine Dankeschön-Briefe zu schreiben. Und dann saß ich da und saß da und saß da………… im Endeffekt war jeder Brief gleich. „Liebe Tante Emma, vielen Dank für das schöne XXXX, das ich zum Geburtstag von dir bekommen habe. Ich habe mich sehr gefreut………..blablabla……..“ So richtig Dankbarkeit kam in mir da nicht auf, schon eher der Gedanke, daß sie mir doch nichts zu schenken brauchen, wenn ich dann diese blöden Briefe schreiben muß.
Meine Schwester bekam mal von ihrem damaligen Freund ein sehr teures Buch zu Weihnachten, das sie sich schon lange gewünscht hatte, sich aber nicht leisten konnte. Im Beisein seiner Tanten riss sie in freudiger Erwartung den kompliziert dekorierten Umschlag runter und fiel ihm vor Begeisterung um den Hals. Die Tanten waren entsetzt. Was ist das für eine Dankbarkeit, wenn man nicht erstmal die tolle Verpackung würdigt!
Von Hunden sagen viele Menschen, sie wären nicht dankbar. Ich seh das auch so: sie schreiben keine Dankesbriefe, sie bewundern nicht die hübsche Petersilie, mit der wir ihren Fressnapf anrichten, sie geben nicht mit herzigem Blick Pfötchen, um sich für das Kuschelbettchen oder das Kauspielzeug zu bedanken. Auch wenn Sie Ihren Bello noch so drängen, er wirds nicht tun, weil er nicht versteht warum. In dieser Hinsicht war und bin ich mir mit Hunden vollkommen einig: wenn jemand gewaltige Aktionen erwartet, die meine – oder des Hundes – Dankbarkeit beweisen, dann soll er seinen Kram doch behalten. Hundliche Dankbarkeit äußert sich eher so wie bei meiner Schwester: in Windeseile wird der Napf mit dem köstlichen Stinkepansen geleert und die Petersilie wird vor lauter Überschwang vielleicht gleich mitverschluckt, das Quietschie wird in die Luft geschmissen und sich drauf gewälzt und ins Körbchen kuschelt sich die Pelznase abends zufrieden brummend rein.
Reicht das nicht? Reichen die glücklichen, strahlenden Augen nicht, die Hasso angesichts des Stinkepansens kriegt? Muß er wirklich erst irgendeinen Sermon à là „Liebe Tante Emma, vielen Dank blabla“ abgeben, damit man sicher weiß, er hat sich gefreut?
Meine kleine, alte Loni braucht seit ca. 2 Jahren fast jeden Morgen eine Massage, sonst sind ihre Muskeln zu verspannt und die alten Knochen kommen nicht so recht in Schwung. Sie bestimmt selber, wann das nötig ist. Manchmal kommt sie jeden Morgen, dann macht sie wieder 1,2,3 Tage Pause. Und jedes Mal passiert das selbe: während ich ihre Brust mit einer Hand stabilisiere und mit der anderen den Rücken massiere, hebt sie ihr Köpfchen – obwohl das sehr unbequem ist für sie – und leckt mir die Hand an der Brust. Dann legt sie ihr Köpfchen wieder ab, schließt die Augen und genießt die Behandlung. Das kann jetzt jeder interpretieren, wie er möchte, aber für mich sagt sie einfach: danke, daß du das für mich tust, es tut mir so gut.
Ganz sicher würde ich sie auch dann massieren, wenn sie das nicht macht, ich tue das nämlich auch für mich. Mir geht es einfach besser, wenn es meinen Hunden gut geht. Ich möchte, daß sie sich bei mir wohlfühlen, daß sie gesund und munter sind, daß sie mit ihren Beschwerden und Problemen zu mir kommen, damit wir eine Lösung finden. Ich möchte, daß sie mir vertrauen, daß sie wissen, daß ich sie liebe und ihre Liebe das größte Geschenk ist, das sie mir machen können.
Sind Hunde dankbar? Für den, der nicht genau hinsieht, vermutlich schon. Wer keine absurden Dankestiraden nötig hat, der weiß, daß Hunde dankbar sind, für alles was wir für sie und damit auch für uns tun.
3 Kommentare zu Danke schön – Können Hunde dankbar sein?