Wie man alles ohne Ende verkomplizieren kann – Hunde einfach füttern

von Ute Rott
Forsthaus Metzelthin

In einer weit verbreiteten Hundezeitschrift war in der letzten Ausgabe ein ausführlicher Artikel von einer bekannten Autorin  zur Ernährung von Hunden. Es geht mir nicht darum, wer hier wo was geschrieben hat und ob das alles richtig ist oder nicht, sondern ich möchte mal die Frage stellen, warum Ernährung von Hunden eigentlich so fürchterlich kompliziert sein soll.  Hunde leben jetzt seit vielen tausenden von Jahren bei uns, ihre wilden Verwandten haben Null Ahnung von der Zusammensetzung des Kaninchens oder des Rehkitzes, das sie gerne verspeisen möchten, und merkwürdigerweise funtkioniert das seit Jahrtausenden ohne daß man ernährungsbedingte Probleme feststellen kann. Außer es gibt zu wenig.

Die Autorin dieses Artikels hat sich redlich Mühe gegeben und listet genau auf, welche Bestandteile im Futter enthalten sein können oder auch müssen, welche Probleme es geben kann, wenn bestimmte Dinge fehlen, was man wann wie füttern kann, um Probleme zu vermeiden oder zu bekämpfen – nur eines hat sie vergessen zu erwähnen: spricht sie von Rohfütterung oder von Industriefutter?

Ich vermute, es geht um Industriefutter, da sie beispielsweise die Problematik von zuviel Eiweiß erwähnt und vollkommen richtig erläutert, daß der Eiweißgehalt im Hundefutter zwischen 15 und 18 % liegen sollte – das entspricht genau dem Eiweißgehalt von frischem Fleisch. Bei Trockenfutter dagegen ist das deutlich komplizierter, dann hier ist nicht nur tierisches Eiweiß enthalten sondern auch pflanzliches, von dem wir nicht so genau wissen, ob und wie Hunde damit klarkommen. Noch dazu läßt sich der echte Eiweißgehalt im Trockenfutter gar nicht so leicht feststellen, da hier der Feuchtigkeitsgehalt bei 6-10% liegt und deshalb erst festgestellt werden müßte, wieviel Feuchtigkeit ist in diesem Futter enthalten und dann müßte man umrechnen, wie hoch der Eiweißgehalt tatsächlich ist. In der Regel kommt man auf einen deutlich niedrigeren Proteinwert im Vergleich zu Frischfleisch, die Frage ist also: wie kann es zu einer Verhaltensproblematik durch zu hohen Proteingehalt kommen, wenn in Trockenfutter weniger Eiweiß als in Fleisch enthalten ist?

Dann die Sache mit den Kohlehydraten, die ja auch eine ganz mysteriöse ist. Da werden Gene gefunden, die Hunde befähigen, Kohlehdrate besser zu verdauen als dies bei seinen wilden Verwandten der Fall ist. Das ist eine gute Nachricht, da das die Ernährung unter Umständen tatsächlich einfacher macht. Denn wenn das so ist, geht die Welt nicht unter, falls Bello mal Kartoffeln oder Getreide frisst. Nur entschuldigt das nicht, daß die meisten Industriefutter –  auch Dosen so sie nicht zu 100% Fleisch beinhalten – deutlich über 50% aus Kohlehydraten bestehen. Das kann man ganz einfach nachprüfen, auch wenn man nicht Veterinärmedizin studiert hat und auch kein ausgewiesener Ernährungsfachmann ist. Man nehme einfach eine Futtertüte/-dose zur Hand und rechne alle Bestandteile zusammen: xx % Fleisch / tierische Nebenerzeugnisse, / xx % Reis / Mais / Kartoffeln, xx % Gemüse / Kräuter, xx % Vitamine, Mineralstoffe………. wer tatsächlich bei 100% ankommt, kann sich glücklich schätzen. In der Regel liegt man deutlich unter 100%. Und da stellt sich doch die Frage: woraus besteht der Rest? Denn dieser Rest beträgt häufig an die 50% oder sogar mehr. Das wäre es doch interessant zu erfahren, was das denn ist.  Die Antwort ist höchst einfach: Stärke. Die wird benötigt, um dem Futterbrei in der Extruderverarbeitung die richtige Konsistenz für die Verarbeitung zu geben. Denn wenn die nicht stimmt, arbeitet die Maschine nicht richtig. Und das möchte der Futtermittelbetrieb natürlich verhindern. Also wird Stärke zugesetzt, damit das auch funktioniert. Was ist das für Stärke? Keine Ahnung. Vermutlich das, was der Einkäufer günstig auf dem Markt bekommt. Vielleicht Mais, vielleicht Soja, vielleicht Kartoffelmehl, vielleicht genverändert, vielleicht bio. Wir wissen es nicht und werden es auch nicht herausfinden.

Jedenfalls steht somit fest, daß der Anteil an Kohlehydraten nicht bei den offen angegebenen 25 oder 30 oder was auch immer Prozent liegt, sondern deutlich höher. Und  Hunde sind nunmal weder Hamster noch Mäuse oder Vögel, sie benötigen ganz sicher  nicht Kohlehdrate in defacto unbestimmbaren Mengen. Denn es ist ein deutlicher Unterschied, ob ihm Napf ihres Hundes mal eine Kartoffel landet oder ob sein Futter zu mindestens 30 bis zu 70% aus Kohlehydraten besteht. Denn das ist für Hunde ganz sicher nicht gesund und es sollte deshalb auch niemanden wundern, wenn Bello Probleme mit der Verdauung, der Bauschspeicheldrüse, sog. Allergien oder gar Krebs bekommt.

Dann wird in diesem Artikel noch sehr kompetent auf die Bestandteile eingegangen, die man als normaler Hundebesitzer mittlerweile alle kennen muß, sonst sollte man sich nicht wundern, wenn der Hund auf einmal Probleme bekommt, Trypthophan und Dopamin und Serotonin………………. und was weiß ich nicht alles. Man kommt sich bei diesen Aufzählungen, die man sehr häufig zu lesen bekommt, vor wie in einer Vorlesung fürLebensmittelchemie oder Biochemie, jedenfalls alles sehr chemisch. Ich bin überzeugt davon, daß die wenigsten Hundemenschen auch nur ansatzweise wissen, was das alles tatsächlich ist und wie es wirkt, aber das kann man ja nicht zugeben. Sondern man füttert dann als Leckerchen Käse, weil der weiß Gott was enthält, was Defizite beim Futter ausgleichen kann, oder die spezielen XY-Cräcker, weil da YZ enthalten ist…………………… Zu dem Thema würde ich gerne mal einen Wolf oder Kojoten befragen. Gott sei Dank geht das aber nicht, denn der würde mich vermutlich für komplett plemplem halten. Zu Recht.

Das Fazit so gut wie aller dieser Artikel ist: es ist unglaublich schwer, Hunde richtig zu ernähren, und wenn ihr nicht alles zu 100% richtig macht, dann geht es euren Hunden schlecht und ihr seid schuld!!!

Also bleib übrigt: das ist alles so kompliziert, da bleiben wir doch lieber beim „bewährten“ Trockenfutter, denn da ist alles drin was die Pelznase so braucht. Die Probleme, die wir dann blöderweise kriegen, die lösen wir anschließend – vielleicht – mit vielen Tierarztbesuchen.

Liebe Hundehalter und Hundefreunde, um die Ernährung seines Hundes so zu gestalten, daß er gesund und munter bleibt, muß man weder Lebensmittelchemie studiert haben, noch muß man bis ins kleinste Detail wissen, was wo zu welchen Prozentsätzen vorhanden und wie oft verfüttert werden muß. Man kann die gleiche Regel anwenden, die man auch für die eigene Ernährung anwenden sollte: regional – saisonal – und so frisch wie möglich. Und das schließt Industriefutter als auschließliche Fütterung einfach radikal aus. Ob man jetzt Getreide zufügt oder besser nicht, ob man Obst und Gemüse füttert oder nur Kräuter, welches Öl das beste ist, wie oft der Hund Knochen bekommen soll oder besser nicht – das sind alles Dinge, die kann man sich nach und nach erarbeiten. Und wenn ein gesunder Hund zwischendrin mal eine Dose bekommt oder fertige Hundewurst oder sonst was vorgefertigtes, wird er schon nicht gleich tot umfallen. Genauso wie wir nicht gleich sterben, wenn wir mal eine Tiefkühlpizza in die Röhre schieben oder einen Döner verzehren.

Also: seht einfach alles ein bißchen locker, freut euch, wenn euer Bello Spaß hat, ein großes Stück Pansen zu verschlingen oder einen Fleischknochen zu zerlegen. Deshalb kann man ja durchaus alle möglichen Veröffentlichungen über Hundeernährung lesen, irgendwas lernt man immer!

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